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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Zangemeister, Karl: Zur germanischen Mythologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0057
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Karl Zangemeister, Zur germanischen Mythologie

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auch diese Reiter, wie die frühere Leibwache, wieder geradezu Germanen,
auch Bataver genannt wurden1).

Unter den ca. 200 Inschriften dieser equites singuläres, die sich
alle in Rom selbst gefunden haben, sind nun für unseren Zweck von
hervorragendem Werte die 50 Votivsteine, welche im vorigen Jahrzehnt
in einer der beiden Kasernen dieser Gardereiter an der via Tasso bei
der Scala santa am Lateran ausgegraben worden sind2). Die Veran-
lassung der Widmung findet sich bei mehreren (n. 4—15) ausdrücklich
angegeben: es war dies der ehrenvolle Abschied nach abgeschlossener
Dienstzeit von 25 bis 29 Jahren (Henzen p. 261). Ein grosser Teil dieser
Denkmäler und gerade die meisten der für uns in Betracht kommenden
sind datiert: diese gehören in die Zeit von Hadrian bis Pius.

Einige dieser Votivsteine sind einzelnen Göttern geweiht, z. B. dem
Juppiter (n. 27), dem Mars (n. 1), aber auch solchen, deren Namen schon
auf den heimatlichen Kultus der betreffenden fremden Soldaten hinweisen,
wie n. 36 „D(e)ae Menmanhiae“3), n. 38 „Toutati Medurini“ 4), n. 37
„Noreiae“5). Unsere besondere Aufmerksamkeit aber nehmen 14 dieser
Denkmäler in Anspruch, auf denen ein grosser Komplex von römischen
und fremden Gottheiten in auffallend konstanter Anordnung auftritt,
wie die umstehende Zusammenstellung zeigt. Die Campestres, Epona,
Matres, Suleviae0) führen unzweifelhaft auf das Rheingebiet als die
Heimat ihres Kultus, und es sind deshalb diese Inschriften bereits von
Siebourg, de Sulevis 1886 und Ihm, Matronen (Bonn. Jahrb. 83 S. 105ff.)
für ihre Zwecke verwertet worden. Die grosse Gruppe von 18 einzelnen
Gottheiten gestattet uns aber m. E. noch weiter zu gehen in der Deu-
tung dieser Göttervereinigung.

1) Mommsen, Hermes 16 S. 459; 19 S. 30, Ephem. ep. 5 p. 233. Vgl. Henzen,
p. 268 und dazu Mommsen Westd. Korr.-Blatt 1886 Sp. 124.

2) Veröffentlicht von Lanciani in den Notizie degli scavi 1885 und 1886, sowie
im Bullettino della commiss. comun. 1885, von Le Blant, comptes-rendus de l’Acad.
des inscr. 1886, ferner von Henzen mit ausführlicher Besprechung in den Annali dell’
Inst. 1885 p. 235 ff., nach dessen Nummern 1—24 ich citiere. Eine neue Ausgabe
wird demnächst im Supplement zu Corpus VI pars 4 pag. 3053 ff. erscheinen; von
dieser hat mir Hülsen gütigst eine Druckprobe mitgeteilt.

3) Vgl. Mommsen, Westd. Korr.-Bl. 1886 Sp. 123; Ihm, Bonn. Jahrb. 83 S. 103.

4) Mommsen, ebendas.

51 Die Noreia wurde in Noricum verehrt, wo der gleichnamige Ort (j. Neu-
markt) bekannt ist. Sie wird Corp. III 4809 Isis Noreia, 4810 Noreia Isis genannt.
Wenn daher Tacitus Germ. 9 sagt: „pars Sueborum et Isidi sacrificat“, so ist sehr
wohl möglich, da er unzweifelhaft Donau-Sueben meint, dass diese Isis eben die
Noreia war.

G) S. unten S. 52 Anm. 2.
 
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