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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Heft 1
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Neumann, Carl: Über Kunst in Italien im zwölften Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0011
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über Kunst in Italien

i in zwölften J a h r li u n (1 e r t.*)

Von

Carl Neumann.

Wenn man von italienischer Kunst im vierzehnten, fünfzehnten und
sechszehnten Jahrhundert redet, so steigen vor der Erinnerung eines
jeden die hohen Namen und Kunstwerke einer glänzenden Epoche auf.
Von Giotto an eine lange Reihe bis zu den Apostelfürsten des Cinque-
cento, Raphael und Michel Angelo.

Wer von italienischer Kunst im dreizehnten Jahrhundert, oder gar
im zwölften zu reden unternimmt, vermag nicht, sein Thema an führende
Gestalten anzuknüpfen. Er kann überhaupt nicht von italienischer Kunst
sprechen, sondern nur von Kunst in Italien. Denn in diesen Zeiten ist
von einer italienischen Kulturindividualität nichts zu spüren. Im zwölf-
ten Jahrhundert ist Italien ein geographischer Begriff. Die Werke,
die auf der Halbinsel zwischen den Alpen und dem sizilischen Meer
entstehen, zeigen sehr verschiedenen Charakter und scheinen einer ge-
meinsamen Besprechung zu spotten. In der Hauptsache gesehen, treten
sie in zwei Gruppen auseinander.

Die Lombardei, die Poebene, ist eine Welt für sich. Wenn man
früher darüber stritt, ob die charakteristischen Erscheinungen der roma-
nischen Architektur, denen man in diesen Bereichen seit dem elften
Jahrhundert begegnet, ebenda erwachsen und darnach in den Ländern
jenseits der Alpen nachgeahmt worden seien oder ob das Verhältnis um-
gekehrt zu denken sei, so ist man heute geneigt, anzunehmen, dass diese
Kunst ungefähr gleichzeitig in den Thälern des Po, des Rheins und
der Rhone und überall selbständig sich entwickelt habe. Daher gehört
für die kunstgeschichtliche Betrachtung die Lombardei für jene Zeit
fast mehr zu den Ländern jenseits der Alpen als zu Italien.

1) Habilitations vor trag, gehalten vor der philosophischen Fakultät der Universität
Heidelberg.

NEUE L1EIDELB. JAHllßUECTIER V.

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