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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1936

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Lautenschlager, Friedrich: Die Wiederbelebung der Heidelberger Juristenschule nach dem Übergang der Universität Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.47623#0085
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ten Gesamtuniversität erreicht worden unter der Führung der neuver-
pflichteten Rechtslehrer, die den Ruhm ihrer Fakultät in Deutschland
fest begründeten und auf die akademische Jugend eine unerwartete An-
ziehungskraft ausübten. Wenn es auch nicht gelungen ist, den badischen
Beamtensohn Gustav Hugo6, den Begründer der älteren historischen
Rechtsschule, aus Göttingen, den verdienten Staatsrechtler Karl Friedrich
Häberlin7 aus Helmstädt, und den genialen Begründer der neuen deut-
schen Strafrechtswissenschaft Anselm Feuerbach8 aus Landshut herbei-
zuholen, wenn auch Friedrich Karl von Savigny9, der sich mit Rat und
Tat an dem Neuaufbau der Ruperto-Carola beteiligte, den ihm frei-
gehaltenen Lehrstuhl für römisches Recht am Ende doch nicht eingenom-
men hat, — mit der Berufung des scharfsinnigen Systematikers Arnold
Heise, des berühmten und begehrten Pandektisten Thibaut und des be-
deutendsten deutschen Prozessualisten Christoph Reinhard Martin ha-
ben die maßgebenden Vertreter der badischen Regierung, Edelsheim,
Hofer und Reifzenstein, im erfolgreichen Wettbewerb mit Göttingen und
Jena drei Gelehrte gewonnen, deren aufrichtige Freundschaft sie zu
weitwirkender Leistung im Dienste der neuaufblühenden Hochschule
befähigte.
Mittelpunkt und Halt dieser seltenen Gelehrtenfreundschaft des
„Heidelberger juristischen Triumvirats“ war die verträgliche und ge-
sellige, uneigennützige und sachliche Persönlichkeit des Hamburger
Kaufmannssohns Georg Arnold Heise10. Einer Empfehlung Savignys
verdankte der junge Gelehrte den Ruf nach Heidelberg. So schmerzlich
ihm die Trennung von Göttingen und von seinem verehrten Lehrer und
Freund Martin wurde, in dessen Haus er seine ihm eben angetraute
Frau kennengelernt hatte11, mit allen guten Hoffnungen kam er zum
Wintersemester 1804 in die Neckarstadf, die ihm sein gleichzeitig beru-
0 Bad. Biogr. 4, 196; u. ADB 13, 321.
• ADB 10, 278.
8 L. Feuerbach: Anselm Ritter von Feuerbachs Leben 1, 1852, 94ff.
9 K. Obser: Savigny und die Wiederbelebung der juristischen Studien in
Heidelberg (Karlsr. 1903). Franz Schneider in ZGORh 67 (N.F. 28, 1913) 609;
Adolf Stoll: Der junge Savigny (Berl. 1927).
10 Heise ist 1778 in Hamburg gebaren, 1851 in Lübeck als Präsident des Ober-
appellationsgerichtes der drei Hansestädte gestorben. Er studierte in Jena und
Göttingen, war 1803 Privatdozent, 1804 nach einem abgelehnten Ruf Jenas
Extraordinarius in Göttingen, 1804—1814 o.Prof. des röm. Rechts in Heidelberg,
1814—1818 in Göttingen; s. über ihn neben der ADB 11 die Lebensbeschreibung
durch seinen Schwiegersohn W. v. Bippen (Halle 1852) u. über sein Heidelberger
Wirken E. J. Bekker in: Heidelberger Professoren 1, 1905, 153ff.
11 Betty Heise, die 1775 geborene Tochter des kurbraunschweigischen Ritt-
meisters und späteren Obristen Friedrich Ludolph Isenbart.
 
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