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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Heft 1
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Cantor, Moritz: Zahlensymbolik: Vortrag, gehalten in Heidelberg am 18. Dezember 1894
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0035
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Zahlensymbolik.

Vortrag, gehalten in Heidelberg am 18. Dezember 1894

von

Moritz Cantor.

Einmal ist keinmal. Doppelt genäht hält besser. Aller guten Dinge
sind drei. Diese Aussprüche dürften kaum irgend einem Leser unbe-
kannt sein, aber ob sich Jeder des geistigen Unterschiedes bewusst ist,
der zwischen ihnen obwaltet, das ist eine andere Frage.

Einmal ist keinmal. Damit ist das Recht der Ausnahme behauptet,
dasselbe Recht, welches in dem Satze festgehalten ist, dass die Aus-
nahme die Regel bestätige. Doppelt genäht hält besser. Das ist eine
unzweifelhafte Wahrheit, welche keiner Deutung bedarf. Aller guten
Dinge sind drei. Hier tritt uns eine Behauptung entgegen, welche dem
Zahlbegriffe drei eine nicht ohne Weiteres ersichtliche, noch ohne Wei-
teres als wahr zuzugestehende Eigentümlichkeit zuweist, welche das Gute
symbolisch mit der Zahl drei verbindet.

Es ist nicht das einzige Beispiel solcher Vereinigungen von Zahlen
und anderen Begriffen, welche geschichtlich nachweisbar sind, das ich
hier nannte, es ist Eines unter Vielen, und es sollte darauf hinweisen,
welche Dinge etwa ich in diesem Vortrage zur Sprache zu bringen
wünsche, wenn ich mir auch nicht versagen werde, nach rechts und links
abzuschweifen, wo an Zahlwörter Bemerkungen von allgemeinerer An-
ziehungskraft sich anknüpfen lassen.

Wie in aller Welt kam man dazu, Zahlen mit Eigenschaften zu
versehen? Das ist eine Frage, die sich leichter auf drängt, als sie sich
genügend beantworten lässt. Zunächst möchte ich indessen wenigstens
darauf hinweisen, dass gewisse Zahlen sich mehr als andere der Auf-
merksamkeit empfehlen, nämlich die Grundzahlen und Stufen-
zahlen von Zahlensystemen. Ich glaube diese Wörter etwas
näher erklären zu sollen.
 
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