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Langlotz, Ernst; Hugo Helbing (München); Hugo Helbing <München> [Hrsg.]; Heyl, Maximilian von [Bearb.]; Heyl, Doris von [Bearb.]
Katalog der Sammlung Baron Heyl, Darmstadt (2. Teil): Sammlung antiker Kunst: Marmorskulpturen, Bronzen, Terracotten, Vasen, Gläser; aus dem Nachlass des verewigten Freiherrn Max von Heyl, Generalleutnant à.l.s. und seiner Gemahlin Doris, geb. Stein, Darmstadt — München: Hugo Helbing, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.67638#0013
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VORWORT

Der Katalog der Antiken aus den Sammlungen des verewigten Freiherrn Max
von H e y 1 in Darmstadt ist von Herrn Privatdozenten Dr. Ernst Langlot z,
Kustos am Martin von Wagner?Museum der Universität Würzburg, verfaßt worden, da
ich zu meinem Bedauern durch eine Auslandsreise an der Übernahme dieser Aufgabe
verhindert war. Sie war mir angetragen worden als einem der wenigen Archäologen, die
bei Lebzeiten des Eigentümers diese Schätze kannten. Um so lieber schicke ich wenig?
stens einige einleitende Worte voraus.
Im Jahre 1902 hatte mich Baron von Heyl gebeten, ihm eine eingehende Beschreib
bung seiner Antiken mit Aufnahme der wichtigsten Stücke zu machen, die er jedoch
nur für sich und seine Freunde wünschte. Zwar gestattete er die Herausgabe der kunst?
geschichtlich bedeutsamsten Werke (12. 13. 62. 72), widerstrebte aber einer Gesamtver?
öffentlichung mit der Begründung, er wünsche nicht, mit seinen Sammlungen Auf?
hebens zu machen oder gar durch Publikation ihnen den Anschein eines Museums zu
geben. In der Tat war ihm alles was er an hoher Kunst aus den verschiedensten
Epochen um sich versammelte ein Stück seines eigenen Lebens und Fühlens, ein unmittel?
barer Bestandteil der herrlichen Schöpfung seines Heylshofes. Da dieses Zeugnis einer
hohen menschlichen und geistigen Kultur des 19. Jahrhunderts nun dahingegangen ist,
darf ich ganz persönlich der kostbaren Stunden und Tage gedenken in jenen reichen
kunstbeladenen Renaissanceräumen, in denen ein wahrer Aristokrat und seine ihm
gleichstehende Gattin den Ausdruck großer Lebenshaltung mit der feinsten, geistig
durchwärmten Wohnlichkeit wunderbar zu verbinden wußten.
Die Antiken waren Schmuck und Leben eines gewölbten Hallenraums mit hoch?
liegendem Lichteinfall, den Gabriel von Seidl mit Rücksicht auf sie dem Hause angefügt
hatte und in welchem wiederum Feierlichkeit und Würde sich mit der Wohligkeit
einer künstlerisch getragenen Geselligkeit vereinigten. Den anstoßenden Parkgarten
zierten geringere, nicht zur Versteigerung gelangende Stücke.
Als ein Juwel griechischen Meißels sei vorausgenommen der verhüllte Frauen?
köpf von einem attischen Grabmal aus der Mitte des vierten Jahrhunderts vor Chr.
(16), jener Zeit, da zuerst Praxiteles dem Frauenantlitz die feine seelische Belebtheit
verlieh, die Eigentum dieser Epoche blieb. Wenn die verklärten Züge dieser Verstör?
benen fast an eine Göttin wie die Demeter von Knidos im Britischen Museum erinnern,
auch durch die feierlich schlichte Umrahmung, so sind sie doch ganz erfüllt von stiller
menschlicher Empfindung und um die Augen liegt es wie ein Schatten der Schwermut.
Wer einmal die ergreifende Reihe der Grabmäler im Athenischen Nationalmuseum
durchwandert hat, kann sich das ehemalige Ganze dieses Werkes unschwer vorstellen:
in einem tiefen Nischentempelchen fast in völliger Körperhaftigkeit die sitzende Gattin
in liebevollem Handschlag verbunden mit dem wie zum Abschied vor ihr stehenden
Gatten.
In die klassische Zeit des fünften Jahrhunderts führt der Zeuskopf (10), eine aus?
gezeichnete und die beste überhaupt erhaltene Kopie eines als „Dresdener Zeus“ (nach
einer dortigen Statue) geläufigen Göttertypus, der durch die Kopistenzutat des Eichen?
kranzes hier endgültig als Zeus gesichert erscheint. Die nahe Verwandtschaft mit
 
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