L888.
Donnerstag, 6. September
Druck und Verlag von Earl Pfeffer
von». Wurm L Pfeffer in Heidelberg.
Verantwortl. Redacteur Friedrich Kley
in Heidelberg.
scheint täglich außer Montag- AbonnementspreiS mir
wüchentl. UnterhaltungSblatt „Alt Heidelberg", für Heidel-
8: monatlich 50 Pfg. mit Trägerlohn, durch die Post be-
zogen viertelj. Mk. 1.2» ohne Zustellungsgebühr.
Anzeigen: die'1-spaltige PetitzeiSe »brr bn«r Sbsum für aus-
wärts 10 Pfg., Lokalanzeige« 8 Pfg., Stellengesuche und
WohnungS-Anz. S Pfg., Reclam« 2O Pfg. Bei mehnn. Erschein.
, „ bedeutenden Rabatt. GratiS-VerbreiNmg durch Mau«r-U»schls-.
Verkündigungs-Blatt für die Sesirke Heidelberg, Meinheim, Schmhiugen, Wieslsch, Sinsheim, Eppinger, Mosbach, Neckarbischofshei«, Ebrrdach, KschkH
-Luchdruckerei und Expedition- Brunnengaffe 24. MalldSra, Adelsheim, Korbkrg, Tavbkrttschsfshem nnd Wertheim. Buchdruckern und LMbitia«: Brunnengaff.
M sos.
M icae AmristMg für die dmtsche Jufmterie.
. Nachdem im vorigen Jahre für die deutsche Infanterie
LE "eue Ausrüstung angenommen und bei den am 1. April
ool neu errichteten Regimentern sofort zur Einführung
«Ebracht worden ist, hat im Laufe der jüngsten Monate
bei den übrigen Truppentheilen des Fußvolks die
Liierung ihren Einzug gehalten. Hierdurch ist das äußere
"sehen der deutschen Infanterie gegen früher wesentlich
Ländert worden, was sofort einleuchten wird, wenn wir
L. Einzelheiten des neuen „Modells 1887" in Kürze nach
"ttheilungcn der „Köln. Ztg." den Lesern hier vorführen.
Die Ausrüstungs-Gegenstände, welche eine Abände-
"Ng erfahren haben, sind zahlreich (nicht weniger als 13)
L" zwar folgende: 1) der Tornister, 2) der Tornister-
Utel, Z) Pas Tragegeräth, 4) der Leibriemen, 5) der
lilllenhaken, 6) die Patrontaschen, 7) die Schnürschuhe,
L°er Helm, 9) das Kochgeschirr, 10) der Brodbeutel,
L die Feldflasche, 12) das Putz- und Nähzeug und
) das Schanzzeug-Futteral. Bevor die Einzelheiten näher
, "gelegt werden, seien einige kurze allgemeine Bemer-
ken vorausgeschickt.
- Die Militärverwaltung hatte bei der Neuerung einen
vauptgesichtspunkt vor Augen: sie wollte eine Gewichts-
lttchterung des zu tragenden Gepäcks herbeiführen, und
darum ganz bestimmte Gewichtsgrenzen festgestellt,
ib, . bei Neubeschasfung von Ausrüstungsstücken und
Mnlichst auch bei Umgestaltungen alter Stücke eingehalten
daü " sollen. Dabei ist ebenso darauf Rücksicht zu nehmen,
pL den Ausrüstungsstücken eine genügende Stärke und
Allbarkeit gegeben wird. Die Vorschrift sagt hierüber
„Ausrüstungsstücke, welche das Mindestgewicht
erlichen, sind unbedingt zu verwerfen. Das höchste
- Licht darf nur bei einzelnen und insbesondere nur bei
ar « " Stücken überschritten werden, welche für besonders
>> bezw. kräftig gebaute Leute bestimmt sind."
beff Tornister hat jetzt eine mehr längliche Form und
dem / "us dem eigentlichen Tornister und dem Tornister-
den ? erstere hat die Wäsche des Mannes, der letztere
L sogenannten „eisernen Bestand" der Verpflegung auf-
nehmen. Im Gefecht kann der Soldat sehr leicht den
-! Eren ablegen, was durch einfache leichte Handhabung
» Weht, und mit dem letzter» weiter marschiren. Der
-.Wremen — die Säbelkoppel — dient jetzt zur Be-
zeu "ller Ausrüstungstheile. Links an dem Säbel-
sind h""gt das verkürzte Seitengewehr (Bajonett), vorn
taickLkws und hinten noch eine — die dritte — Patron-
arw ^festigt. Die vorderen Taschen sind dem Leibe
P°EPaßt, ihre Kanten abgerundet; sie fassen je dreißig
-L°nen und sitzen mit ihren Schlaufen nicht unter, son-
dern auf dem Leib-Riemen (die Unterofficiere haben zwei
kleine Patrontaschen zu je 15 Patronen). Die dritte Hintere
Tasche hat je zwei Pappschachteln) mit zusammen 40 Pa-
tronen und dient zugleich dem Tornister als Stütze, indem
sie dessen Last auf den untern Theil des Kreuzes mit über-
trägt; ihr Patronen-Vorrath soll in erster Linie den der
vorderen Taschen bei Bedarf ergänzen. Der Helm hat
am Vorderschilde keine Messingschienen mehr, die früheren
Schuppenkettcn sind durch schwarze Leder-Riemen als
Sturmband ersetzt. Der Brodbeutel ist jetzt von braunem
Ledertuch und hängt auf der rechten Seite des Leibriemens,
so daß er keinen eigenen Riemen mehr nöthig hat, ebenso-
wenig wie Feldflasche, die durch einen Karabinerhaken an
dem Brodbeutel befestigt ist. Das Kochgeschirr wird auch
nicht mehr wie früher in der Mitte des Tornisters, son-
dern weiter oben — wagrecht — festgeschnallt. Die Feld-
mütze hat ihren Platz nicht mehr unter dem Deckel des
Tornisters, sondern liegt zwischen Kochgeschirr und dem
um den Tornister gerollten Mantel. Das Tragegerüst
ermöglicht, daß der Soldat durch das einfache Abschnallen
des Leibriemens sich des Tornisters mit allem Zubehör
entledigen kann. Auch das Schanzzeug, welches früher
über den Rücken getragen wurde, hat jetzt auf der linken
Seite seinen Platz erhalten und wird gleichfalls am Säbel-
zeug befestigt. Als Vorzüge der hiernach in Form und
Tragweise wesentlich veränderten Ausrüstung bezeichnet die
officielle Schrift („Beschreibung der Infanterie-Ausrüstung
N/87 mit zwei Tafeln, Berlin, 1877") folgende 12:
1) Die Brust ist von dem Druck des gerollten Mantels
sowie der Feldflasch- und Schanzzeug-Riemen und des
Brodbeutel-Bandes befreit, in Folge dessen Athmung er-
leichtert, Transpiration vermindert. Das Wärmegefühl im
Rücken ist verringert, die Luft vermag zwischen dem Tor-
nister und dem Rücken des Mannes hindurchzustrcichen.
(Fortfall der kleinen Klappe.) 2) Der Mann kann aus
dem Marsche bezw. kurzen Halten sich Erleichterung durch
zeitweises Oeffnen des Leibriemens und Waffenrocks ver-
schaffen, ohne daß eine Verschiebung in der Belastung ein-
tritt bezw. ein Abhängen erforderlich wird. Er vermag
hierbei auch den Sitz der Leibwäsche (Hemd, Unterhose)
zu ordnen, was übrigens bei der vermehrten Belastung
des Leibrimens nothwendig ist, um Wundreibungen vorzu-
beugen; er ist im Stande, seine Nothdurft zu verrichten,
ohne vorher abzuhängen. 3) Die Befreiung der Brust
ermöglicht in Verbindung mit dem veränderten Sitz der
vorderen Patrontaschen, der tieferen Lage des Kochgeschirrs
und dem kürzeren Hinterschirm des Helms besseren An-
schlag im Liegen. 4) Der Anschlag überhaupt wird durch
die Entlastung der Schultern (freie Armbewegung) ver-
bessert. 5) Das Schanzzeug ist dem Manne schneller zur
Hand, das Arbeiten mit demselben — besonders im Knieen
und Liegen — wesentlich erleichtert. 6) Sehr erhebliche
Erhöhung der Alarm-Bereitschaft. Alles, was am Leib-
riemen befestigt ist, braucht nicht mehr einzeln umgehängt
zu werden. Tornister bleibt grundsätzlich stets mit dem
Tragegerüst verbunden. 7) Absonderung der eisernen
Portion vom übrigen Tornisterinhalt und Unterbringung
derselben ohne Inanspruchnahme des Kochgeschirrs bezw.
Brodbeutels. 8) Schutz des Brodbeutel-Jnhalts gegen
Nässe; erhöhter Fassungsraum desselben. 9) Die gefüllten
vorderen Patrontaschen liegen fest auf dem Leibriemen auf,
das Schlagen gegen den Unterleib bei schnelleren Be-
wegungen fällt fort. 10) Munitions-Vermehrung um 20
Patronen. 11) Trennung der Munition vom Tornister
(Hintere Patrontasche). 12) Der Beutel mit der eisernen
Portion kann vom Tornister getrennt und an Stelle des
letzteren am Trage-Gerüst befestigt werden.
Wird alsdann der Mantel über Schulter und Brust
getragen und an demselben das Kochgeschirr befestigt, so
kann die Truppe, wenn die besonderen Verhältnisse — z.
B. im Festungskriege — ausnahmsweise die Zurücklassung
des Tornisters gestatten, gleichwohl mit voller Kriegschar-
gierung und Lebensmitteln für drei Tage ausrücken. Letztere
können sogar gegebenfalls noch um eine vierte Portion ver-
mehrt werden, da der Raum im Beutel hierzu ausreicht.
Zu diesen gewichtigen Vortheilen kommt noch der, daß
die Patronen nicht allein vermehrt, sondern auch weit zweck-
mäßiger untergebracht find als früher. Dadurch, daß die
dritte Patrontasche die Traglast des oberen Theils des
Kreuzes verringern hilft, nützt sie dem Manne wesentlich;
sie wird daher auch im leeren Zustande von den Mann-
schaften ohne Feuergewehr zum feldmarschmäßigen Anzuge
getragen. Alles in Allem betrachtet, kann die neue In-
fanterie-Ausrüstung des deutschen Reichsheeres Ll/87 als
ein wesentlicher Fortschritt bezeichnet werden. Sie ist
daher auch besonders in den Reihen der Infanterie mit
Dank ausgenommen worden.
Deutsches Reich.
4» Heidelberg, 5. Sept. Es lebt noch in unser
Aller Erinnerung, wie traurig die Verhältnisse lagen, als
man den letzten Geburtstag der Prinzessin Sophie feierte.
Der 13. Juni war es, als der Tod sich dem Leidens-
und Sterbelager unseres geliebten Friedrich näherte und
der 15. schon sollte dem edlen Dulder die Augen für immer
schließen. Nur ein kleiner Lichtblick fiel in die herein-
brechende Nacht: der Geburtstag Sophien's, des Lieblings
des sterbenden Vaters; es war der 14. Juni. Trauriger
aber ward ein solcher Tag wohl nie in einem Fürstenhaus
begangen. Die Worte, die uns heute und immerdar durch
Die Sirene.
R°inan, frei nach dem Amerikanischen, von Emst v. Treuenfels.
(Fortsetzung.)
da<4> ^Elbst Marianne's Herz brach beinahe, als sie daran
^.Ehte, als sie glühende Thränen der Leidenschaft und der
Lwlffensbiffe weinte und doch — schrieb sie ihm, nicht
i «Mal im Entferntesten auf die Idee kommend, daß sie
LE goldenen Aussichten aufgeben, ihrem Herzen folgen
° rhr besseres Selbst sich erhalten könne für Paul.
, Es war E Brief, der die letzten Zuckungen einer
Mckten Liebe, eines gemordeten Gewissens enthielt.
. Und während er in die Ferne wanderte, war Ma-
A»«sE fr^lich und in glücklicher Aufregung mit ihrer
sstattung beschäftigt, tagelang herumfahrend, Einkäufe
kost^chb"- und schon im Voraus die glückliche Zeit vor-
L End, rvENN dies ihre tägliche Beschäftigung würde sein
""en, und schöne Luftschlösser ehrgeiziger Erwartung bauend.
Sechstes Capitel.
Frau und Tochter.
Die Nachricht von der Verlobung des Herrn auf
fL°"öurg mit Marianne Badolf wurde nicht veröffent-
au-' "ur die Wirthschafterin und der Verwalter Gebhard
b^^ch^nburg waren von der bevorstehenden Veränderung
den Ehrend der kurzen, zwischen der Vermählung liegen-
Merkk ^öne Octobertage, war Mr. Nollis der auf-
eleaa t Bräutigam und holte sie täglich mit einer der
fgL"testen Equipagen, die den geräumigen Wagenschuppen
Sn/"' sobald unter ihrem Befehle stehen sollte, zum
^Erenfahren ab. Er sandte ihr seltene Blumen und auser-
öffn, »"lichte, und die Nachbarn begannen ihre Augen zu
se flüstern. Mancher, daß Marianne eine Närrin
- solche Aufmerksamkeiten zu gestatten, die doch — natür-
lich! — keinen Zweck haben konnten; Andere, daß Mr.
Nollis sehr unrecht daran thäte, ein armes Mädchen, die
nichts weiter, als ihre Schönheit habe, in solcher Weise
zu compromittiren.
Natürlich kam das Geschwätz zu Mrs. Prants Ohren,
und es war dies ein neuer Kummer für sie — um ihres
Sohnes Willen beschloß sie, das Mädchen aufzusuchen
und sie über ihre unverantwortlichen Aufführungen zur
Rede zu stellen.
Zwischen dem verlobten Paare hatten mehrere Unter-
haltungen stattgefunden, die Malwine betrafen, das junge
Mädchen, deren Schulzeit beinahe zu Ende war und deren
Rückkehr ins Elternhaus ihr Vater mit solcher Sehnsucht
erwartete.
„Ihr werdet einander so lieb gewinnen, Theuerste",
sagte er einmal zu Marianne, „Malwine ist das zärt-
lichste, liebevollste Mädchen und wird Dir sicherlich alle
die Ergebenheit und Sympathie entgegenbringen, die Du
beanspruchen kannst. Ich kann es gar nicht erwarten, daß
Du sie siehst, Marianne, und ich will ihr heute schreiben,
daß sie sich bereit hält, mit mir zu kommen, wenn ich
sie abhole — damit sie bei unserer Trauung gegenwärtig
sein kann."
Doch Marianne wurde nachdenklich, dann ein wenig
bekümmert und erhob endlich ihre verlockenden Augen
flehend zu seinem Gesichte, ihm erklärend, wie viel ange-
nehmer es für sie sein würde, wenn die liebe Malwine
bis nach der Hochzeit in dem Pensionate bleiben könne,
bis sie — Marianne — in Schönburg als dessen Herrin
eingeführt und eingewöhnt sei. Sie machte ihm in zar-
tester Weise begreiflich, daß es für sie verwirrend wäre,
nach Schönburg zu kommen und dort als seine Neuver-
mählte von seiner Tochter, die fast so alt war, als sie
selbst, begrüßt zu werden, während, wenn sie schon einige
Monate vcrheirathet und an die Würde ihrer neuen Stel-
lung gewöhnt sei, es viel angenehmer sein müßte, Mal-
wine in ihrer Heimath zu empfangen.
Da Mr. Nollis sie mit blinder Leidenschaft liebte,
stimmte er ihrer Ansicht bei und statt des erwähnten
Briefes, der Malwine in ihr Elternhaus zurückrufen sollte,
zeigte ihr der Vater in einem liebevollen, zärtlichen Schreiben
die Verbindung an, die er zu schließen im Begriffe war.
In der Beantwortung desselben erhielt er ein Schreiben,
das dem Charakter des Mädchens ganz angemessen war,
einen liebevollen Brief, worin sie ihm die Versicherung
gab, daß sie sich der Aussicht auf sein großes Glück
unendlich freue, ihm ihre wärmsten, zärtlichsten Wünsche
biete und ihrer schönen Schwester-Mutter süße Liebes-
grüße sende.
Mr. Nollis las Marianne mit Stolz und freudigem
Entzücken diesen Brief vor.
„Ist sie nicht wirklich ein Schatz? Sie ist eines der
süßesten, liebevollsten, treuesten Mädchen, die ich jemals
sah — mein geliebtes Malwinchen! Weißt Du, Marianne,
ich denke oft darüber nach, womit ich denn eine so voll-
kommene Glückseligkeit verdient habe, wie sie mir täglich
näher rückt — meine schöne Tochter und meine schöne,
angebetete Gattin stets um mich zu haben! Ach, Marianne,
Du weißt noch nicht, wie sehr ich Dich liebe!"
Und sein edles Gesicht strahlte vor Seligkeit.
Die Heirath wurde vollzogen, ehe irgend Jemand,
die Nächsten ausgenommen, etwas von dem Stande der
Dinge ahnte, es war nur eine stille Trauung in der
Kapelle auf Schönburg, und als Mrs. Prant die Neuig-
keit erfuhr, war sie so überrascht und eine Beute so ge-
mischter Gefühle, daß sie nicht wußte, war es innige Dank-
barkeit dafür, daß ihr Sohn so glücklich der drohenden
Gefahr entschlüpft und daß ihre Schätzung von dem
Charakter dieses Mädchens sich so unerwartet richtig er-
wiesen, oder war es mehr Wehmuth und Trauer bei dem
Gedanken, was Paul leiden würde, wenn er die Nachricht
erführe, was sie bewegte.
(Fortsetzung folgt.)
Donnerstag, 6. September
Druck und Verlag von Earl Pfeffer
von». Wurm L Pfeffer in Heidelberg.
Verantwortl. Redacteur Friedrich Kley
in Heidelberg.
scheint täglich außer Montag- AbonnementspreiS mir
wüchentl. UnterhaltungSblatt „Alt Heidelberg", für Heidel-
8: monatlich 50 Pfg. mit Trägerlohn, durch die Post be-
zogen viertelj. Mk. 1.2» ohne Zustellungsgebühr.
Anzeigen: die'1-spaltige PetitzeiSe »brr bn«r Sbsum für aus-
wärts 10 Pfg., Lokalanzeige« 8 Pfg., Stellengesuche und
WohnungS-Anz. S Pfg., Reclam« 2O Pfg. Bei mehnn. Erschein.
, „ bedeutenden Rabatt. GratiS-VerbreiNmg durch Mau«r-U»schls-.
Verkündigungs-Blatt für die Sesirke Heidelberg, Meinheim, Schmhiugen, Wieslsch, Sinsheim, Eppinger, Mosbach, Neckarbischofshei«, Ebrrdach, KschkH
-Luchdruckerei und Expedition- Brunnengaffe 24. MalldSra, Adelsheim, Korbkrg, Tavbkrttschsfshem nnd Wertheim. Buchdruckern und LMbitia«: Brunnengaff.
M sos.
M icae AmristMg für die dmtsche Jufmterie.
. Nachdem im vorigen Jahre für die deutsche Infanterie
LE "eue Ausrüstung angenommen und bei den am 1. April
ool neu errichteten Regimentern sofort zur Einführung
«Ebracht worden ist, hat im Laufe der jüngsten Monate
bei den übrigen Truppentheilen des Fußvolks die
Liierung ihren Einzug gehalten. Hierdurch ist das äußere
"sehen der deutschen Infanterie gegen früher wesentlich
Ländert worden, was sofort einleuchten wird, wenn wir
L. Einzelheiten des neuen „Modells 1887" in Kürze nach
"ttheilungcn der „Köln. Ztg." den Lesern hier vorführen.
Die Ausrüstungs-Gegenstände, welche eine Abände-
"Ng erfahren haben, sind zahlreich (nicht weniger als 13)
L" zwar folgende: 1) der Tornister, 2) der Tornister-
Utel, Z) Pas Tragegeräth, 4) der Leibriemen, 5) der
lilllenhaken, 6) die Patrontaschen, 7) die Schnürschuhe,
L°er Helm, 9) das Kochgeschirr, 10) der Brodbeutel,
L die Feldflasche, 12) das Putz- und Nähzeug und
) das Schanzzeug-Futteral. Bevor die Einzelheiten näher
, "gelegt werden, seien einige kurze allgemeine Bemer-
ken vorausgeschickt.
- Die Militärverwaltung hatte bei der Neuerung einen
vauptgesichtspunkt vor Augen: sie wollte eine Gewichts-
lttchterung des zu tragenden Gepäcks herbeiführen, und
darum ganz bestimmte Gewichtsgrenzen festgestellt,
ib, . bei Neubeschasfung von Ausrüstungsstücken und
Mnlichst auch bei Umgestaltungen alter Stücke eingehalten
daü " sollen. Dabei ist ebenso darauf Rücksicht zu nehmen,
pL den Ausrüstungsstücken eine genügende Stärke und
Allbarkeit gegeben wird. Die Vorschrift sagt hierüber
„Ausrüstungsstücke, welche das Mindestgewicht
erlichen, sind unbedingt zu verwerfen. Das höchste
- Licht darf nur bei einzelnen und insbesondere nur bei
ar « " Stücken überschritten werden, welche für besonders
>> bezw. kräftig gebaute Leute bestimmt sind."
beff Tornister hat jetzt eine mehr längliche Form und
dem / "us dem eigentlichen Tornister und dem Tornister-
den ? erstere hat die Wäsche des Mannes, der letztere
L sogenannten „eisernen Bestand" der Verpflegung auf-
nehmen. Im Gefecht kann der Soldat sehr leicht den
-! Eren ablegen, was durch einfache leichte Handhabung
» Weht, und mit dem letzter» weiter marschiren. Der
-.Wremen — die Säbelkoppel — dient jetzt zur Be-
zeu "ller Ausrüstungstheile. Links an dem Säbel-
sind h""gt das verkürzte Seitengewehr (Bajonett), vorn
taickLkws und hinten noch eine — die dritte — Patron-
arw ^festigt. Die vorderen Taschen sind dem Leibe
P°EPaßt, ihre Kanten abgerundet; sie fassen je dreißig
-L°nen und sitzen mit ihren Schlaufen nicht unter, son-
dern auf dem Leib-Riemen (die Unterofficiere haben zwei
kleine Patrontaschen zu je 15 Patronen). Die dritte Hintere
Tasche hat je zwei Pappschachteln) mit zusammen 40 Pa-
tronen und dient zugleich dem Tornister als Stütze, indem
sie dessen Last auf den untern Theil des Kreuzes mit über-
trägt; ihr Patronen-Vorrath soll in erster Linie den der
vorderen Taschen bei Bedarf ergänzen. Der Helm hat
am Vorderschilde keine Messingschienen mehr, die früheren
Schuppenkettcn sind durch schwarze Leder-Riemen als
Sturmband ersetzt. Der Brodbeutel ist jetzt von braunem
Ledertuch und hängt auf der rechten Seite des Leibriemens,
so daß er keinen eigenen Riemen mehr nöthig hat, ebenso-
wenig wie Feldflasche, die durch einen Karabinerhaken an
dem Brodbeutel befestigt ist. Das Kochgeschirr wird auch
nicht mehr wie früher in der Mitte des Tornisters, son-
dern weiter oben — wagrecht — festgeschnallt. Die Feld-
mütze hat ihren Platz nicht mehr unter dem Deckel des
Tornisters, sondern liegt zwischen Kochgeschirr und dem
um den Tornister gerollten Mantel. Das Tragegerüst
ermöglicht, daß der Soldat durch das einfache Abschnallen
des Leibriemens sich des Tornisters mit allem Zubehör
entledigen kann. Auch das Schanzzeug, welches früher
über den Rücken getragen wurde, hat jetzt auf der linken
Seite seinen Platz erhalten und wird gleichfalls am Säbel-
zeug befestigt. Als Vorzüge der hiernach in Form und
Tragweise wesentlich veränderten Ausrüstung bezeichnet die
officielle Schrift („Beschreibung der Infanterie-Ausrüstung
N/87 mit zwei Tafeln, Berlin, 1877") folgende 12:
1) Die Brust ist von dem Druck des gerollten Mantels
sowie der Feldflasch- und Schanzzeug-Riemen und des
Brodbeutel-Bandes befreit, in Folge dessen Athmung er-
leichtert, Transpiration vermindert. Das Wärmegefühl im
Rücken ist verringert, die Luft vermag zwischen dem Tor-
nister und dem Rücken des Mannes hindurchzustrcichen.
(Fortfall der kleinen Klappe.) 2) Der Mann kann aus
dem Marsche bezw. kurzen Halten sich Erleichterung durch
zeitweises Oeffnen des Leibriemens und Waffenrocks ver-
schaffen, ohne daß eine Verschiebung in der Belastung ein-
tritt bezw. ein Abhängen erforderlich wird. Er vermag
hierbei auch den Sitz der Leibwäsche (Hemd, Unterhose)
zu ordnen, was übrigens bei der vermehrten Belastung
des Leibrimens nothwendig ist, um Wundreibungen vorzu-
beugen; er ist im Stande, seine Nothdurft zu verrichten,
ohne vorher abzuhängen. 3) Die Befreiung der Brust
ermöglicht in Verbindung mit dem veränderten Sitz der
vorderen Patrontaschen, der tieferen Lage des Kochgeschirrs
und dem kürzeren Hinterschirm des Helms besseren An-
schlag im Liegen. 4) Der Anschlag überhaupt wird durch
die Entlastung der Schultern (freie Armbewegung) ver-
bessert. 5) Das Schanzzeug ist dem Manne schneller zur
Hand, das Arbeiten mit demselben — besonders im Knieen
und Liegen — wesentlich erleichtert. 6) Sehr erhebliche
Erhöhung der Alarm-Bereitschaft. Alles, was am Leib-
riemen befestigt ist, braucht nicht mehr einzeln umgehängt
zu werden. Tornister bleibt grundsätzlich stets mit dem
Tragegerüst verbunden. 7) Absonderung der eisernen
Portion vom übrigen Tornisterinhalt und Unterbringung
derselben ohne Inanspruchnahme des Kochgeschirrs bezw.
Brodbeutels. 8) Schutz des Brodbeutel-Jnhalts gegen
Nässe; erhöhter Fassungsraum desselben. 9) Die gefüllten
vorderen Patrontaschen liegen fest auf dem Leibriemen auf,
das Schlagen gegen den Unterleib bei schnelleren Be-
wegungen fällt fort. 10) Munitions-Vermehrung um 20
Patronen. 11) Trennung der Munition vom Tornister
(Hintere Patrontasche). 12) Der Beutel mit der eisernen
Portion kann vom Tornister getrennt und an Stelle des
letzteren am Trage-Gerüst befestigt werden.
Wird alsdann der Mantel über Schulter und Brust
getragen und an demselben das Kochgeschirr befestigt, so
kann die Truppe, wenn die besonderen Verhältnisse — z.
B. im Festungskriege — ausnahmsweise die Zurücklassung
des Tornisters gestatten, gleichwohl mit voller Kriegschar-
gierung und Lebensmitteln für drei Tage ausrücken. Letztere
können sogar gegebenfalls noch um eine vierte Portion ver-
mehrt werden, da der Raum im Beutel hierzu ausreicht.
Zu diesen gewichtigen Vortheilen kommt noch der, daß
die Patronen nicht allein vermehrt, sondern auch weit zweck-
mäßiger untergebracht find als früher. Dadurch, daß die
dritte Patrontasche die Traglast des oberen Theils des
Kreuzes verringern hilft, nützt sie dem Manne wesentlich;
sie wird daher auch im leeren Zustande von den Mann-
schaften ohne Feuergewehr zum feldmarschmäßigen Anzuge
getragen. Alles in Allem betrachtet, kann die neue In-
fanterie-Ausrüstung des deutschen Reichsheeres Ll/87 als
ein wesentlicher Fortschritt bezeichnet werden. Sie ist
daher auch besonders in den Reihen der Infanterie mit
Dank ausgenommen worden.
Deutsches Reich.
4» Heidelberg, 5. Sept. Es lebt noch in unser
Aller Erinnerung, wie traurig die Verhältnisse lagen, als
man den letzten Geburtstag der Prinzessin Sophie feierte.
Der 13. Juni war es, als der Tod sich dem Leidens-
und Sterbelager unseres geliebten Friedrich näherte und
der 15. schon sollte dem edlen Dulder die Augen für immer
schließen. Nur ein kleiner Lichtblick fiel in die herein-
brechende Nacht: der Geburtstag Sophien's, des Lieblings
des sterbenden Vaters; es war der 14. Juni. Trauriger
aber ward ein solcher Tag wohl nie in einem Fürstenhaus
begangen. Die Worte, die uns heute und immerdar durch
Die Sirene.
R°inan, frei nach dem Amerikanischen, von Emst v. Treuenfels.
(Fortsetzung.)
da<4> ^Elbst Marianne's Herz brach beinahe, als sie daran
^.Ehte, als sie glühende Thränen der Leidenschaft und der
Lwlffensbiffe weinte und doch — schrieb sie ihm, nicht
i «Mal im Entferntesten auf die Idee kommend, daß sie
LE goldenen Aussichten aufgeben, ihrem Herzen folgen
° rhr besseres Selbst sich erhalten könne für Paul.
, Es war E Brief, der die letzten Zuckungen einer
Mckten Liebe, eines gemordeten Gewissens enthielt.
. Und während er in die Ferne wanderte, war Ma-
A»«sE fr^lich und in glücklicher Aufregung mit ihrer
sstattung beschäftigt, tagelang herumfahrend, Einkäufe
kost^chb"- und schon im Voraus die glückliche Zeit vor-
L End, rvENN dies ihre tägliche Beschäftigung würde sein
""en, und schöne Luftschlösser ehrgeiziger Erwartung bauend.
Sechstes Capitel.
Frau und Tochter.
Die Nachricht von der Verlobung des Herrn auf
fL°"öurg mit Marianne Badolf wurde nicht veröffent-
au-' "ur die Wirthschafterin und der Verwalter Gebhard
b^^ch^nburg waren von der bevorstehenden Veränderung
den Ehrend der kurzen, zwischen der Vermählung liegen-
Merkk ^öne Octobertage, war Mr. Nollis der auf-
eleaa t Bräutigam und holte sie täglich mit einer der
fgL"testen Equipagen, die den geräumigen Wagenschuppen
Sn/"' sobald unter ihrem Befehle stehen sollte, zum
^Erenfahren ab. Er sandte ihr seltene Blumen und auser-
öffn, »"lichte, und die Nachbarn begannen ihre Augen zu
se flüstern. Mancher, daß Marianne eine Närrin
- solche Aufmerksamkeiten zu gestatten, die doch — natür-
lich! — keinen Zweck haben konnten; Andere, daß Mr.
Nollis sehr unrecht daran thäte, ein armes Mädchen, die
nichts weiter, als ihre Schönheit habe, in solcher Weise
zu compromittiren.
Natürlich kam das Geschwätz zu Mrs. Prants Ohren,
und es war dies ein neuer Kummer für sie — um ihres
Sohnes Willen beschloß sie, das Mädchen aufzusuchen
und sie über ihre unverantwortlichen Aufführungen zur
Rede zu stellen.
Zwischen dem verlobten Paare hatten mehrere Unter-
haltungen stattgefunden, die Malwine betrafen, das junge
Mädchen, deren Schulzeit beinahe zu Ende war und deren
Rückkehr ins Elternhaus ihr Vater mit solcher Sehnsucht
erwartete.
„Ihr werdet einander so lieb gewinnen, Theuerste",
sagte er einmal zu Marianne, „Malwine ist das zärt-
lichste, liebevollste Mädchen und wird Dir sicherlich alle
die Ergebenheit und Sympathie entgegenbringen, die Du
beanspruchen kannst. Ich kann es gar nicht erwarten, daß
Du sie siehst, Marianne, und ich will ihr heute schreiben,
daß sie sich bereit hält, mit mir zu kommen, wenn ich
sie abhole — damit sie bei unserer Trauung gegenwärtig
sein kann."
Doch Marianne wurde nachdenklich, dann ein wenig
bekümmert und erhob endlich ihre verlockenden Augen
flehend zu seinem Gesichte, ihm erklärend, wie viel ange-
nehmer es für sie sein würde, wenn die liebe Malwine
bis nach der Hochzeit in dem Pensionate bleiben könne,
bis sie — Marianne — in Schönburg als dessen Herrin
eingeführt und eingewöhnt sei. Sie machte ihm in zar-
tester Weise begreiflich, daß es für sie verwirrend wäre,
nach Schönburg zu kommen und dort als seine Neuver-
mählte von seiner Tochter, die fast so alt war, als sie
selbst, begrüßt zu werden, während, wenn sie schon einige
Monate vcrheirathet und an die Würde ihrer neuen Stel-
lung gewöhnt sei, es viel angenehmer sein müßte, Mal-
wine in ihrer Heimath zu empfangen.
Da Mr. Nollis sie mit blinder Leidenschaft liebte,
stimmte er ihrer Ansicht bei und statt des erwähnten
Briefes, der Malwine in ihr Elternhaus zurückrufen sollte,
zeigte ihr der Vater in einem liebevollen, zärtlichen Schreiben
die Verbindung an, die er zu schließen im Begriffe war.
In der Beantwortung desselben erhielt er ein Schreiben,
das dem Charakter des Mädchens ganz angemessen war,
einen liebevollen Brief, worin sie ihm die Versicherung
gab, daß sie sich der Aussicht auf sein großes Glück
unendlich freue, ihm ihre wärmsten, zärtlichsten Wünsche
biete und ihrer schönen Schwester-Mutter süße Liebes-
grüße sende.
Mr. Nollis las Marianne mit Stolz und freudigem
Entzücken diesen Brief vor.
„Ist sie nicht wirklich ein Schatz? Sie ist eines der
süßesten, liebevollsten, treuesten Mädchen, die ich jemals
sah — mein geliebtes Malwinchen! Weißt Du, Marianne,
ich denke oft darüber nach, womit ich denn eine so voll-
kommene Glückseligkeit verdient habe, wie sie mir täglich
näher rückt — meine schöne Tochter und meine schöne,
angebetete Gattin stets um mich zu haben! Ach, Marianne,
Du weißt noch nicht, wie sehr ich Dich liebe!"
Und sein edles Gesicht strahlte vor Seligkeit.
Die Heirath wurde vollzogen, ehe irgend Jemand,
die Nächsten ausgenommen, etwas von dem Stande der
Dinge ahnte, es war nur eine stille Trauung in der
Kapelle auf Schönburg, und als Mrs. Prant die Neuig-
keit erfuhr, war sie so überrascht und eine Beute so ge-
mischter Gefühle, daß sie nicht wußte, war es innige Dank-
barkeit dafür, daß ihr Sohn so glücklich der drohenden
Gefahr entschlüpft und daß ihre Schätzung von dem
Charakter dieses Mädchens sich so unerwartet richtig er-
wiesen, oder war es mehr Wehmuth und Trauer bei dem
Gedanken, was Paul leiden würde, wenn er die Nachricht
erführe, was sie bewegte.
(Fortsetzung folgt.)