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Raigiſ
Samiſtag.
; — — g. Rlautner in Beidelberg.
' 88 M
* 8 — außer Montag. Mbonnementaäpreis mit bem
ur * aterhaktungzblatt fir Heibelberg: monatliq 454
Serlohn, burg die Poft hezogen vierteli. * 35 I
— ne Zufieliungagebuhr.
10. Oktober.
Dru” and Berkas von Aurm & Pfeffer in Heidelberg,
Zrpedition Brunnengaffe .
nnzeigen: die L-fpaltige Metitzeile oder deren Naum 5 A
Hür Auswärts 10 A, Reclame 20 &. Bei riehrmaligem
erſcheinen Rabatt.
M 95 | Yerkündigungs-Sinft
Abonnements⸗Cinladung.
Nit dem 1. Ottober begann ein neues Abon—
ent auf das
Heidelberger Tageblatt
W w (General⸗Anzeiger)
elchem wir hiermit ganz ergebenft einladen.
8 er Preis iſt der billigſte aller tägl. erſcheinenden
8 r und betragt ME. 1.65 frei in's Haus, bei
8 Voſtſchalter abgebolt nur M, I. 25. In Heidel⸗
$ und nächſter Umgebung monatlich 45 Pfs.
Qqnbbeffcuuugcn nehmen ale Poſtanſtalten vnd
— — ſowie unſere auswärtigen Herren
und dier unſere Traͤgerinnen jederzeit entgegen.
ber Vergt in dem Heidelberger Tageblatt fichern
$r ſehr großen Verbreitung den beſten Erfolg.
8 en eintretende Abonnenten erhalten, ſoweit der
de8 ath reicht, den Anfang des Romans „Ein Spiel
dufalls⸗ gratis nachgeliefert.
Die Erpedition.
die Auerkennung des bulgariſchen
* Staats ſtreichs.
Teitg nſere telegraphiſchen Nachrichten, meldeten be—
Sürf über ein Abkommen, welches zwiſchen dem
dex 2 von Bulgarien und der Pforte, auf Grund
dul Allzogenen Thatſache der Vereinigung beider
—7 — zu Stande gelommen ſein ſoll. So un⸗
elic dieſe Meldung gegenüber dem ſchnei⸗
SE Gifer, mit welchem die Pforte gerade dies⸗
kht Rüjungen hetrieben, Hingen mag, ſo
——— fich doch zu beſtaͤtigen. Wenigſtens wird
in e auch der „Frankfurter Zeitung“ aus Wien
— Telegramm gemeldet, welches das Ah⸗
* en berets als Thaͤtſache anſieht. „Die That⸗
A heißt? e8 darin — iſt, wie es ſcheint, haupt⸗
* engliſchem Einfluſſe zuzuſchreiben, ferner der
44* der Pforte, auf die das Anerbieten zur
ſehr verlodend gewirkt haben mag,
bell gerade jetzt bei den Rüftungen allerſeits mit
— zu kämpfen hat. Was die diploma⸗
I n Conjequenzen betrifft, 10 werden die Mächte
elg krlich ſultaniſcher ſein können, als der Sultan
. Inoͤbefondere muß Rußland ſeinen Wunſch
Das
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id‚'finflblcgunq Alexandets fallen laſſen.
für dit Bezirke Seibelberg,
zu Folge bereits geſchehen zu ſein, und daß Herr
d. Giers in Friedrichsruh mehr zu einem friedlichen
Ausgleich mit Bulgarien heſtimmt worden iſt, als
zu der Verwerfung des Flirſten, welche unter allen
Umftänden weitere Verwicklungen nach ſich gezogen
haben wuͤrde, unterliegt keinem Zweifel. Für die
Pforte kann es im Auhenblick auch ganz gleichgiltig
jein, unter welcher FJuma ihr der Tribut aus
Philippopel zugeht. Wenn ſie denſelben uberhaupt nur
erhaͤli. Und zahlen will ihn ja der Fuͤrſt, der ſich
in der ganzen Sache bis jetzt ebenſo kühn wie
ftaat8männifh klug benommen hat. Es ſteht über⸗
haupt noch gar nicht ſo feſt, ob nicht ein kriege—
liſches Vorgehen der Pforte auf dem Balkan einen
Stuͤrm entfeffelt haben würde, der die Bewegung,
welche ſich ſoeben in Rumelien auf ganz friedliche
Weiſe vollzogen, zu einem Brande entfacht hätte,
defjen lodernden Flammen die türkijchen Grenzpfähle
und Zollhäuſer leicht ſämmtlich, ſoweit fie auf euro⸗
paiſchem Boden ſtehen, zum Opfer hätten fallen
fönnen. Die nationale Bewegung wird unter den
drientaliſchen Völkerſchaften ihren Siegesgang unter
allen Umftänden forifeßen; die Pforte thuͤt abex
entichieden Hug daran, diefen Siegesgang nicht noch
gewaltſam zu beſchleunigen.
Deutſches Keich.
garlsruhe, 7. Okt. Geſtern Nachts 1 Uhr
find Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die
Kronprinzeſſin von Schweden und Norwegen von
Baden-Baden nach Amſterdam abgereiſt. Samstag,
den 10. ds., früh, beabſichtigt das Erbgroßherzog⸗
liche Paar von Karlsruhe aus die Reiſe nach Schloß
Mainau anzutreten.
Berlin, S. Okt. Nachdem in dem Prozeß gegen
Maler Graef und Genoſſen wegen Meineids und
VBerführung zum Meineid am Dienſtag die Zeugen⸗
vernehmunßen, die faſt eine Woche in Anſpruch
nahmen zw Ende gegangen, fanden Mittwoch die
Plaidoyers des Staatzanmwalts. und der Verthei⸗
diger flatt, welche den Tag bis in die ſpäteſten
Stunden hinein ausfüllten. Die mit größter
Spannung erwartete Stimmabgabe der Geſchworenen
Chemnitz · 7. Oktbr. Die Verleſung der ſehr
eingehenden Entſcheidungoͤgruͤnde des Urtheils im
Sozialiftenprozeß beanſpruchte uͤber eine halbe Stunde.
— Sinsheim, Eppingen, 1885
Die Freiſprechung gruͤndet ſich darauf, daß keiner
der vier zur Verurtheilung gewaͤß der Anklage un⸗
umgänglich nothwendigen Thatbeſtandsmomente,
naͤrilich: i) der Nachweis, daß innerhalb der ſozial⸗
demotratiſchen Partei eine Verbindung exiſtire 2)
daß deren Daſein, Verfaſſung oder Zweck vor der
Staatsregierung geheim gehalten werden ſolle, 3)
daß es zu den Ziwecken oder Beſchaͤftigungen dieſer
Verbindung gehbre, Maßregeln der Verwaltung
pder die Vollziehung von Gefetzen durch ungeſetzliche
Mittel zu verhindern oder zu entkräften, und H
daß die Angekiagten an einer ſolchen Verbindung
Theil genonimen haben, als durch die Ergebniſſe
det Beweisaufnahme erbracht anzuſehen iſt.
Rußzland. ;
Petersburg, 8. Ote. Der „Regierungsbote
veröffentlicht ein vom Kaiſer am 14 Sept. a. St.
genehmigtes Regulativ, wonach die Gouverneure,
faͤmrutliche Behörden und Autoritäten der drei balti—
ſchen Gouvernements mit Ausnahme gewiſſer lakaler
Behörden ihre Geſchäfte und Correſpondenz aus⸗
ſchließlich in ruſſiſcher Sprache zu führen haben
und zwaͤr auch in folchen Fällen, wo bei den er⸗
waͤhnten Behörden Perſonen aſſiſtiren, welche der
Kategorie der lokalen Wahlbeamten angehören. Eine
MNuznahme bilden die lolalen Behöcden, welche ihre
Geſchäfte und Korreſpondenz mit einander deutſch.
lettiſch oder eſthniſch führen; treten fie aber in Be—
ziehung mit den uͤbrigen Regierungsorganen der
baltiſchen Gouvernements oder des Reiches überhaupt
ſo haben ſie ſich der ruſſiſchen Sprache zu bedienen
und von jenen auch Schreiben in dieſer Sprache
entgegen zunehmen. In allen Stigungen der balti⸗
ſchen Behoͤrden werden die Verhandlungen in der
Sprache geführt, welche für die Geſchaͤftsführung
in derfelben obligatoriſch iſt.
Warſchau, 3. Oct. Wie verlautet, iſt die
Polizei hier einer nihiliſtiſchen Geheimperbindung
auf die Spur gekommen Perſonen, meiſtens Stu⸗
denten und ſogar Schüler, die ſchen ſeit Wochen
und Monaten aͤberwacht wurden, find der „Poſ. 3.“
zufolge in der Nacht vom 1. zum 2. d M. arretirt
worben. Man fol eine Menge höchſt gravirender
Schriftſtũcke vorgefunden Gaben. Der ganze Sof
wurden
deren Geſichtern der
in Spiel de8 Zufalls.
Roman von Ewald Auguſt König.
G. Fortſetzung.)
—— war der Kaſſendiener zuſammenge—
8 en; ſcharf und ſchrill tlangen die Glockentöne
* das Haus, aus der Gefindeſtube Aürzten
8 lenct und Mädchen heraus — ſo ungeflüm
© 8 Bankier noch niemals an der Glocke gezogen.
dan aljendiener dachte nicht mehr an den verlorenen
Au ſchuh, er Rürzte ins Kabinet — in fieberhafter
regung kam Reichert ihm entgegen.
— — Sie die HausthHür!“ rief der Bankier.
4 er den Gäſten darf Niemand das Haus ver—
* hier ifl ein Einbruch veruͤbt worden! Sagen
eint ern Herrn Stadtrath, ich ließe ihn bitten, mit
da z Dder zwei gerren Herunter zu kommen oh,
Herr Sonnenberg!“
bert * dem. Hut in der Hand trat Sonnen⸗
— iſt geſchehen?“ fragte er in feiner ge-
Bina te“-_ ruhigen Weiſe, waͤhrend der Kaſſendiener
14 und Reichert hinter ihm die Thuͤr ſchloß.
eini fomme ſbeben aus dem Garten, in dem ih
u E Minuten verweilt habe, um den heißen Kopf
—
fra haben Nichts geſehen, nichts gehört?“
de Bte der Bankier Haftig, während fein Blich auf
Iutflect zuhte, den er auf der weißen Weſte
aſies entdeckt hatte.
cherc verehrter Freund, was ſoll ich geſehen
Khört haben?“
“
Den Dieb, der mich beftohlen hat!
der Börſen⸗Agent ein.
„Es wird wohl ein Jrrthum ſein Papa,“ ſagte
der Eritere; „Dein Kaffendiener ſprach von einem
Einbruch.“
Reichert zeigte mit zitternder Hand auf ſeinen
Schreibtiſch. Eine Schublade war halb aufgezogen,
zerriſſene Papierfetzen und einige Stückchen Bindfaden
lagen auf dem Tiſch.
„In jener Schublade lag das dritte Exemplar
des Kaſſenſchluͤſſels,“ ſagte er. „Ich machte dieſe
Entdeckung, als ich die Gaslampe anzündete. Die
Thür dort zum Kaſſenzimmer var offen, der
eiſerne Schrank war ebenfalls offen ſammt dem
inneren Treſor, die Banknotenpädchen fehlen, das
Fenſter nach dem Garten hin iſt nur angelehnt;
glaubft Du nun noch, daß ich mich im Irrthum
befinde?“
„Auf wem ruht Ihr Verdacht?“ fragte der Agent,
waͤhlend Sonnenberg und der Stadtrath in das
aſſenzimmer gingen.
„Nur nichts anruͤhren,“ rief Reichert, ohne die
Frage zu beachten. „Thw mir den Gefallen und
hole ſofort den Poltzeikommiſſär, Heinrich; das Pro⸗
{ofoll über den Thaibeſtand muß ſofort aufgenommen
werden. Der Mann wohnt ja in der nächſten
Straße; wenn er ſchon zu Bett gegangen iſt, muß
er geweckt werden. Und Sie, Herr Sonnenberg,
haben wohl die Güte, meine
kehren.“
„Sehr gern,“ erwiderte Sonnenbera,
das Kabinet verlaſſen hatte.
Der Bankier war nun mit dem Borſen Agenter
allein; er legte die Hände auf den Rücken und
waͤnderte mit großen Schritten auf und nieder.
„Sie werden ſich noch des Geſpraͤchs erinnern,
das wir vorhin im Boudoir meiner Frau fuhrten,“
brach er nach einer Weile das Schweigen; „es mag
felifaͤm erſcheinen, aber mir war es wie eine dunkle
Ahnung, daß mir ein ſolcher Ungluͤcksfall bevor⸗
ftehe. Haben fie ſelbſt ſchon derartige Ahnungen
gehabt?“
„O ja,“ erwiderte der Agent, waͤhrend er mit
der Hand langſam über ſeinen kurz geſchorenen,
bereiis ergrauenden Bart fuͤhr, „ich kenne das, aber
es trifft nicht tmmer zu.“
„Rein, nicht immer,“ erwiderte Reichert „und
wenn es nicht zutrifft, dann denkt man weiter nicht
daran.“
„Und nun iſt die ganze große Summe ge⸗
ſtohlen?“
„Ich muß das leider befürchten.“
„Und auf wem ruht Ihr Verdacht?“
„Ja, lieber Freund wenn ich dieſe Frage nur
beantworten fönnte! Auf wen ſoll ich den Verdacht
werfen? Sie ſehen ja, daß es ein Einbruch iſt,
und zwar ein recht verwegener Einbruch, bei dem
es wahrſcheinlich dem Schurken auch nicht darauf
angekommen wäre, mich riederzuſchlagen, wenz ich
ihn zufaͤllig ertappt häite. Er muß ſeinen Weg
durch das Fenſter genommen haben.“
„Aber wie konnte er dern in Ihren Garten
fomme- %* —
. Gortſetzung folg!.)
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„In jener Schublade lag das dritte Exemplar
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Entdeckung, als ich die Gaslampe anzündete. Die
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und zwar ein recht verwegener Einbruch, bei dem
es wahrſcheinlich dem Schurken auch nicht darauf
angekommen wäre, mich riederzuſchlagen, wenz ich
ihn zufaͤllig ertappt häite. Er muß ſeinen Weg
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„Aber wie konnte er dern in Ihren Garten
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