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Heidelberger Familienblätter — 1879

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No. 1 - No. 8 (4. Januar - 29. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43709#0012

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v. Wydenbrugk, der ehemalige öſterreichiſche Geſandte;

Geh. Rath v. Frankenberg⸗Ludwigsdorff, der 93jährige

Alterspräſident des preußiſchen Herrenhauſes; Garnier-
Pagés, Mitglied der proviſoriſchen franzöſiſchen Regierung
von 1848; Rittergutsbeſitzer Henze, preuß. Abgeordneter;
Friedrich Karl v. Bonin, der ehemalige Finanzminiſter
und Alierspräſident des Abgeordnetenhauſes; Heinrich
Bürgers, Mitglied des Reichstages; J. L. Trip, Reichs-
tagsabgeordneter, in Düſſeldorf; Bayard Taylor, der
kunſtſinnige amerikaniſche Geſandte in Berlin; bayriſcher
Reichsrath Graf K. Fugger in München; Ludwig Stefan
Mirvault, der älteſte Diplomat Europa's, in Paris;
ungariſcher Honvedminiſter Graf Szapary in Peſt; Gio-
vanni Battiſta Sella, italieniſcher Senator; öſterreichiſcher
Reichsraths⸗Abatordneter Dr. Berger von Pergenau;
Legationsrath Graf Bismarck-Bohlen in Venedig; öſter-
reichiſches Herrenhaus-Mitglied Graf Attems; ehemaliger
Senator des Kaiſerreichs Henri v. Verbigier in Paris.
Schluß folgt.)

Verſchiedenes.

— Engliſche Zeitungen erzählen von der verſtorbenen
Großherzogin Alice von Heſſen, daß ſie ein Werk von
Miß Octavia Hile über die Wohnungen armer Leute
und die Möglichkeit, die Luft in denſelben zu verbeſſern,
die Bequemlichkeit derſelben zu erhöhen, vom Engliſchen
in's Deutſche überſetzt und dazu eine Vorrede geſchrieben
habe. Außerdem habe ſie eine Monographie über jenen
Großherzog Ludwig I. von Heſſen, der es gewagt hatte,
ſich Napoleon J. zu widerſetzen, und der ſeiner ganzen
Lebensauffaͤſſung nach Philoſoph war, geſchrieben. Vor
einigen Jahren fiel von dem Thurm einer Kirche, welche
dieſer Großherzog Ludwig hatte erbauen laſſen, eine
Kupfer⸗Kugel, die den Thurm gekrönt hatte, herab. Sie
zerbrach in tauſend Stücken und es zeigte ſich, daß ſie
ein Pergament enthalten hatte. Auf dieſes hatte der
längſt verſtorbene Großberzog mit eigener Hand geſchrieben:
„Ich, Ludwig von Heſſen-Darmſtadt, bin Herr aller
Länder und Güter, die zur Krone Heſſen⸗Darmſtadt ge-
hören. Ich bin im Vollbeſitze der Jugend, der Geſund-
heit, des Reichthums. In einigen Jahren werde ich von
der Erde verſchwunden und mein Name wird vergeſſen
ſein, ſelbſt von meinem Volke, das ich ſo ſehr geliebt
habe. Noch einige Jahre weiter und dieſes Großherzog-
thum Heſſen wird wohl von der Karte Europa's ver-
ſchwunden ſein und die Menſchen werden fragen, ob es
wirklich jemals exiſtirt habe. ....“ Dieſes Werk der
verſtorbenen Großherzoͤgin über Großherzog Ludwig nahte
ſich eben ſeinem Ende, als die Diphieritis die großh.
Familie ergriff, als die ganze Thätigkeit der Großherzogin
Alice durch die Abwehr jenes Leidens, dem ſie ſpäter
ſelbſt zum Opfer fiel, von den Ihrigen abſorbirt wurde.

— (Nachtheil eines Fremdwortes.) Ein
Berliner Kaufmann ſandte einen Dienſtmann von der
Table d'hote vom Kaiſer Alexander⸗Hotel aus, wo-
ſelbſt er mit einem Geſchäftsfreund von außerhalb ſpeiſte,
zu ſeiner in der Wallnertheaterſtraße wohnenden Gattin
und ließ ihr ſagen, daß er nicht zu Tiſch komme, da er
im Kaiſer Alexander an der Table d'hote ſei. Der Dienſt-
mann brachte der Frau die Nachricht, der Mann komme
nicht, da er im Kaiſer Alexander „todt“ ſei. Die Frau
fiel in Ohnmacht, als ſie die Schreckenskunde erhielt.

Inzwiſchen fuhr das 12jährige Töchterchen nach beregtem
Hotel, fand den Vater dort wohlgemuth beim Mittags-

tiſch, brach aber auch dort vor freudigem Schreck ohn-

mächtig zuſammen, ehe ſie dem Vater erklären konnte,
was vorgefallen. Schnell eilten Vater und Tochter nach
Hauie, woſelbſt er verſprach, nie wieder eines Fremd-
wortes ſich zu bedienen.

— (Neue Flegelei.) Käufer: „Geben Sie mich
doch mal ä Zugpflaſter.“ — Apotheker: „Wollen Sie
vielleicht eins hinter die Ohren haben?“ — Käufer:
„Na, ſo 'ne Flegelei is mich doch wahrhaftig noch nich
vorjekommen!“ (J. W.)

— (Schmeichelhafter Vergleich.) (Ein
Künſtler hat das Malheur, daß ihm das friſchgemalte
Porträt einer Dame in deren Beiſein aus der Hand
fällt und mit der Bildſeite auf den Boden zu liegen
kommt) Dame: „Es iſt doch eigenthümlich, daß immer
die beſchmierte Seite nach unten fällt.“

— (Doppelſinnig.) Kunde: „Könnte ich nicht
ein Paar Schweinsohren bekommen “ — Metzger: „Ja-
wohl, — ich werde ſie Iynen gleich abſchneiden!“

— Ueber die Herkunft des Getränkes „ſo in ganz
Deutſchland Knickebein“ heißt, finden wir in einem Wiener
Feuilleton der „Kölniſchen Zeitung“ folgendes Verslein:

„Als der Sandwirth von Paſſeyer
Innspruck hat mit Sturm genommen,
Ließ er ſich zwei Dutzend Eier
Und zwei Datzend Schnäpſe kommen.

Dieſe wunderbare Miſchung
Schlürft er mit Behagen ein;
Und ſeitdem heißt die Erfriſchung
In ganz Deutſchland Knickebein.“

Vom Büchertiſch.

—* Unter den der Unterhaltung gewidmeten Journalen
welche einen hervorragenden Platz in unſerer Literatur einneh
men, iſt in erſter Linie die bei Ed. Hallberger in Stattgart er-
ſcheinende „Illuſtrirte Welt“ zu nennen. Nicht nur finden wir
die Namen unſerer beliebteſten Erzähler wie Wachenhuſen, Va-
cano, Möllnhauſen u. A. darin wieder, ſondern das Blatt bringt
ebenſo eine Anzahl lehereicher Arbeiten aus dem Gebiete der
Naturwiſſenſchaft, kulturhiſtoriſche Skizzen, Kriegsbilder, hu-
moriſtiſche Blätter, Sinnſprüche, Bilderräthſel u. ſ. f.; ferner
in jeder Lieferung einen wahren Schatz der vorzüglichſten Illu-
ſtrationen. Wir empfehlen daſſelbe daher der geneigten Auf-
merkſamkeit unſeres Leſerkreiſes auf das Angelegentlichſte, zu-
mal der Preis für ein Heft — jährlich erſcheinen 26 Hefte —
nur 30 Pfennige berrägt, ein Preis, den wir faktiſch als einen
fabelhaft billigen bezeichnen müſſen.

Räthſel.
(Dreiſilbig.)
Erreicht der Menſch ſein Lebensende,
Spricht man die Erſte ſchmerzerfüllt:
Daß ſich das ſchwache Schifflein wende,
Wenn aufgeregt das Meer erbrüllt,
Verlaß Dich ruhig auf die Letzten,
Die oft ſchon and're Kraft erſetzten;
Dem Staat zum Segen ſie gereichen,
Sie wachſen ſchneller wie die Eichen.
Das Ganze iſt für junge Damen,
Die einen hübſchen Mann bekamen.

Druck u. Verlag von Adolph Emmerling u. Sohn in Heidelberg. Für die Redaction verantwortlich A d. Emmerlin g.
 
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