Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Ohlenschlager, Friedrich: Der Name "Pfahl" als Bezeichnung der römischen Grenzlinie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0071
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dev Name „Pfahl“ als Bezeichnung der römischen

Grenzlinie.

Von

Friedrich Olilensclilager.

Die Überreste des römischen Grenzwalles in Deutschland werden
im grössten Teile seines Verlaufs vom Volksmund mit dem Namen
„Der Pfahl“ bezeichnet und die Gelehrten führten diese Bezeichnung
meist auf das lateinische Wort palus, der Pfahl, zurück, indem früher
vorhandene Grenzpfähle oder Palissaden diesen Namen veranlasst hätten.

Man schloss das Vorhandensein solcher Pfähle namentlich aus der
Stelle des Spartianus im Leben Hadrians c. 12: per ea tempora et alias
frequenter in plurimis locis, in quibus barbari non fluminibus sed limiti-
bus dividuntur, stipitibus magnis in modum muralis saepis funditus
jactis atque connexis barbaros separavit.

Die Erklärung des Namens Pfahl gewann dadurch grosse Wahr-
scheinlichkeit und bis jetzt hat sich meines Wissens keine Stimme ernst-
lich dagegen erhoben *)•

Schon lange aber stiegen mir über die Richtigkeit dieser Ableitung
Zweifel auf, herbeigeführt namentlich durch das Studium der Orts- und
Flurnamen, die ich auf ihren geschichtlichen Gehalt prüfte.

Weil nun die kürzlich erfolgte Auffindung von Pfahlresten im Grenz-
gräbchen vor dem rätischen Grenzwall1 2) der früheren Deutung eine neue,
scheinbar unwiderlegliche Stütze zu bieten scheint, glaube ich mit meinen
Bedenken nicht länger zurückhalten zu dürfen.

1) Eine mögliche Ableitung von dem lateinischen vallus, vallum wird mit viel
Zurückhaltung angedeutet von Aventin, Annales. 1. 151. 10; von Doederlein, Anti-
quitates in Nordgavia Romanae 1731. S. 25; von Palil, Herda P>. III S. 94 und
von Lexer in Grimms Wörterbuch B. YII. Sp. 1598 pfähl. 3.

2) Limesblatt n. 10. Sp. 302 ff. mit Abbild.
 
Annotationen