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leien des Oberiugenieurs der dortigen Festungswerke ein
gelegter Brand ausgebrochen, durch welchen die daselbst
aufbewahrten Pläne und Documente vollständig vernichtet
wurden.
IraMreiH-,
Paris, 82. Dec. Der „Figaro" bringt heute einen
halbamtlichen Artikel, worin ausgeführt wird, seit einigen
Tagen werde wieder viel von den B ezieh ungen Fr ank-
reichs zu Deutschland gesprochen, und man sei ver-
sucht, zu glauben, daß die fieberhafte Unruhe, die seit
einiger Zeit in Europa herrsche, sich auch auf Frankreich
ausdehnen könne. Zum Heile des Landes sei es jedoch
ersprießlich, wenn Frankreich vor dieser Krankheit bewahrt
bliebe. Nach Erkundigungen an maßgebender Stelle seien
Frankreichs Beziehungen zu Deutschland augenblicklich nor-
mal zu nennen. Die französische Diplomatie habe es bis-
her verstanden, zu gewissen brennenden Fragen Stellung
zu gewinnen. In Berlin befleißige man sich einer ähnlichen
Behutsamkeit gegenüber dem französischen Botschafter. Der
„Figaro" bespricht auch das Gerücht, wonach Präsident
Carnot an den Botschafter Herbette unmittelbar einen
Brief gerichtet habe, worin der Botschafter beauftragt
worden sei, den Kaiser Wilhelm der friedliebenden
Absichten des Präsidenten Carnot zu versichern. Der
„Figaro" glaubt zu wissen, das Präsident Carnot einen
solchen Brief niemals geschrieben habe; falls dem französi-
schen Botschafter ein ähnliches Schriftstück zugegangen, so
könnte dies nur das ministerielle Rundschreiben sein, dessen
Versendung an die Vertreter Frankreichs bei jedem Wechsel
im Ministerium üblich sei. Dieses Rundschreiben konnte
entsprechend der in der Kammer gegeben Erklärung des
Ministeriums nur in einem friedichen Tone gehalten
sein. Der Aufsatz des „Figaro" bemerkt dann, cs sei nur
noch die Angelegenheit Kaufmann zu regeln.
Paris, 22. Dec. Der „Temps" meldet: Die Unter-
handlungen zwischen dem französischen Gesandten in Bu-
karest und der rumänischen Regierung über die Hand e l s-
beziehungen zwischen Frankreich und Rumänien
sind dem Abschlüsse nahe; der im Jahre 1886 abgeschlossene
einstweilige Vertrag, der am 31. December 1887 abläuft,
wird um ein Jahr verlängert werden. — Der Attentäter
Aubertin ist zur Beobachtung in das Krankenhaus Ma-
zas gebracht worden. Er kann nicht ins Irrenhaus ge-
schickt werden, weil er noch unter Anklage steht. Vorläufig
wird er 14 Tage in dem Beobachtungsdepot bleiben.
Paris, 22. Dec. Die ofstciösen Blätter bestreiten
die Nachricht, daß Präsident Carnot in einer bestimmten
Zeitung seine Politik verfechte; Carnot werde keine per-
sönliche Politik treiben, bedürfe also auch keines Blattes
zu diesem Zwecke. Auch wird für grundlos erklärt, daß
Flourens als Candidat für die Besetzung des durch den
Rücktritt des Deputaten Noirot erledigten Sitzes auf-
treten werde. Der „Paris" meldet, Loubet werde als
Arbeitsminister zurücktreten und durch de Mahl) ersetzt
werden, wogegen Admiral Krantz oder Peyran das Marine-
,iuals;ecrelar sur die Colonteen ernannt werden würde.
Ataliew.
Rom, 22. Dec. Der Senat genehmigte heute den
Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn. Ministerpräsident
Crispi empfahl die Annahme des Vertrages als Sym-
pathie-Kundgebung für das Nachbarreich und sprach die
Ueberzeugung aus, daß auch der Handelsvertrag mit
Frankreich demnächst zu Stande kommen werde.
San Remo, 22. Dec. Das Allgemeinbefinden des
Kronprinzen ist fortwährend durchaus befriedigend,
der Appetit kräftig und es sind keinerlei Beschwerden vor-
handen. Die neue Wucherung ist im Rückgänge; das
Fläschchen und hielt es gegen das Licht. Es war eine
Flüssigkeit, welche bald nach dem Genüsse tödtlich wirkte.
Beim Lösen des Siegels zitterte seine Hand.
„Was soll das?" fragte er sich unwillig, „bin ich ein
Feigling geworden? Rasch zur That!"
In demselben Augenblicke erschallt hastig die Glocke,
sein Diener öffnet. „Wer kann das sein?" rief Erhard
in heftiger Erregung, er dreht den Propfen der verhäng-
nißvollen Flasche — da pocht es an seine Thür, ein —
zweimal, selbstvergessen will er darauf zueilen, aber wie
aus einer bösen That ertappt ruft er sich zornig zu:
„Trinke, Du Thor, in Deiner Hand hältst Du die
Erlösung alles Elends!"
Entschlossen wendete er der Thür den Rücken — da
pocht es zum dritten Male und zugleich glaubt er einen
Seufzer hinter sich zu hören! Jäh wendet er sich um —
ein Schatten fleht hinter ihm mit ausgebreiteten Armen.
„Mutter," ruft Erhard, auf die wesenlose Gestalt
zueilend — er durchschneidet die leere Luft und nur noch
taumelnd vermag er sich auf den Füßen zu halten-
„Herr Doktor," tönte die Stimme seines Dieners,
„eine wichtige Depesche vom gnädigen Herrn Baron!"
Jedes Wort dröhnte wie ein Hammerschlag auf sein
Herz, ohne Besinnen stürzt er zurThür und öffnet. Rasch
das Couvert aufreißend liest Erhard die wenigen Worte:
„Komm sofort mit dem nächsten Zuge, wenn Du
Deine Mutter jetzt noch einmal sehen willst, sie verlangt
nach Dir!"
„Die Mutter verlangt nach mir, jetzt, jetzt!
Seine eigene Stimme klingt ihm seltsam fremd, er
ist wie geistesabwesend, dann beginnt das Blut, durch seine
Adern zu rollen gleich siedendem Feuer, schneller, mächtiger,
wilder!
„Mutter," ruft er leidenschaftlich," ich fühle Du willst
sterben und kannst es nicht, ohne noch einmal Deinen Er-
hard an die Brust zu drücken, der trotz seiner Schmach
doch Dein Sohn geblieben! Du sollst mich nicht vergebens
rufen, ich komme, Dein Wille besiegt den meinen, nach
Dir erst mein Tod!" (Fortsetzung folgt.)

Aussehen wird von den Curgästen, welche den Kronprinzen ;
an dem sonnenhellen, wenn auch kühlen gestrigen Tage i
auf dem Spaziergange sahen, als trefflich bezeichnet. Heute i
haben wir hier einen regnerischen, stürmischen, kalten Tag,
der zu Lustgängen selbst für den Gesundesten sich nicht
eignen würde.
OrrglKUh.
London, 22. Dec. In einem Artikel über die Lage
sagt die „Times", für England sei die Zeit für eine
active Einmischung in die militärischen Angelegenheiten des
Continents vorbei und zwar von dem Augenblicke an, wo
die großen Armeen Regel wurden. Allein zur See spiele
England noch eine führende Rolle und es komme ihm zu,
dieselbe zu erhalten durch Stärkung seiner Flotte und durch
Sicherung der einzigen Allianz, auf welche England rechnen
könne, nämlich der Allianz mit Italien.
Afrika.
Snakim, 19. Dec. Der Osman Digma ist mit
einer beträchtlichen Streitkraft von Kassala in der Nach-
barschaft von Suakim angekommen und hat sein Lager in
Handub ausgeschlagen. Ueberläufer kommen beständig
hier an. ....
* Karlsruhe, 22. Dec. In der Proceßsache der
Stadtgemeinde Baden gegen die Firma Jooß u. Ströbel
in Heilbronn, Vertragserfüllung und Forderung betr., ist
vom großh. Landgericht heute das Urtheil gesprochen worden.
Hiernach wird die Beklagte mit der Widerklage abgewiesen
und verurtheilt, an die Klägerin 38 767 Mk. nebst 5pCt.
Zins zu bezahlen. Mit dem Betrage von 8170 Mk. nebst
Zinsen wird die Klägerin abgewiesen. Bon den Kosten hat
die Beklagte ^«>, die Klägerin °/2« zu bezahlen. Die
Klägerin ist schuldig, den Beklagten allen Schaden zu er-
setzen, welcher denselben durch die Erwirkung und Voll-
ziehung der Arrestbefehle zugefügt worden ist, jedoch nur
bis zur Grenze des Betrages von 30000 Mark.
* Baden-Baden, 21. Dec. Wir berichteten mit den
Wiener Blättern vor Kurzem über die großartigen Be-
trügereien, die ein als Privatsekretär Henry Julius May,
Fabrikbesitzer Heinrich Richard May, Oberingenieur Henry
Mayne, Chavalier de Mayne, Henry May de Straßbourg,
Dr. Steckiewitz und unter anderen hochtrabenden Ramen
und Titeln auflretender Schwindler in fast allen größeren
Hauptstädten und Badeorten verübt hat. „Chevalier de
Mayne", über dessen Charakter, Nationalität und Domizil
ein tiefes Dunkel gebreitet war, hatte Beziehungen zu ein-
flußreichen Persönlichkeiten in der Diplomatie und Finanz-
welt, die er in verschiedene groß angelegte Geschäfte, meist
Bergwerksunternehmungen zu verwickeln wußte, und liebte
es, nachdem er bei diesen betrügerischen Transaktionen
sich seine ansehnliche Beute geholt hatte, deu Aufenthalt
zu wechseln. Seinen Opfern imponirte der Hochstabler
durch ein sicheres, gentiles Auftreten, wozu die perfekte
Kenntniß vielen Sprachen hauptsächlich beitrug, und die
Brillen, Pflastern, sowie durch Fälschung von Dokumenten
von seiner Spur abzulenken. Das großyerzoglich badische
Landgericht zu Karlsruhe hat nunmehr festgestellt, daß
„Chevelier de Mayne", der sein unsauberes Gewerbe bereits
seit zwanzig Jahren (!) betreibt, richtig Heinrich Julius
May heißt, zuWekelsheim in Bayern gebürtig und seines
Zeichens — ein Kellner ist.
* Trier, 21. Dec. Heute Abend 9 Uhr streckte der
Tischler Peter Dahm seinen Vater mit einem Revolver-
schuß todt nieder. Der verhaftete Mörder ist erst 18
Jahre alt.
* Görlitz, 20. Dec. Der Telegraph macht das
Durchgehen doch recht unsicher! War da vor einigen
Tagen aus Lauban ein Postbeamter mit 10 000 Mark
flüchtig geworden. Schon gestern aber erhielt die hiesige
Staatsanwaltschaft aus Hof in Bayern die Nachricht, daß
die 80 von ihr nach allen Richtungen entsandten Tele-
gramme die Ergreifung des 21jährigen Postbetrügers zur
Folge gehabt haben. Merkwürdigerweise fand man bei
dem ungetreuen Postgehilfen sogar noch mehr Geld, als er
unterschlagen zu haben im Verdacht steht.
* Aus Baden, 22. Dec. In Leiberstung ist am
15. ds. Mts. das Haus des Bernhard Fischer abgebrannt,
— Ein Mctzgerbursche in Mannheim unterschlug seinem
Meister 32 Mark baares Geld und ging flüchtig. —
Von einem Zug der Straßendampfbahn wurde bei Viern-
heim ein Milchfuhrwerk vom Muggensturmer Hof über-
fahren. Der Fubrmann erlitt starke Verletzungen, zwei
mitfahrende Frauenzimmer erhielten leichte Beschädigungen.
Vermischtes.
— Berlin, 20. Dec. Professor Mommsen hat an
alle, welche ihn zu seinem 70. Geburtstage beglückwünscht
hatten, ein Dankschreiben gerichtet. — Die Weihnachts-
gratificationen der Berliner Schutzmannschaft sind diesmal
höher ausgefallen, als in früheren Jahren, und betragen
zwischen 25 und 75 Mk. Die Gratificationen der Pferde-
bahnbeamten sind von der Direction auf 50 bis 100 Mk.
normirt worden.
— Berlin, 21. Dec. Eine schöne und erhebende
Feier vereinigte am Montag Abend die Mannschaften des
Garde-Husarenregiments in den großen Sälen ihrer Pots-
damer Caserne um mächtige Weihnachtsbäume, welche ihren
Glanz über die glückstrahlenden Mannschaften und die
Officiere mit ihren Damen breiteten. Lange weiß gedeckte
Tafeln trugen Geschenke, welche in Bildnissen des Kaisers
des Kronprinzen, des Prinzen Wilhelm, in patriotischen
Geschichtsbüchern u. s. w. bestanden. Frau Prinzessin
Wilhelm erschien mit ihren beiden Söhnen Friedrich Wil-
helm und Eitel Friedrich, beide in kleidsamen Husaren-
mützchen, welche den Knaben sehr keck zu Gesicht standen,
gegen 5 Uhr, nachdem kurz vorher Prinz Wilhelm einge-

treten war. Prinz Wilhelm hielt sodann, nachdem der
Trompetenchor „Ein feste Burg ist unser Gott" gespielt
und „Stille Nacht, heilige Nacht" gesungen hatte, eine
kurze kernige Ansprache, mit einem Hoch auf den Kaiser
und König, das unter den Klängen des Trompetencorps
mächtig von den Lippen der Mannschaften wiederbrauste.
Dann traten die Husaren an die Gabentische, wobei be-
sonders Prinzessin Wilhelm mit manchem derselben freund-
liche Worte wechselte, die den Beglückten eine bleibende
Erinnerung bieten werden. Aehnliche Feierlichkeiten wer-
den hier alljährlich auch von anderen Regimentern begangen.
— Aus der Schweiz, 22. Dec. Neber einen
Schneesturm mit Donner und Blitzschlag am 19. Dec.
wird der „Thurgauer Ztg." aus Sulgen geschrieben:
Heute Nachmittag ist unser Dorf in großen Schrecken
versetzt worden. Ein dichtes Schneegestöber mit heftigem
Südweststurm, begleitet von Blitz und Donner, stellte sich
nach 1 Uhr ein. Leider schlug der Blitz in den hiesigen,
54 Meter hohen, weithin sichtbaren Kirchthurm, und mit
rasender Schnelligkeit ergriff das Feuer den mit Schindeln
bedeckten Helm. Da der Wind stark wehte, war das Ober-
dorf in großer Gefahr. In kurzer Zeit war der Thurm
abgebrannt. Dank der außerordentlichen Anstrengung der
herbeigecilten Hilfsmannschaften konnte der übrige Theil
der Kirche, der Glockenstuhl mit den harmonisch klingenden
5 Glocken, gerettet werden. Auch die benachbarten Wohn-
häuser blieben verschont.
— Aus Chur in Graubünden, 15. Dec., wird ge-
schrieben: Im Churer Stadtwalde ist „die alte Nana",
eine riesige, 34,6 Meter hohe Bergsichte, vom Sturm um-
gebrochen worden, und hat beim Sturz nahezu 1000
Quadratmeter jungen Wald zerstört. Ihr Stamm hatte
über dem Boden einen Umfang von fast 9 Metern und
einen Durchmesser von 2,85 Metern.
— Paris 21. Dec. Die Polizei glaubt, jetzt den
langgesuchten Genossen Pranzinis gefunden zu haben.
Vor einigen Tagen wurde in Berck-sur Mer in dem Gast-
hause „Zum Rcwdevons der Kutscher" ein Doppelmord
an dem Besitzer des Gasthauses und dessen Frau, den
Eheleuten Flasque, begangen und bei dieser Gelegenheit
ein Koffer mit Werthpapieren gestohlen. Die Gendarmen
haben als muthmaßlichen Thäter einen gewissen Anatole
Joly verhaftet. Das Vorleben dieses Menschen ist ein
förmlicher Roman. Er spricht mehrere Sprachen und
lebte in verschiedenen großen Städten und Bädern jahre-
lang auf dem elegantesten Fuße. Man weiß, daß Joly
im Orient, in Rußland und Persien sich aufhielt, plötz-
lich in Berck erschien und vom Director des Casinos als
Croupier angestellt wurde. Als sich das Gerücht von der
Ermordung der Eheleute Flasque verbreitete, war Joly
einer der ersten auf dem Thatorte. Er leistete dem Arzte
Beistand und befleckte sich bei dieser Gelegenheit fast ab-
sichtlich mit Blut. Bald entstanden schwere Verdachts-
gründe gegen ihn. Die Behörde erfuhr, daß Joly ab-
reisen wollte, und ließ ihn verhaften. Man untersuchte
su«o ousclvst mit Blut bedeckte
Wäsche, falsche Bärte und andere ihn compromitirende
Gegenstände. Man stand einem Verbrecher gegenüber,
der ebenso viel Energie entwickelte wie Pranzini. Joly
hat erzählt, daß er mit Pranzini bekannt sei. Man erinnert
sich vielleicht, daß in dem Processe Pranzini vielfach von
einem Anatole die Rede war. Damals glaubte man, daß
dieser Anatole ein fingirter Name sei; jetzt entdeckte man,
daß Joly mit seinem Vornamen Anatole heißt.
— (Der Hund als Retter.j Der Dienstknabe
Albert Permadinger ging mit einem ihm übergebenen großen
Packet zwischen den Ortschaften G'steig und Gitzing in
Oberösterreich und hatte der Sicherheit wegen einen großen
Hund bei sich. Plötzlich trat ihm ein großer starker Mann
in den Weg, entriß ihm das Packet, das Kleider und
Schmuck enthielt, und ergriff mit seinem Raube die Flucht.
Der Knabe behielt jedoch die Geistesgegenwart, dem frechen
Räuber den Hund nachzuhetzen. Das kluge Thier setzte
dem Strolche nach, faßte ihn an den Schenkeln, sprang an
ihm kläffend empor und biß ihn am Halse und Gesichte.
Zu Tode erschreckt und übel zugerichtet, mußte der Räuber
seine Beute im Stich lassen und sich den weiteren An-
griffen des Thieres durch die schleunige Flucht entziehen.
— fVerbrannt.j Wie „Figaro" mittheilt, hat eine
Münchnerin, welche als Jnstitutslehrerin sich in Paris
aufhielt, Fräulein Kramer, ein entsetzliches Ende gefunden-
Sie wohnte im Hotel Odeler. In der Nacht auf den
Montag bemerkte man, daß Feuer in ihrem Zimmer aus-
gebrochen war, sprengte die Thüre und fand den mit Brand-
wunden bedeckten Leichnam des armen Mädchens. Sie war
vom Rauche des Brandes erstickt worden, welcher bereits
das ganze Zimmer erfaßt hatte.
— fVon einer köstlichen Luther-Au ffüh-
r un gj erzählt man der „N. F. P." aus einem Dorfe in
der Nähe von Ortrand. Gegeben wurde das Zacharias
Werncr'sche Stück „Martin Luther oder: Die Weihe der
Kraft". In der ländlichen Theaterausführung erschien der
päpstliche Legat in einer preußischen Garde-Jnfanterie-
Uniform, der Ritter Franz von Wildenack in der Uniform
des 1. sächsischen Husaren-Regiments Nr. 18., der gelehrte
Doktor Philipp Melanchthon endlich im Winter-Ueberzieher
und Hut nach der neuesten Mode! Der Luther-Darsteller
führte seine Rolle abgesehen davon, daß die Bibel-Ueber-
setzung an einem Waschtische vor sich ging, angemessen
durch, wenn auch seine ungewöhnliche Körperlänge und der
gutpepflegte Schnurrbart nicht mit den historischen Be-
richten über Luther's Persönlichkeit übereinstimmten. Nach
dem Schluffe der Aufführung erschien Luther nochmals in
der Mönchskutte auf der Bühne und kündigte an, daß noch
einige — komische Gesangsvorträge folgen würden. Als
solche kamen hierauf zum Vortrage: „Unser Kaiser lieb!
, die Blumen" und „Am Brunnen vor dem Thore". Alle!
! Achtung vor dem Regisseur!
 
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