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enthaltungen statt. Die Polen und Elsässer waren nicht
im Saal anwesend, mit Ausnahme des Elsässers Gerber,
welcher sich der Abstimmung enthält. Die Sozialdemo-
kraten stimmen gegen den Antrag Stauffenberg. Z 1 des
Gesetzes wurde mit 223 gegen 48 Stimmen angenommen,
83 enthielten sich der Abstimmung. Dafür stimmten ge-
schlossen die Rechte, die Nationalliberalen, sowie die Ab-
geordneten Hildebrandt und Retemeyer, vom Centrum die
Abgg. Reichensperger, Landsberg, Preysing - Straubing,
Graf Adelmann, Diendorfer, v. Buol und Lender; die
übrigen Mitglieder des Centrums enthielten sich der Ab-
stimmung, dagegen stimmten die Deutschfreisinnigen, Sozial-
demokraten und Elsaß-Lothringer. Der K 2 der Militär-
vorlage (Formation des Heeres) wird mit 247 gegen 20
Stimmen angenommen. 83 Abgeordnete übten dabei
Stimmenthaltung. Die übrigen Paragraphen werden durch
Zuruf genehmigt. Der Gesetzentwurf, betr. die auf die
Marine bezüglichen Abänderungen des Militärpensions-
gesetzes, sowie die Militärreliktenvorlage werden an die
Commission verwiesen. Morgen zweite Etatslesung.
Aus Nsh und Feim.
* Karlsruhe, 7. März. Bereits beginnen die Vor-
bereitungen, um das 90. Geburtsfest unseres Kaisers in
festlichster Weise zu begehen. Es wird auch von den
höchsten Civil- und Militärbehörden durch Circular zu
einem Diner im Museum eingeladen, ferner beabsichtigt
der Magistrat in der Festhalle das Arangement eines
Volksfestes; auch die alten Corpsstudenten haben bereits
in einer Sitzung die Feier eines Festcommerses beschlossen.
Im evangelischen Verein wird eine Feier veranstaltet, die
in einen religiösen und einen geselligen Theil zerfällt.
Es ist nicht zu zweifeln, daß die Kundgebung in unserer
Residenz eine großartige wird.
* Karlsruhe, 7. März. Gestern Abend wurde im
Hardtwalde ein gewisser Gustav Stober von Teutschneu-
reuth verhaftet. Derselbe trug einen Prügel, war ent-
kleidet und hatte nur ein Hemd an. Man vermuthet,
da er am Kopfe verwundet war, daß er gewildert und
auf ihn geschossen worden ist. Da gerade die Theater-
vorstellung zu Ende war, so wurde dem unheimlichen Ge-
sellen von einer großen Menschenmenge das Geleite gegeben.
G Nußloch, 9. März. Heute Nacht wurde dahier
bei S. Mayer ein schwerer Einbruchsdiebstahl verübt.
Die Diebe durchbrachen eine ca. 1?// dicke Mauer und
drangen in das Waarenlager, wo sie verschiedene Ellcn-
waaren entwendeten. Es ist auffallend, daß es möglich
war einen solchen Einbruch bei Hellem Mondschein in un-
mittelbarer Nähe des Wachlokals und ohne daß die Be-
wohner am Thatorte darauf aufmerksam wurden, auszu-
führen. Von den Thätern hat man bis jetzt keine Spur.
x Meckesheim, 9. März. Letzten Sonntag Abend
kam es zwischen einem Dienstknecht und dem Sohn von
dessen früherem Dienstherrn zu Wortwechseln, nach deren
Verlauf der Sohn des Dienstherrn dem Dienstknecht einen
Messerstich in die Stirne versetzte. Der Thäter soll bereits
mit einer gebührenden Strafe belegt worden sein.
* Bruchsal, 7. März. Der Cigarrenarbeiter, von
dem wir vor einiger Zeit berichteten, daß er seiner Frau
eine leichte Schußwunde beibrachte und sich dann selbst
zu erschießen versuchte, ist am Samstag im hiesigen Spital
seiner Wunde nach langem Leiden erlegen. Seine Leiche
wurde nach Karlsdorf überführt.
X. Dallau, 9. März. Am Sonntag Abend zwischen
7—9 Uhr machte der ledige Landwirth Ludw. Kampp
von hier seinem Leben durch einen Schnitt in den Hals,
ein Ende. Motiv der Thal unbekannt, vermuthlich
Geistesstörung.
Bon der Umpfer, 8. März. Die gestern im
Gasthaus „z. Adler" in Boxberg stattgehabte landw. Ver-

Geschwätzigkeit jener Frau erzählt, um nicht einen Versuch
zu machen; wir wollen in den geheimen Schubfächern der
alten Dame einmal gründliche Nachlese halten."
Nach diesen Worten verließ Graf Horn das Zimmer
ertheilte dem Fräulein Meinhold weitere Verhaltungsmaß-
regeln und ritt nach der Stadt zurück.
Wie betäubt saß Helene noch in dem Sessel, als der
Graf sie längst verlassen hatte; das Kind weinte bitterlich,
aber sie beachtete es nicht und als die Wärterin herbei-
eilte, überreichte sie es derselben ohne ein Wort, ohne
einen Blick.
Sie konnte Alles nicht fassen, was Graf Horn zu
ihr gesprochen hatte; sie wußte nur, daß er von jenem
nächtlichen Gange zu der alten Tante Kunde erhalten haben
mußte, daß also jeder ihrer Schritte mit Argusaugen be-
wacht wurde.
Wenn er wirklich zu der Tante ging, wenn er als
Helenens Gatte den Trauschein von ihr forderte? O,
warum hatte sie die Tante nicht wenigstens in Etwas ein-
geweiht, warum hatte sie ihr nicht gesagt, daß gerade ihr
Gatte es sei, vor dem sie den Trauschein verberge und
den sie jetzt als ihren schlimmstenFeind zu betrachten habe?
An Alles dies dachte Helene, aber sie sah kein Aus-
kunftsmittel vor sich Ihr Kopf glühte ihr wie im Fieber,
sie machte sich über Alles die bitterstenBorwürfe und doch
blieb cs sich gleich. Hätte sie das Dokument bei sich be-
halten, so würde der Graf es auch gefunden haben, viel-
leicht noch eher als bei der Tante.
O, wie sehnte sich Helene in diesem Augenblicke nach
Arnold Donitz! Er allein konnte ihr helfen, er allein
konnte jetzt ihr und ihres Kindes Interessen vertreten, er
allein konnte sie trösten und retten. Aber Graf Horn würde
sie überwachen lassen, daß sie an keine Flucht, noch daran
denken durfte, daß Jemand bis zu ihr gelangen könnte.
(Fortsetzung folgt.)

sammlung war, wie überhaupt jedesmal sehr zahlreich be-
sucht und es ist erfreulich mittheilen zu können, daß unsere
landwirthschaftliche Bevölkerung, sonst immer zurückhaltend,
den hohen Werth eines solchen nützlichen Vereins immer
mehr zu schätzen weiß. Durch die unermüdliche Thätigkeit
seitens des Vorstandes, Herrn Privatier Weigand, von
Wölchingen ist es gelungen, ganz ungeahnte Erfolge auf
landw. Gebiete zn erreichen. Das Molkereiwesen ist in
vielen Haushaltungen förmlich umgestaltet worden, für die
einzelnen Gemeinden ist ein besonderer Bauwart angestellt;
der Rebbau nach altem Muster ist in der Gemeinde Wöl-
chingen fast völlig verschwunden und an dessen Stelle der
weit bessere Bogenschnitt cingeführt. Ein weiterer Erfolg
ist die Gründung einer Viehgenossenschaft, die in sofern
schon ihre Thätigkeit begonnen hat, als eine Abordnung
diese Woche in's bad. Oberland abgesandt wurde, (Donau-
eschingen, Engen Meßkirch) zum Einkauf von reinen männ-
lichen und weiblichen Zuchtthieren. Eine lebhafte Debatte
entspann sich über die Impfung der Schweine. Ein Ver-
such im vorigen Jahre war von bedeutendem Mißerfolg,
so daß die Landwirthe von einer weiteren Impfung nichts
mehr wissen wollen. Sehr interessant waren die Mit-
theilungen, welche der Vorstand über Beobachtungen bei
dem letzten Gaufest machte. Aus dem geschäftlichen Theile
sei noch erwähnt, die Wahl des Herrn Bezirksraths Thoma,
als Kassier und Sekretär des Vereins.
* Freiburg, 8. März. Laut „Brsg. Ztg." ist gestern
hier die Nachricht eingetroffen, daß der erbgroßherzogliche
Hof Anfangs Mai wieder hierher übersiedeln wird. —
Die schweren Wolken, die am politischen Horizonte herauf-
gezogen sind, haben die Frage nahe gelegt, ob man es
wagen solle, die schon längere Zeit in Vorbereitung be-
griffene Oberrheinische Gewerbeausstellung im nächsten
Sommer zur Ausführung zu bringen. Zu diesem Zweck
fand gestern Abend eine außerordentliche Generalversamm-
lung des hiesigen Gewerbevereins statt, in welcher nach
allseitiger gründlicher Prüfung der Frage der einstimmige
Beschluß gefaßt wurde, das schöne Unternehmen nicht
fallen zu lassen, sondern mit aller Kraft zu betreiben.
* Stuttgart, 7. März. Nach einer in mehreren
Zeitungen enthaltenen Notiz sollen die Orientexpreßzüge
zwischen Wien und Paris som 1. April ab nicht mehr
über Stuttgart, sondern über die Arlbergbahn verkehren.
Wir sind, schreibt der „S. M.," in der Lage zufällig mit-
thcilen zu können, daß jene Notiz jeder Begründung ent-
behrt. — Vor einigen Tagen erschoß sich ein hiesiger, in
weiten Kreisen allgemein geachteter und angesehener Hand-
werksmann und gestern wurde im Hasenbergwalde nahe
dem Aussichtsthurme ein hiesiger Parquettbodenfabrikant
erhängt aufgefunden. Während bei letzterem die Beweg-
gründe zu dieser verzweifelten That mannigfach gedeutet
werden, ist in dem ersteren Falle mit ziemlicher Sicherheit
Geistesstörung anzunehmen.
* Reutlingen, 5. März. In voriger Woche ließ sich
ein Gehilfe einer hiesigen Buchbinderei durch die Papier-
schneidmaschine 4 Finger der rechten Hand, ganz hart an
der Hand wegschneiden. Es liegt die Vermuthung nahe,
daß der unglückliche junge Mensch aus Furcht vor dem
Militär diese schwere Körperverletzung, die ihn für sein
ganzes Leben theilweise arbeitsunfähig macht, sich absicht-
lich beibrachte.
* Kreuznach, 8. März. Der Ausschuß des mittelrhei-
nischen Turnkreises hat in einer am Sonntag hier stattge-
fundenen Sitzung den Beschluß gefast, daß das diesjährige
mittelrheinische Turnfest am Sonntag den 7. August hier
abgehalten werden soll. Der Mittelrhcinkreis zählt gegen-
wärtig 26 000 Turner; der größte Kreis ist Rheinhessen
mit 5000 Turnern.
* Aus Baden, 9. März. In Unterglashütte,
A. Meßkirch, brannte das Anwesen des Bürgermeisters
Grom gänzlich nieder. Der Gesammtschaden wird auf
14,000 Mk. veranschlagt der auf demVersichcrungsweg zu er-
setzen ist. — Bei Kandern wurde der 26jährige Jakob
Renk aus Malsburg von seinem Gefährt beim Holzführen
derart gegen einen Baum geschleudert, daß der Bcdauerns-
wcrthe nach zwei Stunden an den erhaltenen Verletzungen
verschied. In Mannheim verletzte sich ein Schreiner
mit einem Stecheisen schwer an der Hand.
Vermischtes.
— Hamburg, 8. März. Der Hamburger Dampfer
Hermina ist an der Westküste Amerikas gescheitert. Die
Reisenden und die Mannschaften wurden gerettet.
— sKein „Du" ohne Smollislj Daß das Wort
„Du" gegen fremde Personen gebraucht, eine Beleidigung
ist, entschied jüngst das Schöffengericht in Leipzig. Ein
Arbeiter K. war von einem Unternehmer mit mehreren
anderen zur Ausschachtung in einem Grundstücke engagirt
worden. Diese Anderen geriethen mit dem Grundbesitzer,
dem Rentier D., in Conflict, an dem sich auch K. ohne
jede Veranlassung betheiligte. Hiebei nannte er D. fort-
? gesetzt „Du". Trotzdem sich dieser diese Bemerkung ener-
j gisch verbat, fuhr K. fort, ihn zu dutzen. D. erhob
Pnvatklage wegen Beleidigung, und hatte die Genug-
thuung, zu hören, wie sein ungebetener Dutzbruder zu 3
Tagen Haft verurtheilt wurde.
— sSchrecklicher Selbstmords In Wien
machte Freitag Nacht eine 28jährige Schlossersfrau ihrem
Leben dadurch ein Ende, daß sie sich mit Petroleum über-
goß und dieses anzündete. Ihr halbverkohlter Leichnam
wurde Samstag früh vorgefundcn, neben demselben ein
Brief der Selbstmörderin.
— Paris, 3. März. Vor dem Schwurgericht zu
Dijon spielte sich dieser Tage ein Scandalproceß ab.
Ein ehemaliger Unterpräfect, welcher eine Grafenkrone im
Wappen trägt, Herr de Molen, hatte vor einigen Jahren
eine Millionen reiche Apothekerstochter gcheirathet, um das
Schloß seiner Ahnen den Krallen der Gläubiger entreißen

und ein behagliches Dasein führen zu können. Bald brach
aber in der jungen Ehe Zwist aus, der sich zunächst aus
Geldfragen zurückführen ließ, und endlich klagte die junge
Gräfin de Molen auf Scheidung. Während sie sich vor
einigen Monaten in Dijon aufhielt, um die hierfür nöthigen
Schritte zu thnn, stieg ihr Mann in demselben Hotel ab
und suchte sich, da er keinen Sou mehr besaß, ihr wieder
zu nähern. Sie wies ihn ab, er zog einen Revolver aus
der Tasche, traf aber den Großvater seiner Frau, der sich
zwischen die beiden geworfen hatte und dann lange an der
Wunde darniederlag. Graf de Molen war nun des vor-
sätzlichen Mordversuchs angeklagt. Der Graf de Molen
wurde gestern von den Geschworenen der Cote-d'Or des
vorsätzlichen Mordversuches für schuldig erkannt, zu zehn-
jähriger Strafarbeit und in einen Franken Schadenersatz
an die Familie seiner Frau verurtheilt.
— sDie blaue Grotte auf Capris ist der
Gegenstand eines Prozesses, der zu den seltsamsten gehört,
die je geführt sind. Wir entnehmen der Zeitung „Vita
Napoletana" daß nachstehende: Seit einigen Jahren ist
ein Amerikaner Besitzer desjenigen Theiles der genannten
Insel, unter welchem sich die weltbekannte blaue Grotte
befindet, und behauptet: Da mir die Oberfläche des
dortigen Grund und Bodens gehört, so gehört mir auch
Dasjenige was darunter ist, nämlich die „blaue Grotte".
Letztere befindet sich jetzt aber im Besitz des Städtchens
Capri, und die Verwaltung des letzteren erhebt eine Ab-
gabe von Allen, welche die Grotte besuchen, und kommt
es genannter Behörde nicht in den Sinn, ihr Eigenthum
gutwillig an den Aankee abzutreten. So hat denn Letzterer
einen Prozeß anhängig gemacht. Verliert er letzteren,
so kann er der blauen Grotte einen argen Streich spielen
und ein Loch von oben durch die Wölbung bohren, wo-
durch der in der Grotte vorhandene prachtvolle Licht-
reflex sofort verschwinden würde. In diesem Falle ge-
hört die Clrobtu armrru, welche jährlich von vielen
Tausenden besucht wird, zu den schönen Erinnerungen!
— Ob der Janker sich rechtzeitig eines Besseren besinnt,
steht abzuwarten.
— Den verschiedenen Erdbeben inJtalien
sind zum Opfer gefallen im Jahre 1169 in der Umge-
bung des Aetna 15 000 Personen, 1456 in Neapel 30000
Personen, 1627 in Puglien 4000 Personen, 1638 in Ca-
labrien 9600 Personen, 1693 in Sicilien 93 000 Personen,
1703 in Mittel-Italien 15000 Personen, 1783 in Cala-
brien 60000 Personen, 1805 in Sannio 6000 Personen,
1857 in Basilicata 123000 Personen, 1883 auf Ischia
2313 Personen.

Lokales.
* Heidelberg, 10. März. (Postalisches.) Mit Anfang des
nächsten Monats hört eine postalische Begünstigung auf, wovon
wir alle Interessenten gebührend in Kenntniß setzen. Seither
wurden, besonders in kaufmännischen Kreisen vielfach offene
Karten, auf deren Rückseite irgend eine gedruckte Mittheilung
Preisverzeichnissen und dergl. stund, als „Drucksachen" versen-
det und genossen als solche auch eine bedeutende Preisermäßi-
gung. Die Verwendung derartiger Karten mit der Bezeichnung
„Postkarte" zu dem für Drucksachen bestehenden billigeren Porto-
satz darf nach einer Bekanntmachung der Ober-Postvrrektion nur
noch bis Ende März d. I. geschehen, von da ab ist dagegen für
Beförderung solcher Karten, das für Postkarten übliche, theuere
Porto zu entrichten.
* Heidelberg, 10. Mürz. (Stiftungsfest.) Vorgestern, gestern
und heute feierte das Corps „Baudalm" sein Stiftungsfest, in
Folge dessen alle Corpskneipen festlich beflaggt sind. Nach einem
neuerdings getroffenen gegenseitigen Uebereinkommen werden
bei jedem Stiftungsfest eines Corps, alle übrigen Corps ihre
Kneipen beflaggen. Gestern Nachmittag fand eine festliche Auf-
fahrt der „Vandalen" statt.
' Heidelberg, 10. März. (Hundeunfug.) Vorgestern führte
ein junger Herr seinen Hund an der Leine durch die Haupt-
straß eund zwängte sich durch Leute, welche sich auf dem Trottoir
befanden hindurch, so daß die Leute belästigt wurden und sich
dieses verbaten. Es kam zu Wortwechseln und sprang der Vier-
füßler, der sich früher schon einmal bei einem ähnlichen Anlässe
als bissiger Köder gezeigt hatte, an einem Manne hinauf, biß
ihm in das Knie und zerriß ihm zu allem Ueberfluß auch noch
den Ueberzieher. Glücklicherweise ist die Bißwunde keine gefähr-
liche und wird der Geschädigte auch wissen, was er für den
Schreck, Schmerz und Ueberzieher zu verlangen hat.
* Heidelberg, 10. Mürz. (Umgekippt.) Heute Vormittag
fuhr ein Postfourgon durch die westliche Hauptstraße und liefen
das eine Vorder- und das andere Hinterrad in den Trambahn-
schienen. Als der Kutscher einem anderen Fuhrwerke ausweichen
oder aber sonst zur Seite fahren wollte, widersetzte sich das
Vorderrad, die Speichen vermochten keinen Widerstand zu leisten
und so zerbrach das Rad und der Postwagen kippte um. Glück-
licherweise wurde der Verkehr nicht groß gestört, da die Straße
(vor dem „gold. Römer"), wo der Wagen lag, breit ist.
* Heidelberg, 10. März. (Bon sich abgewälzt.) Unseren
Lesern ist wohl noch erinnerlich, daß der Frau eines in der
Dreikönigstraße wohnenden Kaufmanns aus einem Zimmer ein
Portemonnaie mit 15 Mark Inhalt, außerdem 2 goldene Ringe
gestohlen wurden. Wie uns nun privatim mitgetheilt wird,
soll der Dieb, oder besser gesagt, die Diebin, denn eine solche
trifft der Verdacht, diesen aus eine ganz raffinirte Art von sich
abgelenkt haben, indem sie das Portemonnaie «mit den Ringen
(deren Verkauf ihr als gefährlich erscheinen mochte) aber ohne
die 15 Mark Inhalt in den Keller der Wohnung des Bruders
der Bestohlenen warf, um so den Schein zu erwecken, als habe
dieser das Portemonnaie mitgenommen und nach Herausnahme
des Geldes, es in den Keller geworfen. Ein Knabe fand das
Portemonnaie, übergab es dem Bruder der Bestohlenen und
dieser rief sofort freudig aus: „das gehört ja meiner Schwester."
Er überbrachte es auch sofort derselben, und da stellte es sich
heraus, daß Vas Geld verschwunden war. Dieser plumpe „Kniff",
einen Unschuldigen in Verdacht zu bringen, soll aber gerade dazu
beigstragen haben, auf die Spur der wirklichen Diebin zu
kommen.
* Heidelberg, 10. März. (Der Einbrecher ist gefangen.)
Wir theilten am Montag unseren verehrlichen Lesern mit, daß
Tags vorher ein unbekannter Thäter sich in die Wohnung eines
am Schloßberg wohnenden Amerikaners Eingang zu verschaffen
wußte, eine Commode erbrach und derselben ein Papier von
1000 Dollar entnahm und außerdem diverse Kleidungsstücke mit-
gehen hieß. Den eifrigen Bemühungen der Polizeibehörde ist
es nun gelungen, den Einbrecher, der seinen Weg von hier nach
Darmstadt genommen hatte, daselbst zu verhaften. Er soll noch
im Besitze des, wenn auch sehr defect gewordenen Papiers sein
und so ist der rechtmäßige Eigenthümer vor großem Schaden
geschützt.
 
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