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befunden, daß ich mich außer mehrerer schlesischer Reisen
und der Zeit bald hernach keiner gesundem Zeit seif meiner
Jugend zu erinnern weiß, und das Wetter war im ganzen vor-
bildlich, es drohte zwar bisweilen, erhellte sich aber immer wie-
der, nur auf dem eigentlichen Rückwege hatten wir einige Regen-
tage, um derentwillen wir auch ein paar Tage früher nach Hause
gekommen sind, als anfänglich meine Absicht war. Laß Dir dies-
mal nur im allgemeinen sagen so viel, daß Du uns auf der Charte
folgen kannst. Von hier reisten wir über Leipzig und Weimar,
wo wir zwei Tage leider blieben, deren Interessantes sich darauf
beschränkt, daß ich eine Viertelstunde bei Goethe war, einen
Abend bei der Großfürstin Thee trank, und daß wir ein paar
Spaziergänge in den wirklich sehr schönen Park machten. Nach
Frankfurt, wo wir auch einige ziemlich leere Tage verweilten; es
ist aber eine viel schönere und anmutigere Stadt, als ich geglaubt
hafte. Müllers aus Bremen, von denen Du ja wohl weißt, waren
mit uns da und machten nun auch mit uns die herrliche Wasser-
fahrt auf dem Rhein durch das Rheingau bis Koblenz hinunter.
Zwei Tage dauerte diese Fahrt mit eingerechnet das Aussfeigen
an den schönsten Stellen, diese waren Rüdesheim und Bacharach,
bezaubert muß man sein von der Pracht dieser Gegend; beschrei-
ben kann ich Dir nichts; aber manches wohl werde ich Dir mit-
feilen, wenn wir uns sehen. Von Koblenz fuhren wir noch mit
Müllers zusammen zu Lande bis Nassau, wo wir uns trennten und
wir nach Μ. Abreise noch einen schönen Ausflug bei Stein zu-
brachten, der dort ein herrlich gelegenes Gut hat, auf dem er auch
so heiter war, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Gegen Abend
fuhren wir nach Schwalbach, wo nun das Badeleben anging, das,
an sich selbst leicht langweilig, nur durch einige sehr anmutige
Landpartien und durch ein paar interessante Bekanntschaften
vei schönt wurde. Mir sagten Bad und Brunnen gleich sehr zu,
Ludchen weniger, die erst zuletzt gute Erfolge zu spüren anfing,
und zu arg ist der Müßiggang, zu dem man verdammt ist.“
Mit steigender Wärme fährt Schleiermacher in seinem Reise-
bericht fort. In Heidelberg traf er, wie eine Randnotiz besagt,
auch mit einem Vetter seiner Frau, Ludwig v. Mühlenfels, zu-
sammen, der 1813 in die Lüfzowsche Freischar eingefrefen war,
dann in Heidelberg studierte und später als Demagog eine zeit-
lang gefangen gehalten wurde. Im musikliebenden Hause des
Kanzlers Niemeyer war Schleiermacher einst als Hallischer Pro-
fessor gern eingekehrf. Und war nicht Bamberg, die bischöfliche
befunden, daß ich mich außer mehrerer schlesischer Reisen
und der Zeit bald hernach keiner gesundem Zeit seif meiner
Jugend zu erinnern weiß, und das Wetter war im ganzen vor-
bildlich, es drohte zwar bisweilen, erhellte sich aber immer wie-
der, nur auf dem eigentlichen Rückwege hatten wir einige Regen-
tage, um derentwillen wir auch ein paar Tage früher nach Hause
gekommen sind, als anfänglich meine Absicht war. Laß Dir dies-
mal nur im allgemeinen sagen so viel, daß Du uns auf der Charte
folgen kannst. Von hier reisten wir über Leipzig und Weimar,
wo wir zwei Tage leider blieben, deren Interessantes sich darauf
beschränkt, daß ich eine Viertelstunde bei Goethe war, einen
Abend bei der Großfürstin Thee trank, und daß wir ein paar
Spaziergänge in den wirklich sehr schönen Park machten. Nach
Frankfurt, wo wir auch einige ziemlich leere Tage verweilten; es
ist aber eine viel schönere und anmutigere Stadt, als ich geglaubt
hafte. Müllers aus Bremen, von denen Du ja wohl weißt, waren
mit uns da und machten nun auch mit uns die herrliche Wasser-
fahrt auf dem Rhein durch das Rheingau bis Koblenz hinunter.
Zwei Tage dauerte diese Fahrt mit eingerechnet das Aussfeigen
an den schönsten Stellen, diese waren Rüdesheim und Bacharach,
bezaubert muß man sein von der Pracht dieser Gegend; beschrei-
ben kann ich Dir nichts; aber manches wohl werde ich Dir mit-
feilen, wenn wir uns sehen. Von Koblenz fuhren wir noch mit
Müllers zusammen zu Lande bis Nassau, wo wir uns trennten und
wir nach Μ. Abreise noch einen schönen Ausflug bei Stein zu-
brachten, der dort ein herrlich gelegenes Gut hat, auf dem er auch
so heiter war, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Gegen Abend
fuhren wir nach Schwalbach, wo nun das Badeleben anging, das,
an sich selbst leicht langweilig, nur durch einige sehr anmutige
Landpartien und durch ein paar interessante Bekanntschaften
vei schönt wurde. Mir sagten Bad und Brunnen gleich sehr zu,
Ludchen weniger, die erst zuletzt gute Erfolge zu spüren anfing,
und zu arg ist der Müßiggang, zu dem man verdammt ist.“
Mit steigender Wärme fährt Schleiermacher in seinem Reise-
bericht fort. In Heidelberg traf er, wie eine Randnotiz besagt,
auch mit einem Vetter seiner Frau, Ludwig v. Mühlenfels, zu-
sammen, der 1813 in die Lüfzowsche Freischar eingefrefen war,
dann in Heidelberg studierte und später als Demagog eine zeit-
lang gefangen gehalten wurde. Im musikliebenden Hause des
Kanzlers Niemeyer war Schleiermacher einst als Hallischer Pro-
fessor gern eingekehrf. Und war nicht Bamberg, die bischöfliche