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Magister Johannes Veithen und die sächsischen
Hofkomödianten am kurfürstlichen Hof
in Heidelberg und Mannheim
Von Dr. phil. Carl Speyer
Das große Interesse für Musik und Theater, das am Hofe Carl
Ludwigs gehegt wurde, und die Pflege, die sie fanden, sind (.all-
gemein und besonders aus den Briefen seiner Tochter Liselotte
bekannt. Theaterstücke jeder Art, auch Ballet-Pantomimen1 2, an
denen sich die Hofgesellschaft einschließlich der Fürstlichkeiten
beteiligten, wurden im dicken Turm des Schlosses in Heidelberg
oder in der Friedrichsburg in Mannheim aufgeführt. Carl Lud-
wig zog bekanntlich frühzeitig englische und später französische
Schauspieler an seinen Hof. Auch bedeutendere deutsche Ko-
mödientruppen kamen nach Heidelberg, so 1667 eine Truppe,
deren Vertrag Carl Ludwig eigenhändig abgefaßt hat3. Bisher
war unbekannt, daß Johannes Veithen, Magister und Direktor
der Bande sächsischer Hofkomödianten, gleichfalls in Heidelberg
und Mannheim mit seiner Truppe auftrat.
Die Schriftstücke, die auf Velthens Erscheinen in Heidelberg
bezug haben, liegen im Akt 1033 des Geheimen Hausarchivs in
der Residenz in München. Sie gelangen unten zum Abdruck.
Zuvor sei noch ein Ueberblick über das Schauspielwesen der
damaligen Zeit in Deutschland gestattet.
Ein feststehendes Repertoire mit gedruckten Stücken bestand
erst in seinen Anfängen. Improvisationen ernster und heiterer
Art, Stegreifkomödien, Farcen beherrschten die Bühne. Man
denke nur an den „Hanswurst“ oder die immer wiederkehrende
Figur des „Bauern Pickelhäring“3. Auch die sog. Haupt- und
1 Vgl. Mannheimer Geschichtsbläffer, XXVI, Nr. 9, S. 173—181.
2 Vgl. Mannheimer Geschichfsbläfter, XXIII, Nr. 4, S. 80—82.
3 Pickelhäring = ? Pöckelhäring aus dem englischen „Pickleherring“, ist ur-
sprünglich der Hanswurst der englischen und holländischen derben Komödie.
 
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