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Helbig, Wolfgang; Helbig, Wolfgang [Editor]; Reisch, Emil [Editor]
Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom (Band 2): Die Villen, das Museo Boncompagni, der Palazzo Spada, die Antiken der vatikanischen Bibliothek, das Museo delle Terme — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.12283#0110
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100

MÜSEO BONCOMPAGNI.

einen zweihenkeligen Becher (Kantharos), gehalten zu
haben.

Die einfach-grossartige aber dabei noch etwas strenge
Behandlung dieser Hermen deutet auf die attische Blüthe-
zeit des fünften Jahrhunderts. Der Übergang des mensch-
lichen Körpers zu dem Schafte ist in meisterhafter Weise
vermittelt. Die Schäfte haben die Höhe, welche nach
den in der damaligen Kunst üblichen Proportionen den
Beinen zukommen würde. Um die Ausführung zu wür-
digen, muss man namentlich die Theile betrachten, die,
den Einflüssen der Witterung weniger ausgesetzt, eine
mehr oder minder unversehrte Oberfläche bewahrt haben.
Diese Theile zeigen eine so fein gefühlte Durcharbeitung,
dass nichts dagegen spricht in den Hermen attische Ori-
ginalarbeiten zu erkennen. Nur die Pallas n. 856 (2. Zim-
mer n. 56) könnte vielleicht eine Copie aus späterer Zeit
sein. Da es ausdrücklich überliefert ist, dass die Alten
Bilder des Herakles, Theseus und Hermes in den Gymna-
sien aufzustellen pflegten, so hat man vermuthet, dass
unsere Hermen zum Schmucke eines Gymnasiums oder
eines ähnlichen Gebäudes gedient haben. Doch ist die
Ausschmückung mit Hermencyklen auch für die Um-
gebung von Heiligthümern bezeugt.

Mon dell' Inst. X T. 56, T. 57 n. 2, 2"; Ann. 1878 p. 210 ff.
— Seh. n. 1, 3, 55, 60, 65. Vgl. Hartwig Herakles mit dem
Füllhorn (Leipzig 1883). p. 3 n. 1, p. 49fr.,. p. 56.

859 (86) Profilkopf einer schlafenden Erinys.

Pentelischer Marmor. Ergänzt beinah die ganze Nase,
die r. Hälfte der Unterlippe, die unter dem Kinne herab-
reichendo Locke abgesehen von dem oberen Ansätze, das
Brust- und die Schulterstücke nebst den darauf liegende!)
Lockenenden, der ganze ovale Beliefgrund.

Der Kopf ist nach Auffassung, Stil und Technik eine
Originalarbeit aus der jüngeren hellenistischen Zeit. Die
Vermuthung, dass er von einer ganzen, auf einem hori-
zontalen Grunde angebrachten Figur herrühre, welche
eine sterbend auf dem Boden liegende Frau, sei es eine
Heroine, sei es eine Barbarin, dargestellt habe, wird durch
 
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