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D. 13. r. Ml-MBS. 1914.

Inhalt: Karl Maria von Weber in Heidelberg. Von Major
z. D. Oskar Huffschmid, Heidelberg. — Ein Pommern-Fürst als Stu-
dent in Heidelberg. Von K. Roth. — Badischer Volksaberglauben im
18. Jahrhundert. Von Dr. W. Schmidt. (Schluß.) — Allerlei: Heidel-
berg als Hexensitz.

Heidelberger Lagebuchblätter.
6. — 19. Mai.
Kommunales. 14. Mai. Der Heidelberger Bürgerausschuß geneh-
migt den Bau einer elektrischen Straßenbahn nach Eppelheim,
Plankstadt und Schwetzingen sowie die Aufnahme einer Anleihe
von 10 Millionen Mark.
Verschiedenes. 15. Mai. Eröffnung der Sonder-Ausstellung von
Mcisterporträts aus Heidelberger Besitz im städtischen Samm-
lungsgebäuoe. — 16.—18. Mai. Feier des 75jährigen Bestehens
des Heidelberger „Liederkranz". — 17. Mai. Eröffnung der
Heidelberger Sommerspiele auf Stift Neuburg.
Versammlungen. 12.—14. Mai. Zweite Tagung des Allgemeinen
Positiven Verbandes.

Karl Maria von Weber
in Heidelberg.

Von Major z. D. Oskar Huffschmid, Heidelberg.

verzog sein nenes Amt

Karl Maria Friedrich Ernst Freiherr von Weber (geb. 18.
Dezember 1786 in Eutin) erhielt im Herbste 1806 die Mnsikintendan-
tenstelle bei dem Herzog Eugen Friedrich Heinrich von Württemberg
in Carlsruhe (Oberschlesien), welcher sich ein eigenes Schloßtheater
baute. Die Darsteller sowie die Kapelle waren musterhaft zusammen-
gestellt und bildete es eine der bedeutendsten Anstalten in Deutschland.
Lange sollte Weber diese bequeme Stellung nicht genießen' die Kriegs-
wirren 1806 bewirkten die Auflösung des Theaters. Herzog Eugen
gelang es, für Weber bei seinem Bruder, dem Herzog Ludwig von
Württemberg, eine Stellung als Geheimsekretär zu erlangen. Im
Jahre 1807 trat Weber in Stuttgart bei dem Herzog sein nenes Amt
an, welches nicht nur die Ausfertigung des Schriftenwechsels, sondern
auch die Vermögensverwaltung sowie den Musikunterricht der Töch-
ter und die Erziehung der Kinder des Herzogs umfaßte.
Angenehm war für Weber das Amt nicht. Herzog Ludwig
welcher die Hoffnung hatte, König von Polen zu werden, hielt in
Stuttgart als württembergiicher Feldmarschall und Chef der Garde
einen großen Hofstaat, der oerartige Summen verschlang, daß später
der Herzog, tief verschuldet, sich die Ungnade des Königs Friedrich
zuzog und in Rußland Aufenthalt nahm. Weber mußte jederzeit
Mittel ausfindig machen, nm die Gläubiger zu befriedigen.

Auch Weber selbst war genötigt, Schulden zu machen, da er
di- verschiedenen Erholungsreisen und Umzüge der herzoglichen Familie
mitmachen mußte, ohne auch eine angemessene Entschädigung hierfür
zu erhalten. Zudem traf 1809 plötzlich Webers Vater in Stuttgart
ein, Welcher, bereits 75 Jahre alt, neben seinem Alter und seiner
Kränklichkeit eine bedeutende Schuldenlast mitbrachte. Weber mußte zu
seinem Schrecken entdecken, baß sein Vater mit Geldsummen aus der
herzoglichen Kaste wme dringendsten Schulden in Carlsruhe in Ober-
schlesien bezahlte, statt sie auf die herzoglichen Familiengüter in Schle-
sien abzuführen. Diese Angelegenheit und Unredlichkeiten eines herzog-
lichen Kammerlakais reiften den König Friedrich derart, daß am
9. Februar 1810 mitten in einer Probe der für Stuttgart eigens ge-
schriebenen Oper „Silvana" Weber verhaftet, 16 Tage eingesperrt
und, nachdem sich Webers Unschuld herausgestellt hatte, am 26. Februar
mit seinem alten Vater in Fürfeld über die Landesgrenze gebracht
wurde, da sie auf Lebzeiten aus Württemberg ausgewiesen waren.
Weber wollte sich wieder vollständig der Kunst widmen, bereit zu

jedem Opfer, zu jeder Entbehrung. Die beiden Weber wandten ihrt
Schritte nach Mannheim, das dem alten Weber aus seiner Jugendzeit
bekannt war.

Die Vorfahren der Weber stammten aus Oberösterreich; sie er-
hielten 1568 den Ritter-, 1622 den Freiherrnstand. Am 25. Februar
1754 stirbt ein Fridolin Weber, Amtmann und oberster Verwalter
der Besitzungen der Freiherren von Schönau in Zell (Bezirksamts
Schönau in Baden), verheiratet mit Eva Maria Schlar, mit Hinter-
lassung mehrerer Töchter und dreier Söhne. Der älteste dieser, Fri-
dolin, geb. 1733, wurde in Freiburg i. B. vr. tlleol., folgte seinem
Vater im Amte und verheiratete sich 1756 mit Maria Cacilia Stamm
aus Mannheim. Im Jahre 1765 erscheint dieser Weber in den Listen
der Mannheimer Hofkapelle als Bassist, Notenabschreiber und
Souffleur. Seine Frau gebar ihm vier Töchter, welche die Sängerin-
nen-Laufbahn mit viel Glück betraten: Josepha, Aloysia (Mozarts Ge-
liebte in der Mannheimer Zeit), Konstanze (später Mozarts Gattin)
und Sophie.
Der zweite Sohn, Franz Anton, Vater des Karl Maria von
Weber, war 1734 in Zell geboren und folgte offenbar seinem Bruder
nach Mannheim, wo er sich bei Aufführungen als Sänger, Violin-
spieler und Künstler auf dem Streichbasse sehr beliebt machte. Sein
flottes Auftreten, seine stramme Gestalt und Neigung zum Militär-
leben veranlaßten den Kurfürsten Karl Theodor, Weber in feine rei-
tende Garde als Portepeejunker anfzunehmen, aus welcher er 1756 als
Leutnant wieder ausschied, um sich den kurfürstlichen, vertragsmäßig
zu stellenden Truppen der Reichsarmee anzuschlicßen. Der Chef der
kurfürstlichen Garde, Generalmajor Ignaz Franz Freiherr von
Weichs, gewann Weber, der sich im Feldzuge als Erzähler, „Schwänke-
schmieder" und guter Kamerad auszeichnete, derart lieb, daß er ihm,
der leicht bei Roßbach verwundet war, die Stelle als Hilfsarbeiter bei
dem Amte Steuerwald bei Hildesheim übertrug. Hier heiratete er
die Tochter seines Vorgesetzten, des Hofkammerrats von Fumetti, und
übernahm bereits 1757 dessen Stelle. Aus dieser ersten Ehe entsprossen
5 Mädchen und 3 Knaben. 1779 trat er die Stelle als Kapellmeister
des Fürstbischofs Friedrich August von Lübeck in Eutin an. Nach dem
Tode seiner Frau (1783) verheiratete er sich wieder mit Genoveva von
Brenner aus Oberdorfs bei Kaufbeuren, welche ihn mit drei Söhnen
beschenkte, darunter 1786 Karl Maria von Weber.
Nach dem Wegzuge von Eutin beginnt das unruhige Wander-
leben als Kapellmeister, Theaterdirektor, Stadtmusiker oder Organist,
wobei Weber aus seiner Familie (seiner Schwester Adelheid und den
Kindern erster Ehe) eine Theatertruppe bildete, welche den Kern zu
Aufführungen abgeben mußte


Beide Weber (Vater Franz Anton und Karl Maria) trafen in
Mannheim 1810 ein. Waren auch seit dem Wegzuge des Kur-
fürsten Karl Theodor nach München (1778) ein Teil des Theaterper-
fonals nach der bayrischen Hauptstadt mit ausgewandert, ein Teil nach
allen Windrichtungen zerstoben, der Schloßflügel mit dem Opernhause
1795 bei der Belagerung durch die Oesterreicher vollständig in Asche
gelegt, so fand Karl Maria von Weber in Gottfried Weber einen musi-
kalisch sehr veranlagten Freund, der ihm so manche Pforte öffnen half.
Neben dem Nationaltheater unter Dalberg hatte sich eine Gesell-
schaft gebildet, welche sich unter dem Namen „Liebhaberkonzert", seit
1809 „Museum" genannt, als der Mittelpunkt des musikalischen, sowie
des geselligen Lebens in Mannheim zur Aufgabe machte, mit einer
Vollendung, welche Liebhaberleistungen weit überragte, der Mann-
heimer Gesellschaft gute Musik zu bieten. An die Spitze des Vereins
trat der Fiskalprokurator Gottfried Weber (1810), welcher sich kurz
vorher mit Fräulein Auguste von Dusch verheiratet hatte. Zu den
mitwirkenden Mitgliedern des Museums zählten neben Fräulein von
Dusch, welche eine herrliche Sopranstimme besaß, Fräulein Therese
Grua (Alt), Frau Frank, Kapellmeister Ritter, Alexander von Dusch
(Bruder der Auguste von Dusch, ausgezeichneter Cellospieler), die lie-
benswürdige Familie Hout, der das Stift Neuburg bei Heidelberg seit
1804 gehörte.
Weber wanderte öfters nach dem lieblichen Heidelberg. Hier
kam es ihm vor allem darauf an, den greisen Professor Voß, den er
1802 auf einer Reise in Eutin kennen gelernt hatte, wiederzusehen;
in dem Rechtslehrer Justus Thibaut besaß er einen warmen Musik-
freund, der aber in strenger Folge seiner Ansichten der entschiedenste
Gegner Webers wurde.
 
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