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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Heft 1
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Zangemeister, Karl: Zur germanischen Mythologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0062
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52

Karl Zangemeister

geschobenen Terra, Caelum, Mare, Neptun ns ’). Wir werden also für
die Salus, ebenso wie für die ihr zugesellten Fatae und Campestres,
ferner für Silvanus, Apollo und Diana nicht minder als für Epona1 2),
Matres, Suleviae3) anzunehmen haben, dass sie dem heimischen Kult der
Gardereiter angehörten. Es ist wohl nicht Zufall, dass auch in dieser
Gruppe (von der Salus an) Dreiheiten4) vorliegen. Was Silvanus be-
trifft, so ist ihm in Rom mit dem Genius eq. sing. Aug. ein besonderes
Denkmal gewidmet, auf dem er in der bekannten Weise dargestellt ist
(Corp. VI n. 3712); ähnliche Bilder dieses Gottes finden sich aber gerade
auch in Germanien. Es muss der weiteren Forschung überlassen bleiben,
für Silvanus wie für die ihm folgenden Apollo und Diana die entsprechen-
den fremden Gottheiten nachzuweisen. Dass Apollo und Diana hier
keine keltischen Gottheiten sind, möchte übrigens daraus hervorgehen,
dass dem keltischen Heilgott, dem Apollo-Belenus die Minerva-Belisama
beigesellt wird, nicht die Diana (Zeuss S. 33).

Es wird sich nun der Mühe verlohnen, diese in den Inschriften der
equites singuläres gemachte Entdeckung für die übrigen Denkmäler des
Römerreiches zu verwerten; denn es lässt sich hoffen, dass die weitere
Forschung zu manchem Gesichtspunkt führen wird, der über die germani-
schen und überhaupt über die fremden, nichtrömischen Kulte und deren
Reception im Römerreiche Aufklärung bietet. Ich beschränke mich hier
darauf, noch einige Beobachtungen zu erwähnen, die sich mir bei einer
vorläufigen Umschau im epigraphischen Material hierfür ergeben haben.

Die germanische Trias findet sich auch in der Inschrift von Re-
magen5): „I. o. m. et Genio loci Marti Hercul[i] Mer cur io Am-

1) Vielleicht ist bei diesen eine Beziehung zum Sonnengott anzimehmen. Denn
in derselben Inschrift ist Sol mit Luna eingeschaltet. Der Name Mithras steht hier
nicht, ebensowenig wie in n. 23 („Soli divino“). Jedenfalls kann damit aber nicht
Apollo gemeint sein, da dieser selbst noch auf diesem Steine genannt ist.

2) Vgl. Mommsen, Westd. Korr.-Blatt. 1886 Sp. 125.

3) „Matres, Suleviae" erklärt Henzen S. 270, Mommsen dagegen (a. a, 0.,
Sp. 124): „Matres Suleviae“. Eine sichere Entscheidung ist bis jetzt nicht möglich.
Dass die Sul. den Matres nahe verwandt sind, zeigt besonders das Relief bei Ihm,
S. 79 zu der Inschrift n. 18 vom J. 160, die den „Sulevis et Campestribus“ gewid-
met ist. Allein ganz identisch mit der der Matres ist diese (höchstwahrscheinlich
auf die Sul. bezügliche) Darstellung nicht, und der Name „Matres“ ist für die
Suleviae nirgends mit Sicherheit nachzuweisen. Denn in der Inschrift Henzen
n. 24 (== Ihm n. 14) „Matribus paternis et maternis meisque Sulevis“ kann „meisque“
sehr wohl auf „Sul.“ bezogen werden, wie Ihm S. 80 richtig bemerkt. Ausserdem
ergiebt sich bei der Trennung des Wortes „Matres“ von „Sul.“ auch hier eine
Trias (s. oben).

4) Vgl. z. B. Zeuss, Die Deutschen S. 25.

5) Bramb. 646. Vgl. Mommsen, Wochenschrift f. Philol. 1884 S. 27 fg.
 
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