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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1936

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Krebs, Manfred: Aus der Geschichte der Klosterbibliothek von Petershausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47623#0083
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Johann neben seiner offenbar hervorragenden administrativen Tüchtig-
keit auch geistige Interessen besaß, die über das Mindestmaß des für
die klösterliche Praxis erforderlichen theologisch-juristischen Wissens
hinausreichten. Wenn unter den von ihm angeschafften Büchern auch ein
vollständiger Basler Druck des Jahres 1496 von Gregors Moralia er-
scheint, so gibt das zugleich die Erklärung dafür, daß die alte Gregor-
Hs der Klosterbibliothek, deren Fragmente oben erwähnt wurden, da-
mals überflüssig geworden war und deshalb als Einband der beiden aus
Johanns Zeit stammenden Beraine 3655 und 3656 dienen konnte.
Von der beginnenden Reformationszeit bis zu jenen kurzen, oben be-
rührten Notizen der literarischen Reisenden des 18. Jhs sind uns keiner-
lei Nachrichten über die Klosterbibliothek von Petershausen erhalten.
Wir vermögen uns daher weder von ihrer Neu-Einrichtung nach der
Wiederherstellung des Klosters von 1554 noch von ihrem weiteren Aus-
bau im 17. und 18. Jh ein Bild zu machen. Was die Akten und Rech-
nungen bieten, geht über dürftige und zusammenhanglose Vermerke
nicht hinaus.
Es bleibt danach nur noch übrig, auf die letzten Schicksale der Klo-
sterbibliothek einen kurzen Blick zu werfen. Die Hauptmasse der Pe-
tershausener Bücherbestände scheint bald nach der Säkularisation mit
der Salemer Bibliothek vereinigt worden zu sein. Wer dann zuerst den
Anstoß zu dem Plan gegeben hat, diese vereinigten etwa 60000 Bände
zählenden Klosterbibliotheken für Heidelberg zu erwerben, geht aus
den Akten nicht klar hervor. Jedenfalls stattete Fr. Chr. Schlosser schon
1824 in Salem einen Besuch ab, um die Bibliothek zu besichtigen. Aber
erst als Franz Joseph Mone, der damals ehrenamtlich die Leitung der
Heidelberger Bibliothek übernommen hatte, sich der Sache annahm,
kamen die Verhandlungen richtig in Gang. Ihm ist das Verdienst zuzu-
schreiben, daß die Erwerbung sich rasch und reibungslos vollzog. Nach-
dem er zweimal nach Salem gereist war, um die Vorverhandlungen zu
führen und die nötigen Voranschläge zu machen, wurde am 27. 12. 1826
ein Vertrag geschlossen, wonach Großherzog Ludwig die Bibliothek für
20000 Gulden der Heidelberger Universität überließ. Im Oktober 1827
fand der letzte Büchertransport von Salem nach Heidelberg statt. Die
Petershausener Inkunabeln waren aus nicht ersichtlichem Grund zu-
nächst noch an Ort und Stelle verblieben; sie gelangten erst 1835 an
ihren jetzigen Aufbewahrungsort. Für die Heidelberger Bibliothek be-
deutete der Gewinn dieser Bestände einen ansehnlichen, wenn auch kei-
neswegs gleichwertigen Ersatz für die schweren Verluste, die ihr älterer
Bestand 1623 erfahren hatte.

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