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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1936

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Schmieder, Ludwig: Alemannische Stadthäuser und ihre Stellung in der Geschichte des deutschen Fachwerkbaues
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https://doi.org/10.11588/diglit.47623#0159
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— 135 —
Wicklung vorwärts leicht verfolgen und rückwärts in frühere Zeiten ver-
lässigere Schlüsse wird ziehen können, als dies bislang oft geschehen ist-'1.
Auch beim deutschen Bauernhaus werden sich dann die ältesten Bei-
spiele leichter auffinden und zur Klärung seiner Geschichte auswerten
lassen24 25.
Das Bauernhaus war bestimmt vor dem Stadthaus da. Wo, wann und
wie das für beide charakteristische, vom geübten Handwerker gefertigte
Fachwerk entstanden ist, darüber sind wir noch sehr im Unklaren. Das
Handwerk konnte sich jedenfalls in der Stadt am besten entwickeln. In
den Urtypen des Bauernhauses war der konstruktive Grundgedanke, wie
das Ezinger Haus für die sächsische Bauart beweist, bereits vorhanden.
Für das alemannische Haus fehlt leider bis jetzt ein solcher Urtyp. Die
Grundgedanken übernahm das städtische Handwerk und entwickelte
daraus die Typen des Stadthauses gleichwie das kunstvolle Fachwerk.
Dieses verbreitete sich wieder über das Land. Einen ähnlichen Einfluß
wird das an Fürstenhöfe oder Klöster gebundene Handwerk ausgeübt
haben.
Soviel scheint aber bis jetzt festzustehn, daß sächsische und aleman-
nische Bauart die älteren sind, von denen die fränkische Bauweise als
jüngere abgeleitet werden kann.
Dem Fachwerkbau des Ostens sieht man an, daß er mit dem säch-
sischen eng verwandt ist, aber aus der Zeit des Vordringens fränkischer
Bauart vieles übernommen und namentlich in der Verzierung der Giebel
mit geschwungenen Hölzern zu besonderer Eigenart ausgebildet hat;
s. die Abbildungen bei Kloeppel und Harthun.-Die Umgebinde Schlesiens
und der Sudeten zeigen engere Verwandtschaft mit alemannischer Bau-
art, die aber durch die Übertragung der Lasten auf wenige, weit aus-
einandergestellte Stützen des Umgebindes auch wieder ein nur diesen
Bauten eigenes Gesicht erhalten hat. Inwieweit etwa dem Alemannischen
wie den Umgebinden eine ältere deutsche oder gar germanische Bau-
weise zugrunde liegt, scheint mir noch nicht einwandfrei geklärt zu sein.
Auch hierüber dürften eingehende Vergleiche der ältesten Bauten Zu-
sammenhänge noch aufdecken können.
24 Die Zusammenhänge zwischen dem Fachwerk der Umgebinde der von
Franke veröffentlichten Sudetenhäuser, die viel Verwandtes mit alemannischer
Bauart aufweisen, wird dann vielleicht klarzustellen sein. Nach Franke (S. 142)
wären die langen, sich oft kreuzenden Streben auf „die indogermanischen Ve-
neter oder Wenden“ zurückzuführen. Den Bauten, von denen er ausgeht, fehlt
aber eine sichere Datierung.
25 Aus den Abbildungen im „Bauernhauswerk“ zu schließen, ist auf Tafel 12
aus Untergrombach und auf Tafel 14 aus Kippenheim, beide in Baden, je ein
alemannisches Bauernhaus dargestellt.
 
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