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Veltro, Gros's-Chan und Kaisersage'

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besehen etc., wobei er dann durch den Anblick christlichen Gottesdienstes
bestimmt wird, Christ zu werden und den Namen Priester Johannes
anzunehmen. Doch glaub ich Jas erste bas wart, ich hob es in den
büchern gelesen J).

Dass der Gross-Chan von Ogier sein Geschlecht herleitet, wird bei
Schilderung seines Hofhaltes erwähnt (III. cp. 2):

Und alles volck das zu tisch dienet das redet nitt ee das der (Jan
mit im redet on allein die farenden leut die gedieht machen oder nüwe
mere bringen oder nüwe spyl machen und was sy von got oder von
heyliger Ult wunder und, alten historien, von Oggiers strytten sagen,
das hört er gern. Wan er meint er sy von Oggiers ge schlecht
kommen, und alle l and seyn von Oy gier an in rüren.

Im Übrigen sind Priester Johannes sowohl wie der Chan bei Mande-
ville mit den gleichen Eigenschaften ausgestattet, die ihnen auch sonst
im Mittelalter beigelegt wurden. Priester Johannes ist der vollkommen
christliche Priester-Fürst, begabt mit Frömmigkeit und Herrscher-
tugenden, voll Macht und Majestät, in der schimmernden Pracht seiner
fabelhaften Schätze, so wie er in jenem überladenen Phantasiestück seines
Briefes an Kaiser Emanuel den kindlichen Gemütern des Mittelalters ge-
schildert wurde und den unersättlichen Hörern in immer neuen Bearbei-
tungen und Ausschmückungen wiederholt werden konnte : Si potes dinu-
merare stellas caeli et harsnam maris, dinumera et dominium nostrum
et potestatem nostram1 2). Der Gross-Chan weist die Züge auf, mit denen
auch Marco Polo, Haithon, Johannes de Plano Carpini und Andere ihn
schildern. Er ist der mächtige Herrscher eines unermesslichen Reiches,
ein Freund der Christen, wenn auch selbst ein Heide und in allen
Stücken ein weiser und glücklicher Regent. Es ist das Bild, wie ich
es bereits in dem Excurs zu meiner Inferno-Übersetzung entworfen habe.
Doch treten einzelne Züge noch schärfer hervor.

Im II. Buch cp. 11 heisst es am Schluss:

Item der Küni'g von Jana ist also mechtig das er dich hat ge-
kriegt mit dem herren der do heisset der grosse hnndt, den man
gewonlich nennet Ccm, also wil ich in auch nennen hie noch in dysem
buch durch kürtzung willen. Der Can ist der oberst und der mech-

1) Die erste Namenserklärung schliesst sich eng an den Myreur III. p. 52 u. 6G
an. Über die Abweichung des englischen und französischen Textes, der nur die
zweite Erklärung enthält, cf. Zarncke II. p. 132 ff.

2) Schluss des Briefes, cf. Zarncke I. p. 924.
 
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