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statten in Berlin, München, Stuttgart und Karlsruhe
vorgenommen, so daß bereits nach vorliegender officieller
Zusammenstellung bis Ende Juli 4420340 Stück aus-
geprägt waren. Die Münchener Münzstätte allein hat im
Juli 323036 Stück dieser Münzsorte geprägt.
/ft Maner, 31. Aug. Heute hat uns der hier seit
2 Jahren angestellte Lehrer Rößle verlassen, um nach
seinem neuen Bestimmungsort Wilhelmsfeld überzusiedeln.
So kurz auch die Zeit seiner hiesigen Wirksamkeit war,
so hat der unermüdliche, strebsame, tüchtige Mann es ver-
standen, sich nicht nur die Liebe und Achtung fast der
ganzen hiesigen Einwohnerschaft, sondern auch die der
Umgegend zu erwerben. Sein Scheiden von hier wird
allgemein beklagt und bedauert; indem die hiesige Schule
an ihm einen umsichtigen, liebevollen Lehrer verliert. Wir
rufen ihm alle ein herzliches Lebewohl zu und werden wir
ihn stets in gutem Andenken behalten. Der Gemeinde
Wilhelmsfeld aber können wir zu ihrem neuen Lehrer nur
von Herzen Glück wünschen.
* Baden, 29. Aug. Das „Badeblatt" berichtet:
Gestern Abend fand auf der Promenade, wo das vom Cur-
comite glänzend arrangirte Nachtfest Tausende versammelt
hatte — thatsächlich war noch niemals eine größere Zahl
von Besuchern auf dem Platze anwesend — eine spontane
Ovation für Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin
von Brasilien statt, welche durch ihre Herzlichkeit und
Einmüthigkeit einen erhebenden Eindruck machte. Herr
Capellmeister Könnemann hatte auf Wunsch Seiner Ma-
jestät die brasilianische Nationalhymne für großes Orchester
instrumentirt. Bei der Probe, die gestern früh stattfand,
erschien der Kaiser persönlich, gab die wünschenswerthen
Tempi und Nüancen selbst an und empfahl einige Aende-
ungen in der Instrumentation. Das gestrige große Abend-
concert wurde mit der Hymne eröffnet. Ihre Majestäten
befanden sich auf ihrem gewöhnlichen Platz unter der Co-
lonnade. Als die brillant instrumentirte, wirkungsvolle
Hymne erklang, erhoben sich Ihre Majestäten; alle in
Ihrer Umgebung befindlichen Personen folgten ihrem Bei-
spiele und hörten mit entblößtem Haupte zu. Das Pub-
likum spendete so lebhaften Applaus, daß die Hymne re-
petirt werden mußte, worauf die große Menschenmenge
sich gegen Ihre Majestäten wendete und ihnen Beifall zu-
jubelte. Es war eine persönliche Ovation für den liebens-
würdigen Monarchen, welcher sich hier der allgemeinsten
Sympathie zu erfreuen hat. Die brillante Illumination
des Platzes erhöhte noch die Stimmung dieses von Tausen-
den besuchten Festes. Der Kaiser war durch die ihm ge-
spendete persönliche Ovation ersichtlich freudig bewegt und
tief ergriffen.
* Offenburg, 29. Aug. Vergangene Nacht wurde in
Biberach von einem Burschen ein Mordversuch verübt.
Der 18 Jahre alte Bierbrauer Franz Xaver Jehle unter-
hielt mit der 18 Jahre alten Theresia Geiger von Biberach
ein Liebesverhältntß. Vergangene Nacht gegen halb 1 Uhr
fand eine Zusammenkunft der Beiden statt. Die Theresia
Geiger erklärte dem Jehle, daß sie das Verhältniß ab-
breche, da ihre Eltern dasselbe nicht billigen. Jehle er-
griff hierauf die Geiger, zog einen Revolver aus der Tasche
und feuerte drei Schüsse auf dieselbe ab. Einer der Schüsse
ging fehl, zwei trafen die Geiger an den Hals; jedoch
sollen die Verletzungen nicht gefährlich sein. Jehle warf
hierauf den Revolver in die Kinzig, woselbst er jedoch
heute aufgefunden wurde. Der Thäter schlich sich auf
Umwegen nach Hause, woselbst er verhaftet und nach Offen-
burg abgeführt wurde.
* Ueberlingen, 29. Aug. Ein kostbarer Fund ist
hier gemacht worden. Bei der Uebersiedlung des Restes
der Bibliothek nach ihrem neuen Raume ordnete Bürger-
meister Betz die sorgfältige Untersuchung alter Akten
an. Dabei entdeckte man den ursprünglichen Vertrag,
den die Gemeinde von Ueberlingen mit dem Künstler

„Es ist ein lebloser Körper", Msterte Blanche jetzt.
„Einer der Seeleute vom „Saladin", bemerkte Mary,
nachdem sie den von den Wellen hin- und hergeworfenen
Gegenstand längere Zeit beobachtet hatte.
„Wie lange wird es dauern, Mylady, bis wir diesem
Unglücklichen gleichen?"
„Gott allein weiß es. Wir Alle sind in seiner Hand,
Mary. Laß' uns ihm vertrauen. Er ist im Stande, uns
selbst aus dieser großen Nolh zu retten."
Aber während sie diese Trostworte sprach, war ihr
eigenes Herz ohne Hoffnung.
Die Finsterniß der Nacht, der Sturm, die Einsamkeit
und die furchtbaren sie umgebenden Schrecken waren zu
überwältigend für das junge Mädchen. Erschöpft schloß
sie die Augen und ließ das Haupt wieder kraftlos auf den
Mastbaum zurücksinken.
„Halten Sie sich aufrecht, Mylady", rief die treue
Dienerin in ihrer Herzensangst. „Verzagen Sie nicht.
Es ist noch nicht Alles verloren. Der Morgen ist nicht
mehr so fern und der wird uns schon Rettung bringen.
Versuchen Sie, sich aufrecht zu erhalten — mir zu Liebe
und aus Liebe zu Lady Dora und zu Mr. Annesley",
bat sie in eindringlichem Tone.
„Aber, — die Nacht — ist so lang", stammelte
Lady Blanche.
„O, Mylady!" ries die alte Frau verzweifelnd.
„Richten Sie sich auf. Sprechen Sie mit mir. Wenn
Sie sich Ihrer Erschöpfung hingeben, werden Sie unter-
liegen."
Lady Blanche raffte sich gewaltsam auf, um die todt-
bringende Erschöpfung, die sie erfaßte, zu überwältigen.
„Ich glaube kaum, daß ich mich bis zum Morgen
aufrecht erhalten kann", sagte sie. „Es ist mir, als halte
mich der Tod mit seiner eisigen Hattd umschlossen.
(Fortsetzung folgt.)

abgeschlossen, der den berühmten Rathhanssaal ge-
schaffen. Man hatte lange Zeit auf Syrlin geschloffen.
Der Künstler ist Jakob Rueß, der auch in der Kunstge-
schichte von W. v. Lübke erwähnt wird. Nach 400
(1480) Jahren ist der Name des Meisters an's Tages-
licht gezogen worden, der von hier nach Chur ging, um in
den Altären der dortigen Stadtkirche ein weiteres Wunder
zu schaffen.
§ Schönwald b. Triberg, 31. Aug. Es dürfte manche
der verehelichen Leserinnen und Leser des „Tageblattes"
interessiren, wie hier, auf den Höhen des Schwarzwaldes
das Hochzeitsfcst gefeiert wird. Wird da eine Hochzeit,
sowie eine silberne, oder eine goldene Hochzeit gefeiert,
so geht 14 Tage vor dem Feste der Hochzeitbittcr in dem
ganzen Kirchensprcngel gewissenhaft von Haus zu Haus,
um Jedermann zur Betheiligung an dem Frcudentag ge-
ziemend einzuladen. Da wird keiner vergessen, sei er Herr
oder Knecht, Gutsbesitzer oder Taglöhncr, alle werden ge-
laden, um sich mit dem Ehepaar zu freuen. Am Feste
erscheinen denn auch immer einige Hundert Gäste, die sich
weidlich laben an den vorgesetzten Speisen und Getränken
und so wird der Ehrentag des Braut- oder jungen Ehe-
paares zu einem allgemeinen Freuden- und Festtag, in des
Wortes vollster Bedeutung; es regnet da förmlich Glück -
und Segenswünsche für das Hochzeitspaar. Ihr Correspvn-
dent war dieser Tage Zeuge eines Hochzeitsfestes und er-
laubte sich, dem Wirthe gegenüber die nur allzu berechtigte
Bemerkung, daß so ein Fest das Hochzeitspaar ja ein
halbes Vermögen kosten müsse, worauf der Wirth lächelnd
erwiderte: „da sind Sie im Jrrthum, das Hochzeitspaar
kostet die ganze Sache gar nichts, denn jeder der erschienenen
Gäste zahlt alles was er verzehrt, ja er leistet sogar einen
Beitrag für die Musik, weßhalb sich die Wirthe um eine
Hochzeit bewerben und, falls viele Gäste erscheinen, nicht
selten das Hochzeitspaar, sammt dessen näheren Verwandten
unentgeltlich bewirthen." Aus dieser Belehrung war er-
sichtlich, daß hier oben im schönen Schwarzwald das Hoch-
zeitfeiern sehr billig und dabei das Fest dach großartiger
ist, als in der Ebene.
* Aus Baden, 30. Aug. Auf dringenden Wunsch
einer großen Zahl von Mitgliedern hat die badische Pferde-
versicherungsanstalt die Frage der Ausdehnung der Ver-
sicherung auf Rindvieh und Schweine ins Auge gefaßt und
zu näherer Berathung und zu evcnt. Beschlußfassung auf
den nächsten Monat eine außerordentliche General-Ver-
sammlung einberufen. Das Fehlen der genannten Zweige
der Versicherung bei obiger Anstalt ist vielfach vermißt
worden und hatte zur Folge, daß namentlich von Seiten
solcher Landwirthc, welche zugleich auch auf die Versicherung
von Rindvieh abhoben, die Versicherungsnahme bei aus-
wärtigen Versicherungs-Gesellschaften gesucht wurde. Mit
der Ausdehnung der Wirksamkeit der Pferdc-Versicherungs-
anstalt auf die Versicherung von Rindvieh und Schweinen
würde ein Projekt verwirklicht werden, welches schon seit
Jahrzehnten in landwirthschaftlichen Kreisen angestrebt
wird, Mitte der siebziger Jahre vom Centralausschuß des
landwirthschaftlichen Vereins eifrige Befürwortung fand,
damals aber aus verschiedenen Gründen nicht weiter ver-
folgt werden konnte. Die überhaupt nur in dem kleineren
Thcile der badischen Gemeinden bestehenden Ortsver-
sicherungsvereine haben sich ihrer Aufgaben nur zum Theil
gewachsen gezeigt. Der größte Theil des Rindvichbc-
standes ist gegenüber den gewöhnlichen Krankheiten und
Unfällen unversichert und allzu häufig gerathen deßhalb
viele Hunderte von Landwirthcn durch die Verluste, welche
sie beim Umstehen von Rindvieh erleiden, in schwerste Be-
drängniß. Der Wucher, der in so vielen Landgemeinden
immer noch seine Opfer sucht und findet, würde am wirk-
samsten bekämpft werden können, wenn ihm der Hauptver-
dicnst, an welchen er seine Thätigkeit augeknüpst, durch die
Möglichkeit der Versicherung der Rindvieh-Bestände ge-
nommen wäre. Im Hinblick auf diese hochwichtige sozial-
politische Seite des Unternehmens wird jedenfalls auch die
Regierung eine Beihülfe leisten, sofern die Ausdehnung
der Anstalt in der geplanten Weise beschlossen werden sollte.
Für die jetzigen Mitglieder der Anstalt würde aus der
Erweiterung derselben der nahmhafte Bortheil erwachsen,
daß wegen der einheitlichen Verwaltung der vergrößerten
Anstalt bei im übrigen völlig getrennter Verrechnung der
beiden Arten von Versicherungen sehr erhebliche Ersparnisse
an Verwaltungskosten sich erzielen ließen, sodaß die seitherigen
Prämiensätze für Pferde wohl eine ins Gewicht fallende Er-
mäßigung erfahren werden.
* Frankfurt, 29. Aug. Frankfurt ist bekanntlich die
Großstadt des deutschen Reichs, welche die verhältnißmäßig
stärkste jüdische Bevölkerung besitzt. 1875 betrug sie 11,5
pCt., 1880: 10,1 pCt., 1885: 10,1 pCt. der Gesammt-
bevölkerung, oder 1880: 13843, 1885: 15554 Seelen.
In früheren Zeiten ist die Zahl der Juden in Frank-
furt riesig übertrieben worden, sogar von Frankfurter
Schriftstellern.
* Nürnberg, 29. Aug. Auf dem Löwenbräukcller
fand am gestrigen Sonntage unter Böllerschüssen und
sonstigem Brimborium das nicht uninteressante Schauspiel
des Bratens eines ganzen Ochsen am Spieß wieder ein-
mal statt. Dasselbe wurde von einem Münchener Metzger
der darin schon mehrfache Uebung hat, ausgeführt. Das
Braten des etwa 7 Centner schweren Ochsen begann, die
letzten Vorbereitungen mit eingerechnet, früh gegen 7 Uhr;
des Nachmittags halb 5 Uhr war es beendet. In Folge
des ungemein zahlreichen Zuströmens von schau und eß-
lustigem Publikum gestaltete sich die Sache zu einem förm-
lichen Volksfeste; der Ochse war so zu sagen im Hand-
umdrehen aufgezehrt.
Vermischtes.
— fBeim Tanze erstochen.) Die Gemeinde
! Vörö Egyhaza nächst der Hauptstadt war am jüngsten

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Sonntag der Schauplatz eines blutigen Vorfalles.
Bauernbursche, Namens Stephan Ströhl, welcher bei de»>
Fuhrwescnkorps dient, war auf Urlaub nach Hause gft-'
kommen. Der junge Mann erregte durch sein heramft^
forderndes Benehmen den Zorn der übrigen Bauernbursch^'
durch welche die Mädchen des Dorfes dazu überred
wurden, bei dem Kirchweihfeste — das am jüngsten Sof^
tag gefeiert wurde — mit Ströhl nicht zu tanzen. Str^
erfuhr von dieser „Verschwörung" und erschien dem
Trotze auf dem Tanzboden. Er forderte sofort ein schöne-
Mädchen, Namens Therese Katrencsik, zum Tanze auf. D«'
Mädchen erschrack vor diesem wilden Blick des jung^
Mannes und getraute sich nicht Nein zu sagen.
einigen Touren verließ das Mädchen jedoch Ströhl Ulü ft
tanzte mit einem anderen Burschen weiter. Ströhl wur^ !di
von heftigem Zorn erfaßt. Er zog sein TafchenmE
hervor und versetzte der Katrencsik einen so wuchtigen SM
in den Unterleib, daß das Mädchen sofort leblos zusammen
brach. Der Mörder entfloh, doch wurde er bald von dein
Gendarmerie-Wachtmeister Nikolaus Andrassy ausgefors^
und verhaftet.
— London, 26. Aug. Ein beklagenswertyes M
glück ereignete sich gestern bei Ilfracombe. Die Aach!
„Monarch", welche täglich Ausflüge nach dem Bristols
Canal macht, verließ gestern Ilfracombe mit 28 Fahr-
gästen. Plötzlich wurde das Fahrzeug von einem heftig^
Windstoße erfaßt, in Folge dessen es kenterte und sofort
sank. Das Geschrei der ins Wasser gefallenen Menschs
war herzzerreißend und sofortige Hilfe konnte nicht geleistet
werden. Nach 8 oder 10 Minuten kamen indeß Boote
vom Gestade an, welche viele der mit den Wellen kämpfen-
den Personen retteten. Gleichwohl sind 12 bis 15 Per-
sonen ertrunken. Fünf Leichen sind bereits geborgen. Die
Umgckommenen waren zumeist Badegäste.
— London, 26. Aug. Heute früh starb, wie del
„Köln. Ztg." gemeldet wird, auf Schloß Doneraile in
Irland, Lord Doneraile, ein Opfer der Hundswuth, ge-
wesener Patient Pasteurs. Im vorigen Januar biß W
und seinen Kutscher ein gezähmter Fuchs, der, wie sich
später herausstcllte, an Wasserscheu litt. Beide Gebissene
begaben sich zu Pasteur und erfreuten sich seitdem einer
guten Gesundheit. Erst am vorigen Montag fing der Lord
an, Anzeichen eines beunruhigenden Unwohlseins zu ver-
rathen, das sich dann als Tollwuth herausstellte. Der
verstorbene Lord war Mitglied des Oberhauses, 1818 ge-
boren. Er hinterläßt eine Tochter, Lady CastletowN-
Scin Kutscher, der bedeutend jünger ist, befindet sich einst-
weilen noch wohl.
Askesles.
* Heidelberg, 31. Aug. (Stadtrathssitzung.) In der heu-
tigen Sitzung des hiesigen Stadtrathes wurden u. a. folgende
Gegenstände zur Kenntnrß bezw. Erledigung gebracht. 1) Der
städt. Bibliothek ist von Herrn General v. Horn ein Exemplar
seiner Untersuchungen über die Entwicklung der Heidelberger
Schloßbefestigung, von dem Herrn Grafen v. Grainberg eine
Anzahl, die hiesige Stadt, sowie die Stadt Mannheim betreffen-
den Urkunden und Bilder geschenkt worden, wofür der Stadt-
rath verbindlichst dankt. 2) Zur Anschaffung eines durch Ver-
mittelung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins vom Farren-
Halter zu erwerbenden Originalfarrens wird von der Stadt-
gemeinde ein Zuschuß von 100 Mk. bewilligt. 3) Der von dem
Bürgerausschuß unterm 29. Juli l. Js. genehmigte Nachtrag
zu dem Statute der hiesigen Realschule vom 3. Januar 1885,
nach welchem in Hinkunft die Zahl der etatmäßigen Lehrer aus
9 wissenschaftlich gebildeten und 5 Real- und Volksschullehrern
zu bestehen hat, hat die Genehmigung Großh. Ministeriums der
Justiz, des Cultus und Unterrichts erhalten. 4> Die zur Er-
höhung der Feuersicherheit des Theaters in Vorschlag gebrachten
Maßnahmen werden genehmigt und der Vollzug derselben un-
geordnet. 5) Mehreren Reclamationen wegen angeblich zu
niedriger Schätzung von Liegenschaften konnte keine Folge ge-
geben werden, da gemäß Landrechts-Satz 2127a Ziffer 3 bei
der gerichtlichen Taxation von Gütern der Werth zu Grunde zu
legen ist, welchen das Gut nach dem geringsten Anschlag der seit
Jahr und Tag üblichen Preise bei dem Verkaufe haben würde.
* Heidelberg, 1. Sept. (Ernennung.) Se. K. Hoh. der
Großherzog haben gnädigst geruht, den Secretür Herrn Philipp
Jehle, Maschineningenieur bei der Main-Neckar-Eisenbahn zu
Darmstadt, zum Vorsteher der Werkstätte der Main-Neckar-Eisen-
bahn in Heidelberg zu ernennen.
X Heidelberg, 1. Sept. (Abschiedsfeier.) Gestern Abend
versammelten sich fast sämmtliche hiesige Lehrer, sowie mehrere
aus den Bezirken Schwetzingen und Neckargemünd im Saale
des Bremeneck, um dem von hier scheidenden Herrn Professor
Ritter einen Abschied zu geben. Dieser Herr stand schon seit
einer Reihe von Jahren mit der Volksschule und ihren Lehrern
in den freundlichsten Beziehungen, indem derselbe mit sichtlichem
Interesse die jeweilige Volksschulprüfungen besuchte; außerdem
aber stand er auch dem Conferenzleben sehr nahe, indem er Vor-
träge aus den verschiedensten Gebieten des Wissens hielt, welche
auf die Zuhörer belehrend wirkten und zu neuen Studien Ver-
anlassung gaben. Es konnten sich's die Lehrer deßhalb nicht
versagen, ihren scheidenden Freund nochmals zu begrüßen,
einige freundliche Stunden mit ihm zu verleben und ihm ein
herzliches Lebewohl zuzurufen. Vorzügliche Gesänge des Lehrer-
vereins wechselten mit ernsten und heiteren Toasten, sowie mit
Solo- und Klaviervorträgen ab. Herr Prof. Ritter ist als
Director an die höh. Bürgerschule nach Sinsheim berufen.
Wir gratuliren dieser Stadt zu der ausgezeichneten Lehrkraft,
die sie an ihm erhält und wünschen nochmals auf diesem
Wege dem betr. Herrn ein herzliches Lebewohl und baldiges
Wiedersehen.
* Heidelberg, 1. Sept. (Eisenbahnconferenzen.) Aus Wien
schreibt man: Auf Einladung der königl. Eisenbahndirection
Breslau finden gegen Ende September in Heidelberg Berkehrs-
conferenzen seitens der deutschen, österreichisch-ungarischen und
rumänischen Eisenbahnen statt und zwar am 24. Sept, für den
rumänisch-deutschen Eisenbahnverband und am 26. Sept, für
den galizisch-norddeutschen Eisenbahnverband. Neben einer Reihe
von Verkehrs-, Tarif- und Zollabfertigungsfragen handelt es
sich um Berathung einer vereinfachten Verkehrsleitung, wie solche
von einer in Preßburg abgehaltenen Beamtencommission vor-
geschlagen und vorbereitet ist und über die Einführung des Geld-
ausgleichs in den genannten Verbänden.
* Heidelberg, 1. Sept. (Theaterpersonal.) In einer der
Auslagen des Knoblauch'schen Ladens sind 26 Photoqraphieen
des Theaterpersonals der kommenden Saison ausgestellt. Die
meisten Darsteller sind noch sehr jugendlich und von intelligentem
Aeußern. Sind die Leistungen so, wie das Aussehen der Künstler
- und Künstlerinnen, auf den Photographieen, so ist etwas Gutes
' zu erwarten. Unerfindlich ist es uns und manchem Theater-
 
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