Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Ohlenschlager, Friedrich: Der Name "Pfahl" als Bezeichnung der römischen Grenzlinie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0073
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Name „Pfahl“ als Bezeichnung der römischen Grenzlinie

63

Wollen wir also z. B. die römische Grenzlinie in Bayern mit quellen-
massigen, alten Namen bezeichnen, so sind nur die Ausdrücke limes
Raeticus oder limes Raetiaen) zulässig, denn diese allein sind uns aus
dem Altertum überliefert.

Eine andere Bezeichnung begegnet uns nur in einer oft angeführten
Stelle des Ammianus Marcellinus (1. XVIIT. 2. 16), in welcher er von
einem der germanischen Feldzüge Julians (a. C. 359) erzählt, der Kaiser
sei in die Gegend gekommen, welche Capellatium oder Palas genannt
wird, wo Grenzsteine das Gebiet der Alamannen und Burgunder schieden
(„ad regionem cui Capellatii vel Palas nomen est, ubi terminales lapides
Alamannorum et Burgundiorum confinia distinguebant“), allein diese
Worte des Ammian beschäftigen sich doch kaum mit einem Teile der
römischen limes, sondern mit der Grenze zwischen zwei germanischen
Gebieten: und die Ausdrucksweise des Ammianus: cui Palas — nomen
est lässt uns annehmen, dass er seinen Lesern eine nichtlateinische Be-
zeichnung habe mitteilen wollen.

Von der gebräuchlichen lateinischen Bezeichnung limes die jetzige
deutsche Bezeichnung Pfahl abzuleiten, ist unmöglich; es ist aber ebenso
unwahrscheinlich, dass die Germanen ihre Benennung des Grenzwalles
einem lateinischen Wort entlehnten, dessen sich die Römer selbst zur
Benennung des Grenzwalles nie bedienten.

Wir müssen daher annehmen, dass die Germanen, welche in den
römischen Staat eindrangen, den Resten der Grenzmauer ihrer Anschauung
entsprechende Namen gaben, und da wir auf der ganzen Strecke mit
wenig Unterbrechungen einen und denselben Namen, den Namen
Pfahl, mit Vorzug verwendet finden, muss derselbe einer dauerhaften,
überall wahrnehmbaren Beschaffenheit der Grenzlinie entsprechen, dürfte
also kaum den leicht zerstörbaren Pfählen entnommen sein.

Betrachten wir zunächst, wie heutzutage die römische Grenzlinie
benannt wird.

Die weiteste Verbreitung hat die Bezeichnung Pfahl (Pfal, mit der
dialektischen Nebenform Pohl, Pol und Pähl) und seine Verbindungen,
so heisst die Grenzmarke von Kipfenberg, wo die Benennung „Teufels-
mauer“ früher nicht bekannt war, bis in die Nähe von Gunzenhausen1 2),
während in der Gegend von Unterhambach Pfahl und Teufelsmauer ab-

1) Henzen, Acta Frätrum Arvalium p. CXCVII.

2) Redenbacher, Handschriften VII. S. 141, Mayer, Teufelsmauer II. 27.
33. 30. 38; III. 23.
 
Annotationen