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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Zangemeister, Karl: Zur germanischen Mythologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0070
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Karl Zangemeister, Zar germanischen Mythologie

statuen. Von diesen gehört das älteste Exemplar in das Jahr 221, von
jenen in das Jahr 170, und dass die Gruppierung einer älteren Zeit an-
gehört, lehren die Denkmäler der equites singuläres. Es würde sich dann
die verschiedene Gestaltung der Götterbilder erklären1). Andererseits
kann es bei dem Synkretismus jener Zeiten nicht auffallen, wenn beide
Typen auf demselben Monumente erscheinen 2). Überhaupt kommt in
Betracht, dass wir über das ganze Ensemble dieser Denkmäler bis jetzt
nur unvollkommen unterrichtet sind. Es fehlt noch eine Zusammen-
stellung der Säulenmonumente und der Stücke, die zu solchen sicher oder
vermutlich gehört haben.

Was den Kaiserkult betrifft, so ist bemerkenswert, dass die Formel
„In h(onorem) d(onms) d(ivinae)“ gerade auch auf demselben Gebiete
am häufigsten vorkommt. Das älteste Beispiel dürfte wohl der in Kastell
gefundene Viergötterstein des Jahres 170 sein, zugleich der älteste Ver-
treter dieser Denkmälergattung. Da aber ein Zeitraum vergangen sein
wird, bis die Worte formelhaft wurden und zu jenen Siglen zusammen-
schrumpften, so dürfen wir ihre Einführung in etwas frühere Zeit setzen.
Von den Säulendenkmälern aber ist aus dem zweiten Jahrhundert noch
keines zu Tage gekommen.

Wenn sich diese Vermutung über die Juppitersäulen (und nur als
eine solche will sie gelten) bestätigt, so wird man die weitere Frage ins
Auge zu fassen haben, ob dieser Säulen-Typus vielleicht auf eine mytho-
logische Vorstellung der Germanen zurückzuführen ist.

1) So hat Hettner W. Z. IV 378 nach Besprechung einiger Monumente, die
einen Gott neben einem schlangenfüssigen Wesen stehend zeigen, die Frage auf-
geworfen, ob etwa dieselbe mythologische Vorstellung eines einheimischen Volkes
von den Römern bald durch Juppiter, bald durch Mercur zur Darstellung gebracht.
worden ist.

2) Wie auf dem von Schierstein (Nass. Ann. 22 Taf. III. IV) und dem von
Ehrang, wenn das Postament zu einer der Reiterstatuen gehört, was grosse Wahr-
scheinlichkeit besitzt (s. Hettner, Steindenkm. S. 22).
 
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