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Flexander von Dusch, welcher in Heidelberg die Rechtswissenschaft
studierte, veranlaßte Weber, mit dem Musikleben in Heidelberg bekannt
§u werden. Mi! einer Art Jubel ging Weber an das Werk, die dama-
ligen musikalischen Größen Heidelbergs kennen zu lernen: die Tochter
des Geheimrats Koop aus Kassel, eine der ausgezeichnetsten Klavier-
spielerinnen, den Musikdirektor und Organisten Hofmann, den Stu-
diosus Gambs, einen fertigen Violinspieler; dazu kamen der genannte
Thibaut und der Uebersetzer des „Ariost" und „Tasso", der Dichter
Gries, der ein großer Musikfreund trotz seines schlechten Gehörs war.
Weber machte sich auf den Studentenkneipen durch seine Liebens-
würdigkeit und Offenheit beliebt; er war kein Spaßverderber, gab
selbst sogar neuen Unfug an, sang Schelmenlieder und gab Anlaß, ge-
feierten Schönheiten Ständchen zu bringen. Hatte Weber mit einem
Schlage die Jugend auf seiner Seite, so war es ein Leichtes, ihn für
ein Konzert am 4. März 1810 zu gewinnen. In einem Liebhaberkon-
zert entzückte er alle Welt, sowohl durch seine Fingerfertigkeit, als auch
durch die Art, wie er spielte. Zum Vortrag kamen seine 7 Verände-
rungen in L 7» über Vien guu, Oorinu della, welche er 1807 für die
Hausmusik des Herzogs Engen von Württemberg geschrieben hatte.
Im Laufe des Jahres entwickelte sich ein frohes Wanderleben
zwischen Mannheim und Heidelberg. Doch ein Kneipabend bei einer
Studentenverbindung nahm eine derartige Ausdehnung, an, daß wegen
eines bösen Krakeels sich die Bewohner Heidelbergs beschwerten und
Truppen aus Mannheim angefordert werden mußten. Weber erlitt
dabei eine große Einbuße; er hatte ein zweites Konzert in Heidelberg
angesagt, welches aber durch die Ausschreitungen vereitelt wurde. Zum
Glück konnte Weber am 2. April 1810 in Mannheim in einer musikali-
schen Darbietung die entfallenen Einnahmen wieder retten und zwar
durch die Musik zur Deklamation mit Chor und Orchester „Der erste
Ton", bei der kein geringerer als der große Eßlair das Gedicht vor-
trug, und die Symphonie in L.
Am 10. Mai 1810 war es ein Jubeltag, als Weber mit einem
eigenen Konzerte auftrat, in welchem ein Andante (v-moll) und Ver-
änderungen (?) für Violoncell mit Orchester, für v. Dusch geschrieben,
ihm gewidmet und von ihm vorgetragen, zur Aufführung kam. Im
Spätjahre, am Tage der Kirchweihe, fand ein drittes Konzert statt,
welches namentlich von Mannheimern sehr besucht war.
Den Hauptanziehungspunkt für Karl Maria v. Weber, Gottfried
Weber und o. Dusch, welcher seine Studien beendigt hatte und Rechts-
praktikant in Mannheim wurde, bildete das Stift Neuburg, das im
Besitze der Familie Hout war. Regierungskommissar Hout spielte die
Violine; zu ihm gesellten sich Weber und v. Dusch als Begleiter auf
dem Klavier und Cello, so daß Trios von Haydn die anwesende Gesell-
schaft nur entzücken konnten. Freunde des Hauses waren aus Mann-
heim: Gottfried Weber mit Frau, die Familien Hertling, Solome,
Graf v. Benzel-Sternau, Präsident des Hofgerichts, nebst Frau usw.
In diesem Kreise, der sich aus nur Musikliebhabern zusammensetzte,
mußte manche Tondichtung Webers erst die Feuerprobe bestehen,
namentlich die Oper „Silvana". Das Leben auf dem Stifte, das für
die Gäste angenehm und unterhaltend war, glich einem Aufenthalte in
paradiesischer Gegend, um so mehr als Herr Hout Verehrer der
Obstzucht und Liebhaber von Blumen war.
Besonders anziehend für die Besucher war es, wenn die St'
len der sinkenden Sonne rot-golden auf den das Ufer begrenze:
Höhen und den Spitzen der Berge lagen. Weber und v. Dusch beim m
ten ein Zimmer im Stifte, setzten sich so manchen Abend an
Brüstung des Fensters und schauten sinnend in die Nacht hinein
Wie lag es still und schweigend da, das prächtige Neckar
Wie schienen ringsum die waldigen Höhen zu träumen! Wie gei
artig rauschten die Wasser des Neckars dahin, sich mit weißem Sch
an den abenteuerlichen Felsen brechend, die dunkel aus dem Fluß!
hervorsahen. Weber ergriff die Gitarre und suchte das Spiel
Wellen auf feinem Instrumente nachzuahmen. Der Zauber der
mantik in Heidelbergs Umgebung, den er auf der Gitarre zum !
drnck brachte, blieb derartig in Webers Gedächtnisse, daß er die i o
weise nach 14 Jahren in der Oper „Oberon" — seinem Schwo —
gesange — verwendete. Die Takte 6 und 7 sowie 66 und 60 der O:
tiire geben, wie der Sohn Webers in der Biographie seines W
mi!le:lt, die Weise wieder. An einem anderen Abende sang B
dem v. Dusch den Elfenchor vor, der jetzt den 1. Akt aus „Oberon"
leitet. Zweifellos hat Weber, der erste romantische Tondichter s
Zeit, an den wundervollen, dnrchträumten Mondfcheinabenden s — -o
Sinn für Romantik erweitert. Weniger bekannt dürfte es sein,
Weber auf dem Stifte Neuburg ein Gespensterbuch von Apel fand
dem, allerdings 11 Jahre später, die Dichtung zum „Freischütz" gesi
wurde, deren ursprüngliche Benennung „Der Probeschuß", dam
„Jägerbraut" war.
Weber sollte gegen Ende des Jahres 1810 auf Wunsch der l
zessin Stephanie von Baden die Kapellmeisterstelle in Mannheil —
halten; allein der Plan zerschlug sich und Weber mußte infolge!
Mannheim verlassen. Von hier bis 1817 bildete das Leben W
eine fortgesetzte Wanderung, bis er sich in Dresden eine Stellun —
Hoskapelliueister verschaffen konnte. Am 16. April 1812 sta: —
Mannheim Webers Vater, 78 Jahre alt. 1825 erhielt Weber
dama'8 schon trotz Besuchs von Bädern den Todeskeim in sich trui —
Loudon den Auftrag, die Oper ,,Oberon" zu, komponieren; da
schwerkranke Mann, welcher nur in dem Gedanken, für die Sei
den Unterhalt erringen zu müssen, an das für ihn schwere Werk
auch sich noch seiner Tondichtungen, die im romantischen Neck -—
entstanden, erinnerte und dieselben im „Oberon" unvergeßlich —
Ausdruck brachte, sollte Weber stets hoch angerechnet werden. -
— cxi


Einiges über erwähnte Persönlichkeiten:
Gottfried Weber (geb. 1779 zu Freinsheim, gest. 1839 auf einer
Badereise in Kreuznach) war keineswegs Berufsmusiker, sondern
Jurist; er bekleidete die Stellen als Richter und Rechtsanwalt in
Mannheim seit 1802, Mainz (1814) und Darmstadt (1818); 1832 Gene-
ralstaatsprokurator für Hessen. Obwohl er keine regelrechte, theore-
tische Unterweisung in der Musik erhalten hatte, leitete er, selbst ein
guter Flöten- und Cellospieler, einen Musikverein, schrieb viele musi-
kalische Abhandlungen, brachte eigene Tondichtungen (Messen) zur
Aufführung und machte den Versuch, ein eigenes Tonsystem aufzu-
stellen. Weber war in erster Ehe mit einer Freim von Edel (si 1808),
in 2. Ehe mit Auguste von Dusch (f 1861) verheiratet.
Alexander von Dusch, Bruder der Auguste v. Dusch, wurde in
Neustadt a. H. als Sohn des kurpfälzischen Verwaltungsbeamten v.
Dusch am 27. Januar 1789 geboren, kam 1794 mit seinem Vater nach
Mannheim, bezog 1807—10 die Universität Heidelberg; er ergriff die
juristische Laufbahn, wurde Staatsmiuister, vertrat, in Heidelberg seit
1851 lebend, die Stadt in der Abgeordnetenkammer. Seine reiche
musikalische Begabung vererbte sich auf die noch lebenden Nachkommen.
Er starb am 27. Oktober 1876.
Am 30. Oktober 1804 kauft ein Negierungskommissar Hout von
der katholischen Kirchenkommission das Stift Neuburg und veräußert
es wieder (1814) an den Kktmmersekretär Karl Friedrich Penzel. Ueber
die Persönlichkeit des Hout konnte nur ausfindig gemacht werden, daß
in Mannheim 1802 ein Mitglied des Stadtrats und Stadtgerichts-
assessor Hout, 1805 ein Stadtamtmann als Mitglied der kurfürstlichen
(badischen) Armen-Kommission, 1833 ein pensionierter Amtmann die-
ses Namens nachzuweisen ist. Dieser schrieb als Mitglied des land-
wirtschaftlichen Vereins und der Kgl. preuß. naturforschenden Gesell-
schaft in Görlitz über „Die Aufmunterung zur Seidenzucht in Deutsch-
land und besonders im Grobherzogtum Baden". 1854 wird ein Amt-
mann Hout zum letztenmale im Mannheimer Einwohnerverzeichnis
aufgeführt. — Ein K. Hout lieferte unter Gartendirektor Zeyher
(1804—43) in Schwetzingen Pläne des Schloßgartens. Er mag ein
Sohn des Amtmannes gewesen sein.
Die Werke beider Hout besitzt die Universitäts-Bibliothek in
Heidelberg.

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M am 14. Juli 1515 geboren, also
Migust 1526 nach Heidelberg kam und
Wundenplan war ihm jedenfalls
Wrgeschrieben. Wir besitzen ihn in
Müdes daraus mit:
MSommer vor 6 und im Winter vor
Mm Scherer kämmen lassen etc. und
Mchen". Darnach soll er eine Stunde
Dtik lernen. Erst dann mußte er
Md Sommers und Winters „in die
M gehen". Nach der Messe soll er zu
Mordnet wird. Nach dem Essen mutz
ag lernen, und zwar „in einem we-
: rnt (lehrt). Zwischen 1 und 2 Uhr
hmen und dann wieder eine Stunde
'smal soll er Philosophie, Rhe-
ischen 3 und 4 Uhr darf er, „wie in
Turzweil machen". Um 4 Uhr wird
Orten, dahin er beschaiden wurde",
eder eine Viertelstunde lang „Latein
Das Lateinlernen war also damals
die jungen Herren Lust hatten, was
lerken mögen! Darnach soll er im
zwischen 7 und 8 Uhr den Schlaf-

Ein Pommern-Fürst als Student
in Heidelberg.
Von K. Roth.
eidelberg — wie weit sie

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Pommern, Stettin und Heidelberg — wie weit sie
auseinanderliegen, so hatten sie doch Verbindung, ja Freundschaft mit
einander geschlossen, eine Latente corckiule, seit Herzog Dogus-
lav X. einen Besuch in Heidelberg gemacht hatte, im Jahre 1497.
Später holte sich Herzog Georg, Boguslavs Sohn, seine Frau aus
Heidelberg, Amalia, die Tochter Kurfürst Philipps, des Aufrich-
Am enasten wurde aber die Verbindung, als eben dieser Her-
seiner Gemahlin — sie starb am
n lebenden Sohn Philipp nach
der Aufsicht seines Schwagers, des
n zu lassen. Der pommersche
 
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