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Heidelberger Familienblätter — 1864

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No. 26 - No. 38 (2. März - 30. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43185#0105

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Heidelberger Familienblälter.

M 26. Wittwoch, den 2. Mürz 1864.

Proceß gegen Grecs und Genoſſen.
(Aus der Köln. Ztg.)
CFortſetzung.)

Außerhalb war ihr Auftreten noch verdächtiger. Obgleich ſie im Hotel-
beſtändig zuſammen waren, lange Unterredungen mit einander hatten und
ihre Ausgänge vorher combinirt worden waren, ſo nahmen ſie die Vorſicht,
ſich in den Straßen von einander entfernt zu halten, ſich zu ſtellen, als
kennten ſie ſich nicht, oder ſich darauf zu beſchränken, ſich zu grüßen.
Gleich am Tage nach ihrer Ankunft hatten ſie die Zugänge des reſervirten
Theiles des Tuilerien-Gartens mit einer ſeltſamen Aufmerkſamkeit beobachtet.
Am nämlichen Tage hatten ſie ſich in einem Wagen über den Place de la
Concorde und die Champs Elyſees fahren laſſen; ſie hatten dem Kutſcher
befohlen, im Schritte zu fahren, und auf das aufmerkſamſte die ganze
Strecke, durch die ſie kamen, unterſucht. ö
Am 28. December kam Trabucco, nachdem er in der Nähe der großen
Oper geweſen war, wo Se. Maj. der Kaiſer einer Vorſtellung anwohnte
und ſich dann längere Zeit bei Herrn Ranciot, Haarkräusler, Rue Grange
Rateliere aufgehalten hatte, zu ſeinen Freunden zurück. Alle vier ließen
ſich alsdann in einem Wagen nach dem Boulevard, Ecke der Rue Lepelletier,
führen; ſie erwarteten dort bis Mitternacht die Zurückkunft des Kaiſers,
indem ſie oft voll Mißtrauens um ſich blickten. Am folgenden Tage begaben.
ſich Trabnaco und Greco zu Ranciot unter dem Vorwande ihre Toilette zu
beſorgen, worauf ſie nach der Paſſage de l'Opera gingen, und nachdem ſie
mehrere Male um ſich geſchaut hatten, ob man ſie nicht überwache, prüften
ſie die Zugänge des Theaters, die Gänge und beſonders den reſervirten
Eingang des Kaiſers. Dies dauerte eine halbe Stunde.
Am 30. fand Ranciot, der ſich mit ſeiner Frau nach der Oper begab,
dieſe beiden Individuen unter dem Periſtyl der großen Oper, wo ſie auf
und ab gingen. Am 2. Januar beſuchten Greco, Trabucco, Imperatori
und Maspoli die verſchiedenen Eingänge zu den Tuilerien. Ihre Beſorgniſſe
nahmen aber ſichtbar zu, ſie fühlten, daß ſie überwacht waren; ſie machten
in den Straßen große Umwege, ſei es zu Fuß oder zu Wagen, und warfen.
ohne Aufhören ſcheue Blicke um ſich. Sie waren wegen der Bezahlung
ihrer Ausgaben in Verlegenheit und ſchienen mit Ungeduld einen Brief und
Gelder zu erwarten.
Am 3. Januar nach einem vergeblichen Gange nach der Poſt gaben
ſie große Enttäuſchung kund. Ihre Schritte, ihre Aufregung, ihre Unruhe,
Alles ließ ihre Abſichten errathen. Der Augenblick ſchien gekommen, um
ſich ihrer Perſonen zu verſichern. ö —* ů
Am 3. Januar, um 4½ Uhr Abends, wurden Trabucco und Greco,
 
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