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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 7.1897

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Heft 2
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Waldberg, Max von; Mone, Franz Joseph: Briefe von Jacob und Wilhelm Grimm, Karl Lachmann, Creuzer und Joseph von Lassberg an F. J. Mone, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.29033#0240
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226

Max Freiherr von Waldberg

ich mir vorgenommen habe, die ganze Abhandlung weiter auszuführen
und anders aufzustellen. Hagen hatte, wie ich aus seinen Briefen in die
Heimat (I. p. 155) sehe, diese Runen in St. Gallen gleichfalls gefunden.
Aber auch noch mehr, nämlich in einer Hs. von Isidors Abhandlung
über die Accente am Ende noch zwei andere Runenalphabete,
das altnordische von 16 Buchstaben und das reichere anglische,
wie sie ausdrücklich genannt werden.

(In dem Druck der Isidor. Schrift fehlen sie, versteht sich). Von
diesen beiden Runenalphabeten eine Durch Zeichnung zu erhalten,
wäre mir äusserst erwünscht. Ich zweifle nicht, dass Sie nach ihrem
Aufenthalt in St. Gallen Freunde und Bekannte dort zurückgelassen
haben. Sollte Keiner, wenn Sie ihn bäten, die Mühe übernehmen wollen,
die Alphabete durchzuzeichnen und was dazu bemerkt ist, abzuschreiben?
Sie wäre ja so gross nicht. Darf ich also Ihre Güte wieder in Anspruch
nehmen? Kopp hat mir gesagt, dass er zu Paris in einer Hs. des Isidors
gleichfalls ein Runenalph. gefunden, ohne Zweifel dasselbe. Ich hoffe es
auch zu erhalten.

Auch die Beiträge zu den Sagen und Märchen sind dankbar an-
genommen u. zu den Sammlungen gelegt worden. Das hölzerne Pferd
ist aber wohl geradezu aus dem cheval enchante der 1001 Nacht (in
meiner Ausgabe in 12mo T. VII. p. 34 ff.) entstanden. Auch für die An-
zeige des Märchenbuchs sind wir Ihnen verbunden. Das Mythische
Element war schon in der ersten Ausg. deutlich anerkannt, nur gehen Sie
weiter und wollen jede hier geäusserte Idee darin unmittelbar be-
gründet finden. Man muss aber den Märchen ein sinnlich poetisches Da-
seyn gestatten, so gut, wie jeder Poesie, das sich der Idee nicht bewusst
ist, ob gleich darin lebt. Sonst macht man es wie die Philosophen, die
da glauben, die Poeten seyen nur eine Art Abschnitzel von ihnen, mit
etwas Zucker bestreut, weil die Welt es sonst nicht geniessen wolle.
Drückt sich die blümelnde Sprache sinnlicher u. also lebendiger aus, so
werden Sie sie nicht streichen dürfen. Wenn Sie in dem Epischen nur
das beachten wollen, was unmittelbarer Ausdruck alter, religiöser Ideen
ist, das übrige aber als taube Masse wegwerfen, so richten Sie alles
Epos zu Grund, das die unverstandenen Göttersagen besingt,
dennoch aber ein volles, wahrhaftes Leben hat. Doch Betrachtungen im
Allgemeinen sind das leichteste und vieldeutig, am besten wird es seyn
unsere deutsche Heldensage im Einzelnen in ihrer Natur u. Bedeutung
darzustellen und hier bin ich noch wie in der Recension Ihr Gegner in
der Auslegung Sigurds. —. Sie hätten mir es nicht Vorhalten sollen,
 
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