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Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 77-143)

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Nr. 141 - Nr. 148 (21. Juni - 30. Juni)
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Msnstsg, 26. Irmi 1934

69. / Ur. 145

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Weit - nicht KM oder Revolte
Mets Keß bricht im »ratsche« Rundsuak

Mn, 25. Juni. Der Stellertreter des Führers
Rudolf Heß leitete seine große programmatische
Rede, die er am Montag abend über alle deutschen
Lender hielt, mit der Betonung ein, daß er nicht
als Reichsminister, sondern als Nationalsozialist
su Parteigenossen und Volksgenossen spreche. Er
erinnerte an die Anfangszeit der Bewegung, an
die er heute eine unerhört schöne Erinnerung in
H trüge, so schwer diese Zeit auch gewesen sei.
Ich habe vor dem Führer gestanden, unter den
ersten Dutzend SA-Männern der Bewegung. Ich
bin in der ersten Wahlschlacht der SA blutüber-
strömt vor meinem Führer zusammengebrochen.
H schwor als einer der ersten SA-Führer Adolf
Mer die Treue ... ich nahm teil an seinem Leid
und nahm teil an seinem Hoffen und Glauben und
Liegen." Aus dieser Erinnerung und aus der
Betonung, daß ihm seine Parteigenossen danach
glauben werde, daß er den Führer und seine letz-
ten Gedanken kenne, wie wohl kaum ein anderer,
folgerte Rudolf Heß, daß er blieb, was er war:
Nationalsozialist in seiner ursprünglichen Bedeu-
tung.
Rudolf Heß sprach vom Kampf der nationalso-
zialistischen Bewegung, der am Rhein und Ruhr,
im Arbeitsherzen Deutschlands, gemäß der Dichte
der Menschen und der Schwere ihrer Arbeit mit
am schwersten war im ganzen Reich.
Heute aber stände der deutsche Arbeiter auch
im Industriegebiet treu zum Nationalsozia-
lismus und bilde dessen wesentlichstes Funda-
ment. „Der Führer ist Euer bester Kamerad!
Sein Leben gilt Euch!"
wf er den nationalsozialistischen Arbeitern zu.
Nach einer Darstellung der Zustände des Deutsch-
land von gestern ging Rudolf Heß in seiner Rede
auf die bisher durch den Nationalsozialismus er-
reichten Erfolge ein und betonte vor allem, daß der
Führer dem Leben der Deutschen wieder einen
Sinn gegeben habe. Wenn nur das Problem der
Arbeitslosigkeit seit der Machtübernahme des Na-
tionalsozialismus in Angriff genommen worden
wäre, so hätte der Nationalsozialismus bewiesen,
daß er zur Macht berufen sei. Wäre nur die ein-
zige innere politische Kampffront der SA und
PO, der SS und des Arbeitsdienstes erstanden,
fo hätte allein darin der Nationalsozialismus
seine Sendung dokumentiert. Hätte die Bewegung
Adolf Hitlers nur der Jugend einen neuen Glau-
ben an ihr Volk in die Herzen gelegt, so wäre
allein daraus zu erkennen, wie zielrichtig der
Weg gewesen ist. Aber viel mehr ist noch erreicht:
Das deutsche Volk baut neue große Autobahnen,
es ringt in Notjahren der Erde und dem Meere
neuen fruchtbaren Boden ab, die Jugend, Wissen-
schaft und Kunst müht sich, führend in der Welt zu
bleiben. Der Erhaltung der Familie und rassi-
schen Sauberkeit gilt sein Streben. In all seinen
Plänen und Taten dokumentiert sich die Verwand-
lung des Volkes, das das rein materialistische
Denken überwunden hat.
„Wie lächerlich hebt sich all diesem gegenüber
der Nörgler ab! Er sieht etwas Großes, das
er nicht begreift und für dessen Ausmaß er
nicht aufnahmefähig ist.
Eine vergangene Zeit hat ihm die innere Größe
genommen, die Voraussetzung ist, für das Begrei-
fen des Geschehens in unseren Tagen." Mit diesen
Kritikern, mit den böswilligen Kritikastern von
außen her, für die alle das wesentliche Motiv ihrer
Kritik der Aerger über das nationalsozialische
Können ist, lehnt Rudolf Heß für den National-
sozialismus eine Debatte ab.
„Andererseits sind wir jeder Art sachlicher Kri-
ük, die dem Wesen nationalsozialistischen Denkens
entspricht, zugänglich, sofern dies auf geeignetem
Wege vorgebracht wird. Der Weg führt über die
Nervenstränge der Partei, dem lebendigen Binde-
glied zwischen Führer und Volk.
Niemals aber darf diese Kritik aus Straßen
Md Märkten allen Unberufenen in die Ohren ge-
schrieben werden zur Freude aller Feinde des
neuen Deutschland."
Umsomehr aber müssen wirkliche nationalsozia-
listische Führer dafür Sorge tragen, daß berech-
tigte Kritik durchdringt. Demgegenüber betonte
ber Stellvertreter des Führers:
„Ich erwarte von den Führern des National-
sozialismus, daß sie mit offenen Augen und
offenen Ohren durch den ihnen anvertrauten
Vefehlsebreich gehen u. alles, was der Kritik
wert ist und durch Kritik geändert werden
kann, nach oben melden, wobei sie auch der
Nüchternen Selbstkritik nicht vergessen mögen."

Die Nationalsozialisten seien eins große deut-
sche Familie, die auch ungezogene Kinder haben
könne: Er seit weit entfernt von einem Vollkom-
menheitsstandpunkt für alle Nationalsozialisten.
Aber was bedeute die Last, die hier und da ein
Unterführer am falschen Ort den Parteigenossen
aufbürde, gegenüber der Last, die für alle das
Deutschland der Unehre und des Niedergangs be-
deutete? „Mit Stolz sehen wir: Einer bleibt von
aller Kritik stets ausgeschlossen: Das ist der
Führer. Das kommt daher, daß jeder fühlt
und weiß: Er hat immer Recht und er
wird immer Recht haben. Wir glauben
daran, daß der Führer seiner höheren Berufung
zur Gestaltung deutschen Schicksales folgt. An die-
sem Glauben gibt es keine Kritik."
Es kommt überhaupt heute nicht auf die Kri-
tik, sondern auf die Mitarbeit an.
Wenn die nationalsozialistische Bewegung sich dem-
gemäß gegen die Kritik um der Kritik willen wen-
det und wenn sie den Feldzug gegen die Nörgler
unter dem Motto: „Wenn du schlägst, dann schlage
hart" ausgenommen hat, so tut sie es aus ihrer
grundsätzlichen Einstellung heraus, ein jeweiliges
Ziel mit allen Kampfmethoden zu verfolgen. In
vierzehnjähriger Kampfarbeit hat sich dieser
Grundsatz tausendfach bewährt. Besonders das
Ausland möge sich diese grundsätzliche Einstellung
der NSDAP vor Augen führen, wenn es den der-
zeitigen Kampf beurteilt. Die Haltung des deut-
schen Volkes ist dieselbe geblieben wie im Novem-
ber 1933. Darüber möge auch das Ausland sich
nicht täuschen, daß — dem undenkbaren Fall gesetzt
nach einem Abtreten des Nationalsozialismus
von der politischen Bühne in Deutschland nur
ein bolschewistisches Chaos folgen würde, des-
sen Radikalismus nicht nur für das ganze In-
land, sondern besonders für die benachbarten
Industriestaaten furchtbar wäre.
Zu besonderer Vorsicht mahnte Rudolf Heß jene
idealistischen Leichtgläubigen unter seinen Partei-
genossen, die manchmal in der Erinnerung an den
Heroismus und an die herrliche Kameradschaft
in den Kampfzeiten der Bewegung dazu neigten,
sich Provokateuren zuzuwenden, welche Volksge-
nossen gegeneinander zu Hetzen versuchten und die-
ses verbrecherische Spiel mit dem Ehrennamen
einer „zweiten Revolution" bemänteln.

Verantwortungsvolle, wirkliche Nationalsoziali-
sten müßten verhindern, daß unser Volk samt den
wahren Revolutionären durch solche Gedanken-
gänge schwersten Schaden litten. Denn es müßte
Schaden leiden, wenn Phantasien mit Scheuklap-
pen sich in Revolutionsspielerei ergingen: Revo-
lutionen in Staaten mit komplizierten modernen
Wirtschaften, an denen das Leben der Völker
hängt, können nicht nach Vorbildern aus dem 18.
Jahrhundert oder nach dem Muster der alljährli-
chen Revolutiönchen kleinerer exotischer Republi-
ken gemacht werden.
Nur der Führer kann Tempo und Richtung
der Revolution angeben: Nur er allein kann
vollenden, was er begonnen, nur er allein kann
uns geben, was wir alle ersehnen.
„Vielleicht hält Adolf Hitler es für nötig, eines
Tages die Entwicklung wieder mit revolutionären
Mitteln weiter zu treiben. Wir stehen seines Be-
fehles gewärtig im Vertrauen, daß er seine alten
Revolutionäre ruft, wenn es nötig ist, und daß er
weiß, wenn es nötig ist."
„Der Behl des Führers, dem wir Treue schwö-
ren", so rief Rudolf Heß seinen Partei- und Volks-
genossen zu, „allein hat Geltung. Wehe dem, der
die Treue bricht im Glauben, durch eine Revolte
der Revolution dienen zu können. Adolf Hitler
ist Revolutionär größten Stiles und bleibt inner-
lich Revolutionär größten Stiles. Er braucht keine
Krücken."
Die einen reden revolutionär, aber das Han-
deln derer, die in stiller Arbeit bei kargem
Lohn dem revolutionären nationalsozialisti-
schen Wollen sichtbaren Ausdruck geben, ist viel
größer.
Wer beispielsweise planend und praktisch arbei-
tend an den für die Jahrhunderte gebauten Auto-
bahnen mitarbeitet, leistet mehr für die deutsche
Revolution, als wer da glaubt, in blutrünstiger
Rede über seine Impotenz Hinwegtäuschen zu kön-
nen. Die nationalsozialistische Revolution war
nicht um ihrer selbst willen nötig, sie war nötig,
um der Taten willen, die aus ihr geboren wurden
und in Zukunft geboren werden!
Ich begrüße den Führer als den Führer der
Frontgeneration, den ersten Soldaten der deut-
schen Revolution, den ersten Arbeiter der deutschen
Revolution, den Betreuer des Reiches!

Aas Clearing im Mechaus angenommen
Sir »eutiA Antwort ans »tr rngllWr Note / Eine »rutsche Delegation retst
nach London

London, 25. Juni. Das Unterhaus nahm
am Montagabend das „Gesetz zur Einsetzung
von Schulden-Clearingsämtern und für Ver-
geltungsmaßnahmen für Einfuhrbeschränkun-
gen" in zweiter Lesung ohne Abstimmung an.
Berlin, 25. Juni. Die deutsche Negierung
wird die am 22. Juni veröffentlichte Note der
englischen Regierung über die Transferfrage
beantworten. Diese Antwortnote der
deutschen.Regierung wird veröffentlicht wer-

den, sobald sie der englischen Negierung zuge-
gangen ist.
In der Note wird der Vorschlag der eng-
lischen Regierung, zu einer Erörterung der
Transferfrage Vertreter nach London zu ent-
senden, angenommen.
Die deutsche Delegation, die heute abend
nach London avreist, besteht aus Ministerial-
dirigent Dr. Berger vom Neichsfinanzmini-
sterium, dem Vortragenden Legationsrat Dr.
Ulrich vom Auswärtigen Amt und dem
Direktor der Reichsbank, Blessing.

Lhamberlaln vor dem ünlerhaus

London, 25. Juni. In Unterhaus erklärte
Schatzkanzler Neville Chamberlain bei
Einbringung der zweiten britischen Clearing-
Honse-Vorlage, unKr Hinweis auf den am
Samstag veröffentlichten Notenaustausch zwi-
schen den Regierungen Deutschlands und Groß-
britanniens, eine Durchsicht der Noten werde
die Umstände klar machen, infolge deren die bri-
tische Regierung „zu ihrem sehr großen Leid-
wesen" sich gezwungen gesehen habe, die Vor-
lage einzubringen. Es bestehe kein Zweifel, so
fuhr er fort,
daß Deutschlands Lage hinsichtlich der Ans-
landsdemsen, die es zur Erfüllung seiner
Verpflichtungen brauche, sehr schwierig ist.
Zunächst sei aber zu erörtern, ob. die Schwierig-
keiten, die von der deutschen Regierung bchaup-
teä werden, hauptsächlich durch das Vorgehen

des Auslandes gegenüber Deutschland hervor-
gerufen worden seien, oder ob nicht, wie von
allen auswärtigen Gläubigern Deutschlands be-
hauptet werde, diese Schwierigkeiten zum größ-
ten Teil ans die Politik der deutschen Regierung
selbst und insbesondere auf die Politik der
Reichsbank zurückzuführen seien.
Die zweite Frage fei, ob die Zahlungen für
die Zinsen der vollen Dienste der Dawes- und
Poung-Anleihe eine unerträgliche Inanspruch-
nahme des Deutschland zur Verfügung stehenden
ausländischen Devisenvorrates sein würde. Die
deutsche Note habe die Herabsetzung der Reichs-
bankreserven an Gold und Devisen sehr stark
betont und erklärt, diese Reserven seien geopfert
worden, um die Zahlungen aus den deutschen
Verpflichtungen aufrecht zu erhalten. Es sei
aber nichtsdestoweniger Tatsache, daß ein sehr

großer Teil dieser ernsten Verminderung der
Reichsbankreserven auf besondere Maßnahmen
zurückzuführen sei. Diese Maßnahme bestehe da-
rin, daß den Exporteuren Devisen vorgeschossen
werden, um ihnen den Ankauf von Bonds zu
ermöglichen und sie verkauften diese Bonds in
Deutschland, wo sie einen höheren Preis erhiel-
ten. Während des am 31. März d. I. beendeten
Halbjahres hätten die Gläubiger festgestellt, daß
die Reichsbank auf der einen Seite erklärte, sie
sei unfähig, Devisen für die Bezahlung ihrer
Verpflichtungen aufzutreiben, während 'sie auf
der anderen Seite nicht weniger als 335 Millio-
nen Reichsmark für den obengenannten Zweck,
nämlich dem Kauf von Bonds, zur Verfügung,
stellte,
Chamberlain sagte dann, am Schluß der eng-
lischen Note sei der deutschen Regierung klarge-
macht worden, daß die Tür für weitere Ver-
handlungen immer noch offen stehe. „Die deut-
sche Regierung wurde eingeladen, Vertreter für
weitere Besprechungen nach London zu senden
in der Hoffnung, daß die Möglichkeit gefunden
werde, die Anwendung der in dem Gesetz vor-
gesehenen Vollmachten zu vermeiden. Ich kann
mit Befriedigung mitteilen, daß dieses Angebot
angenommen wurde. (Beifall.)
Ich hoffe ernstlich. Laß es immer noch mög-
lich sein wird, irgendeine Abmachung mit
den deutschen Behörden vor dem 1. Juli
zustandezubringen,
die eine gerechte Behandlung für die britischen
Bondsbesitzer und die britischen Kaufleute sicher-
stellt. Gleichzeitig können wir jedoch die Forde-
rung an das Unterhaus, die nötigen Vollmach-
ten zu gewähren, nicht aufschieben in der Hoff-
nung auf eine Lösung, die vielleicht letzten En-
des doch nicht erzielt werden kann.
Die Regierung hofft daher, daß das Clearing-
gesetz nocki am Montag sämtliche Abstimmungs-
abschnitte durchläuft, damit es sofort in Kraft
treten kann, falls sich dies als nötig erweisen
sollte." Der Schatzkanzler besprach dann im ein-
zelnen die Klauseln des Clearinggesetzes.
Der Schatzkanzler besprach dann im ein-
zelnen
die Klauseln des Clearing-Gesetzes.
Zur Klausel 2, die dem englischen Handels-
dienst die Vollmacht zur Einschränkung ge-
wisser ausländischer Ausfuhren gibt, sagte er,
diese Klausel erlaubt Kontingente einzufüh-
ren, wenn ausländische Staaten Kontingente
auf englische Waren einführen. Ich möchte es
ganz kurz sagen, daß sich diese Klausel nicht
gegen Deutschland richtet. Sie richtet sich auch
nicht gegen irgend ein anderes Land. Die
Klausel ist aus mehrfachen Vorstellungen der
britischen Kaufleute dem Gesetz beigefügt wor-
den. Wir sehen uns einer verhältnismäßig
neuen Waffe von Einfuhrstreitigkeilen
gegenüber, und wir müssen selbst ähnlich be-
waffnet sein, wenn wir dieser neuen Waffe
rasch und wirksam entgegentreten wollen. Wir
waren tatsächlich beinahe allein in der Welt
als ein Staat, der nicht derartige Vollmachten
besaß. Die englische Regierung habe gegen-
wärtig nicht die Absicht, Kontingente auszu-
erlegen und hoffe ernstlich, daß es niemals
notwendig sein würde, diese Klausel des Ge-
setzes anzuwenden. Die Tatsache allein, daß
England diese Vollmachten besitze, kann es
vielleicht unnötig machen, sie überhaupt in
Kraft zu setzen.
Chamberlain ging dann auf die erste Ge-
fetzesklausel ein, die die Einrichtung eines
Schuldenclearings vorsieht. Inwie-
fern und ob diese Klausel in Tätigkeit gesetzt
werden könne, hänge vollkommen von dem
Laufe der Verhandlungen ab, die in Lon-
don eingeleitet werden: von zwei Punkten,
die wesentlich für diese wichtige Regelung er-
schienen. Der eine sei, daß volle Zahlung der
Dienste der Dawes- und Bounganleihe er-
folge, die gesetzlichen Vorrang hätten. Der
zweite sei, daß mit Bezug auf andere Fragen
England nicht nachteiliger behandelt werde,
als andere Länder. Chamberlain bemerkte,
er hoffe, daß, selbst wenn es notwendig sein
sollte, ein Clearingamt zu errichten, um diese
beiden Zwecke zu erreichen, es weiterhin mög-
lich sein könnte, die britische Ausfuhr nach
Deutschland außerhalb des Wirkungsbereiches
des Clearingamtes zu belassen und daß kein
Eingriff in den Handel stattfinde. Man
werde sehen, daß die Klausel weitgezogen sei.
Jedenfalls würde das erste Ziel sein, Vor-
sorge zu treffen für die volle Bezahlung der
Zinsen der Dawes- und Pounganleihen.
Nach dem Schatzkanzler führte der Vertre-
ter der Arbeiterpartei Grenfell u. a. aus,
 
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