Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Familienblätter — 1864

DOI Kapitel:
No. 104 - No. 115 u. 116 (2. September - 30. September)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43185#0457

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidelberger Familienblätter.

M 114. Sonntag, den 25. September 1864.

Hochverrathaproeeß gegen Karl Kober.
———— „(Schluß.)

Es kommt hierauf die von uns bereits mitgetheilte Eidesformel zur
Verleſung. * — ———
Präſ.: Sie haben dieſe Formel den beiden Knaben zur Ueberſetzung
in ihre Mutterſprachen übergeben? ö
Angekl.: Ja. * ö
Es kommt eines der Schreiben zur Verleſung. Daſſelbe iſt an Eduard
Egan gerichtet und lautet: ö
ö Eduard! ö ö
Geſtern haſt Du mich nicht für würdig gehalten, mit
mir zu ſprechen. Du warſt ſtolz. Ich glaubte, Du ſeiſt
mir ein wahrer Freund. Ein deutſches Sprichwort ſagt:
„Wie Du mir, ſo ich Dir“ — aber ich verachte alles Deutſche,
alſo auch dieſes Sprichwort. (Heiterkeit.) Dafür weiß ich
ein böhmiſches, welches lautet: „Die Rache laſſe Gott!“
Daher werde auch ich mich nicht — rächen! —
In dieſem Tone geht das Schreiben fort. Es ſchließt mit den Worten:
Du wirſt bald die Rache meiner Freunde, d. i. der
Verſchwörung fühlen! ö K. E. K.
Präſ.: Weßhalb haben Sie dieſen Brief geſchrieben? — Angekl.: Eben-
falls im Scherz. Ein zweites Schreiben, im begütigenden Tone gehalten,
wird gleichfalls vorgeleſen. — Präſ.: Es findet ſich ein Photographie-Album
in den Händen des Gerichtshofes; was für Bilder enthält dasſelbe? —
Angekl.: Zum Theil Bilder meiner Verwandten, zum Theil andere. —
Präſ.: (Das Album aufſchlagend und dem Angeklagten zeigend.) Wer ſind
dieſe Perſonen? — Angekl.: Das ſind die Bilder von Zizka und Huß.
— Präſ.: Weſſen iſt dieſes Bild? — Angekl.: Des Langiewicz. — Präſ.:
Und dieſes? — Angekl.: Der Puſtowojtoff. — Präſ.: Haben Sie den Langie-
wicz vielleicht in Prag geſehen? — Angekl.: Nein. — Präſ.: Welches In-
tereſſe haben Sie an dieſen Leuten? — Angekl.: Es ſind berühmte Men-
ſchen, auch ſind ſie überall und zwar ſehr billig verkauft worden. — Präſ.:
Wiſſen Sie, daß Langiewicz ſich an der Revolution in Polen betheiligt hat?
— Angekl.: Nein. ö
Präſ. (im Album weiter blätternd): Wer iſt der Mann mit dem ver-
wundeten Fuß, der auf einem Polſter ruht? — Angekl.: Das iſt Garibaldi.
— Präſ.: Wie kommen Sie zu dieſem Bilde? — Angekl.: Es wurde in
Wien allerorts verkauft. — Präſ.: Wiſſen Sie, welcher Nation er angehört?
— Angekl.: Er iſt ein Italiener. — Präſ.: Wiſſen Sie nicht, daß er mit
 
Annotationen