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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Heft 1
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Ohlenschlager, Friedrich: Der Name "Pfahl" als Bezeichnung der römischen Grenzlinie
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0072
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62

Friedrich Oklenscklager

Die Grenzmarken der Körner wurden im allgemeinen mit dem la-
teinischen Worte limes bezeichnetJ). Dass namentlich die künstlichen
festen Grenzlinien so benannt wurden, können wir aus einer Stelle des
Itinerarium Antonini entnehmen, wo im Titel des ersten iter: „a limite,
id est a vallo, Praetorio usque“ limes und vallum olfenbar in gleicher
Bedeutung gebraucht werden. Ebenso beweisen die Ausdrücke limitem
aperire1 2), limitem a Tiberio factum scindere3), rumpere4), dass an diesen
Stellen bei Überschreitung der Grenze an Beseitigung eines Verhaus,
eines Walles oder einer Mauer gedacht war.

Deshalb wurde auch die Grenzlinie rechts des Rheines gegen die
Germanen als limes bezeichnet. Nach Trebellius Pollio wurde Postumus
vom Kaiser Valerian zum Kommandanten der überrheinischen Grenze
(Transrenani limitis ducem) gemacht5 *), und Fl. VopiscusG) nennt diese
Grenze in gleicherweise; diejenige Grenzlinie aber, welche die römische
Provinz Raetia von den Barbaren schied, trug den Namen limes Raeticus7).

Büchner und nach ihm andere Altertumsforscher8) bezeichneten
den letztgenanten Teil mit dem Namen limes Danubianus oder Trans-
danubianus, ohne zur Stütze und Berechtigung dieses Namens eine Über-
lieferung aus der römischen Zeit beizubringen; Oberst Erhard nennt
ihn dekumatiseher Limes9).

ln gleicher Weise sind die Benennungen vallum Hadriani und vallum
Probi, die uns schon auf dem Titel von Döderleins Schrift be-
gegnen 10), lediglich gelehrte Bezeichnungen aus der neueren Zeit und
namentlich durch die längs der Grenzwehr in Bayern aufgestellten Denk-
steine verbreitet, in welchen limes Danubianus, vallum Hadriani und
vallum Probi regelmässig unter den alten Namen der Grenzlinie angegeben
werden, ohne dass sich die Verfasser der Denkmalsinschriften die Mühe
genommen hätten, diese Angaben irgendwo und irgendwie zu begründen.

1) limes Africanus, Illyrici, Libycus, Raeticus, Scytkicus s. Index zu den
scriptores kistor. Augustae.

2) Velleius II. 120. Seneca benef. I. 15.

3) Tacit. Ann. I. 50.

4) Yopisci Tacitus c. 3. nam limitem Transrenanum Germani rupisse dicuntur.

5) Pollionis Postumus.

G) Yopisci Tacitus c. 3.

7) Vopisci Bonosus c. 14 u. Aurelianus c. 13.

8) Buckner, Reise auf die Teufelsmauer II. S. YI. Hodgkin, tke Pfakl-
graben, S. 78.

9) Erkard in der Kriegsgesckickte v. Bayern. I. S. 122.

10) Döderlein, Sckediasma Historicum Impp. P. Ael. Hadriani et M. Aur.
Probi Yallum et murum vulgo die Pfaklkeck etc. 1723.
 
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