Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
6

2. Chinesisches Steinrelief.

Goldmark
33 Türke, Bogenschütze, in bis an -die Knie reichendem Gewand,
das seitlich geschlossen und von schmalem Gurt zusammenge-
halten ist. Auf dem Kopf hohe Mütze, an den Füssen Stiefel
mit Sporenschnallen (?). Spannt den (wohl ursprünglich aus Holz
gefertigten, jetzt fehlenden) Bogen. 36 cm. 950 —
34 Vase aus grauglasiertem Ton, typische hohe schlanke Form der
Sung-Zeit (960—1279 n. Chr.), mit den Figuren der 8 Genien.
Höhe SOVa cm. Der obere bauchige Rand, der abgebrochen war, ist
tadellos wieder angekittet bis auf eine unbedeutende Lücke. 450 —
35 Westasiat mit Bart und Schnurrbart, braunes Gewand, hin-
ten langfallend, vorn gerafft und in den Gürtel gesteckt, an den
Füssen Hosen und Stiefel, auf dem Kopf eine Art Helm, rechter
Arm erhoben, linker an den Körper gelegt (urspr. wohl mit
Schwert und Schild bewehrt gewesen, vielleicht auch als Führer
eines Karawanentieres mit Peitsche und Zaum gedacht). Gewand-
teile glasiert. 29 cm. 850 —
36 — bärtig, mit vorn offnem, seitlich geschlossenem Gewand mit
Gürtel, das bis auf die Knie reicht, Hosen, Stiefeln und hoher
Mütze. 49 cm. Arme abgebrochen, Kopf u. rechter Oberarm an-
geleimt. 450 —
37 Zwerg, dickbäuchig, in weit offnem, kurzem Gewand, Weiten,
unten zugebundenen Hosen und Mütze mit 2 hinten herabhän-
genden Bändern. Rot bemalt. 9V2 cm. — Vom linken Arm ein
Stück abgebrochen. 250 —
38 — dicker Kopf, faltiges Gesicht, kurze Beine, seitlich geknöpf-
ter Rock mit Gürtel, über der linken Schulter eine Art Ueber-
wurf, hohe Kappe. Rest roter B-emalung. 17 cm. 250 —
39 — Dasselbe. 12i/a cm. 250 —
2. Chinesisches Steinrelief.
40 Steinrelief vom Grabe der Familie Wu in der Provinz Shantung
aus dem Jahre 147 nach Christi Geb. (Han-Dynastie). Grösse des
einseitigen Reliefs 80X30 cm; Höhe mit dem Holzsockel 66 cm.
(Siehe Tafel.) 12000 —
Das hochinteressante Steinrelief stammt aus der Zeit der Han-Dynastie, und
zwar wurde es im Jahre 147 nach Christi Geburt hergestellt. Es rührt
aus der Grabkammer der Familie Wu in der Provinz Shantung her. An-
dere Teile dieser Reliefdarstellungen sind in Münsterbcrg, Chinesischei
Kunstgeschichte, Band I (Abb. 2, 25—32) abgebildet. Bessere Abbildungen
finden sich in der Publikation der Brüder Feng Yunpeng und Feng Yun-
yuan, die 1820 erschien und sich mit eben diesen Steinreliefs (Kin shih so)
des Grabmals der Wu-Familie beschäftigt.
Auf diesen Reliefs finden sich die ersten Darstellungen von
Menschen und Tieren in der chinesischen Kunst. Auch
das vorliegende Relief zeigt solche. Man sieht 8 Männer, die entweder
knien oder stehen und mit Messern, Sicheln und Äxten bewaffnet sind. In
der Darstellung dieser Gestalten verrät sich die sichere Hand eines be-
deutenden Könners, was man jedoch von den beiden in der Luft schweben-
den Vögeln und der geflügelten Phantasiegestalt nicht sagen kann. Diese
sind viel primitiver in der Form. Das Relief ist — typisch für diese Gat-
tung chinesischer Kunst im 2. Jahrhundert — ein Flachrelief. Die Ge-
stallten sind in einer Dicke von ca. 1 mm herausgearbeitet. (Die chinesi-.
sehen Reliefs des 1. Jahrhunderts nach Christi Geburt sind eingetieft!; Was
das Inhaltliche des Bildes betrifft, so dürfte es sich wohl um eine mytholo-
gische Szene handeln. (Siehe das dämonenhafte, in der Luft schwebende
Fabelwesen.)
Das Relief verrät deutlich hellenistische, d. h. mykenische Einflüsse, die heute
als einwandfrei sicher festgestellt angesehen werden dürfen und vermittelt
wurden durch die uralten grossen Karawanenstrassen, die den Osten mit
dem Westen verbanden.
Der Erhaltungszustand des Reliefs darf als sehr gut bezeichnet werden (von
kleineren Lädierungen abgesehen). Einzigartiges, hervorragendes
Stück wie es sich ähnlich in absehbarer Zeit wohl nicht
wieder im Handel finden dürfte.

Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 532.
 
Annotationen