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Stand des sachlichen Wissens vom klassischen Altertum sind wir
in keiner Weise unterrichtet. Und doch handelt es sich dabei um
nicht weniger als um die realen Grundlagen von vier Jahr-
hunderten europäischer Renaissancekultur.
Die textlicheGrundlage der Opitzschen Uebersetzung ist
die selbständige und von den bisherigen Ausgaben abweichende
Sophokles-Redaktion, die Triclinius vorgenommen hafte, und die
durch Turnebus zum ersten Male veröffentlicht wurde (Paris 1553).
Das geht hervor aus der Mifübersetzung des neu interpolierten
Verses 1167, aus dem Fehlen von Vers 368, Varianten in den
Versen 964 und 1284, schließlich aus der Anordnung des Per-
sonenverzeichnisses. Da der Triclinische Text von den meisten fol-
genden Herausgebern -vonVarianten der Orthographie und der
Interpunktion abgesehen unverändert übernommen wurde, be-
gegnet die Ermittelung der benutzten Ausgabe größeren Schwie-
rigkeiten. Die neue Choreinteilung der Canterschen Ausgabe
(Antwerpen 1679) ermöglicht keine engere Einkreisung, wie
Heuwes meint, da das Minimum an chorischer Gliederung, (das
Opitz übernommen hat, auch schon bei Turnebus 1553 angedeutef
war. Es kommen daher zwischen 1553 und 1636 alle acht auf dem
Triclinischen Text beruhenden Ausgaben in Betracht, die mir
sämtlich vorgelegen haben16.
Diese Auswahl wird indes erheblich eingeschränkt durch die
Feststellung, daß Opitz den lateinischen Kommentar des Joachim
Camerarius benutzt hat. Ihm ist der der Uebersetzung voraus-
geschickte „Inhalt der Antigone“ größtenteils wörtlich entnom-
men, eine große Zahl von Einzelerklärungen verrät seinen nicht
immer günstigen Einfluß. Ich muß aus Raummangel leider ver-
zichten durch Konfrontierung den Beweis hier zu bringen, indes
ist für den Text des „Inhalts“ die Nachprüfung sehr leicht. Damit
ist ein letzter Anhaltspunkt zur Erschließung der Ausgabe gewon-
nen. Es kommen nun nur noch zwei Ausgaben in Betracht, die
nach 1553 den Kommentar des Camerarius mitabdrucken: Hen-
ricus Stephanus, Paris 1567, und Paulus Stephanus, Genf 1603.
Zwischen diesen beiden eine engere Entscheidung zu treffen, ist
leider nicht möglich, wenn auch die Wahrscheinlichkeit mehr für
die spätere Ausgabe spricht.
Eine Benutzung der griechischen Argumenta und der
16 Eine Einzelausgabe der Antigone von Matthäus Dresserus, die Bursian
(a. a. O. S. 247) und Kämmel (Ä. D. B.) erwähnen, habe ich nicht mehr feststellen
können. Ihre Textgestalt ist mir unbekannt.
 
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