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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Heft 2
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Schumacher, Karl: Altes im Neuen: eine Betrachtung der Flurnamen am badischen Limes
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0198
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188

Karl Schumacher

Bei Trienz und Kobern liegen wieder Zwischenkastelle, das bei
Trienz in den „Kochäckern“, das bei Kobern wird allgemein „Höne-
haus“ genannt. Südlich vom Hönehaus ist noch ein römischer Turm
am „Hahnbühl“ zu erwähnen. Vom Hönehaus und mehreren Türmen
dieser Gegend geht die Sage, es sei dort ein goldenes Kalb vergraben
und oft schon wurde heimlich darnach gesucht! Merkwürdig ist aller-
dings, dass bei der Ausgrabung des Hönehauses Bruchstücke eines Stieres
oder Kalbes aus rotem Sandstein in beinahe natürlicher Grösse aufge-
funden wurden, und auch anderwärts an dieser Linie zum Vorschein
kamen. Der Gedanke erscheint also nicht ausgeschlossen, dass die
Auxiliartruppe der Brittones, welche diese Befestigungen erbauten und
bewachten, Kalb- oder Stierverehrer waren ? Einer dieser Türme im
Walde bei Trienz wird auch das „Geldloch“ genannt und dunkle Sagen
von an solchen Orten verborgenen Schätzen flüstert man sich noch allent-
halben zu.

Auch auf den „Maueräckern“ nahe der Kirche von Wagen-
schwend, der Stelle eines Wachturmes, soll ein „Schloss“ gestanden
haben und unmittelbar nördlich vom „weissen Mau er“-Wald befindet
sich eine andere Turmstelle im „Hagfeld“. Der „Hönebuckel“
bei Oberscheidenthal birgt eine kleine Wachstation, das Gewann „Burg-
mauer“, ein grösseres römisches Kastell. Unmittelbar gegen Norden
schliesst sich an die Flur „Heunst“, und im Gewann „im Heunen-
haus“ bei Waldauerbach wurden die Fundamente eines Wachturms
festgestellt. Dass der Name Scheidenthal selbst mit dieser Grenzmarke
zusammenhängt, wie vermutet worden ist, erscheint mir weniger wahr-
scheinlich J). Dagegen wird der Name von Schlossau wohl von dem

1) Der Name von Scheidenthal bezeichnet vielmehr ohne Zweifel eine Thal-
scheide. Es scheiden sich nämlich hier die Thäler der Elzbach, der Galmbach und
der Reisenbach, wovon namentlich die beiden letzteren ziemlich tiefe und beträcht-
liche Einschnitte bilden. Die Quellen der Elz und der Galm liegen ziemlich nahe’
bei einander und sollen sich früher noch näher gewesen sein. Man darf sogar viel-
leicht erwägen, ob die Bezeichnung nicht eine uralte ist. Mit allem Yorbehalte
möchte ich darüber folgende Vermutung aussprechen. Von den verschiedenen Brit-
tones sind noch die in der Gegend von Schlossau und weiterhin inschriftlich be-
zeugten Triputienses lokal unterzubringen. Wie die Beinamen Murrenses, Aurelian-
enses, Elantienses (nach Murr, Öhr und Elz) zeigen, nennen sich die Brittones längs
des Grenzwalles gerne nach Flüssen bezw. nach den davon abgeleiteten alten Namen der
betreffenden Gegenden. Da nun triputeus (oder -um) offenbar Dreiquell oder viel-
leicht auch Dreiquellengebiet bedeutet, Oberscheidenthal das genannte Dreiquellen-
gebiet beherrscht imd weitaus das grösste Kastell der ganzen Gegend ist, erscheint es
mir nicht unmöglich, dass wir in ihm das castellum triputiense zu suchen haben. Dass
mehrere der Inschriften beträchtlich weiter gegen Norden bis Eulbach gefunden wurden,
 
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