Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Schumacher, Karl: Altes im Neuen: eine Betrachtung der Flurnamen am badischen Limes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0196
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
186

Karl Schumacher

Rückwärts dieser wohl bewachten Grenzlinie, in den eigentlichen
agri decumates, oft der Grenze ganz bedenklich nahe, finden sich gleich-
falls viele römische Bauten, teils einsame Meierhöfe, wie sie ausgediente
Soldaten oder die bekannten gallischen Wagehälse anlegten, teils Stationen
und Relaishäuser längs der zur inneren Linie und dem Rheine führenden
Strassen. Da sie erst zum geringsten Teile untersucht sind, beschränken
wir uns auf wenige gesicherte Beispiele.

Da sind es vor allem wieder die Höne- oder Heunehäuser, wie bei
Bofsheim (jetzt Einehaus genannt), bei Eberstadt (Hennenhaus) hei
Bödigheim, Buchen etc.*).

Gar häufig aber ist der Name entstellt in Hahnen, Hühner, Hennen
etc., so begegnen an verschiedenen Orten Hahnenklingen, Hahnenbrunnen,
ferner Hühnerwald, Hühnergründlein etc. etc., wo z. T. schon römische
Niederlassungen gefunden wurden, teils mit Sicherheit angenommen wer-
den können.

Zahlreich sind auch die mit Schloss, Burg, Mauer oder Heiden, ge-
legentlich auch Römer etc. zusammengesetzten Bezeichnungen. Doch da
die betreffenden Stellen grösstenteils noch der näheren Untersuchung
harren und ohne Zweifel auch manch mittelalterlicher Bau jener Benennung
zu Grunde liegt, wollen wir jetzt nicht weiter darauf eingehen, sondern uns
einer anderen durch Ausgrabungen besser erforschten Gegend zuwenden.

Etwa 20 Kilometer rückwärts dieser äusseren Grenzmarke zieht eine
zweite, gleichfalls durch Türme und Kastelle verbundene und geschützte
Linie, die sogenannte Mümling-Neckarlinie. Sie überschreitet, von der
Kochermündung herkommend, die badisch-württembergische Grenze süd-
lich von Neckarburken in der Nähe des „steinernen Tisches“ und geht
gleichfalls in schnurgerader Linie über Fahrenbach, Oberscheidenthal
nach Schlossau, von wo die gerade Linie verlassen und die Wasserscheide
über Hesselbach, Würzberg, Eulbach etc. eingehalten wird, ähnlich wie
an der äusseren Linie von Walldürn ab ein unregelmässiger Verlauf
stattfindet.

Nahe der Linie, aber ausserhalb liegt (noch auf württembergischem
Boden) bei Tiefenbach im Sonderteich eine römische villa rustica auf
dem „Schlossbuckel“, innerhalb der Linie eine andere am Stock-

1) Ich meine das Gewann „bei den Heunenhäusern“ gegen Höllerbach
zu. Dagegen hörte ich nie bei dem Volke den Namen Hönehaus, welcher im
„Breitenbiischle“ zwischen Götzingen und Buchen auf der Karte 1: 2,5000 eingetragen
ist. Auch ergab eine Untersuchung des dort liegenden Hügels keineswegs römische
Mauerreste, sondern einen Grabhügel aus der Früh-La Teneperiode.
 
Annotationen