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3. Chinesische und Tibetanische Originalmalereien.

Goldmark
borgenen Schatzes, uns vor Augen zu führen. Die Handlungen sind lebhaft
wiedergegeben, der Gesichtsausdruck ist fast überall ein sprechender. Die
Szenerie ist geschickt gewählt, die Landschaften im Hintergründe sind durch
teilweise Verschleierung mit feinem Nebel, besonders da, wo' er zwischen den
Bergriesen wie feiner bläulicher Dunst lagert, glänzend auf grosse Fern-
wirkung berechnet worden. Unter den Darstellungen sind als besonders an-
ziehend hervorzuheben:
Der Fischer mit dem Netz zum See schreitend. Schneelandschaft, rechts -
sehen wir beschneite Bambussträucher.
Befragung des in einsamer Gebirgsgegend wohnenden Einsiedlers. Er sitzt
zwischen hohen Tannen auf einer Art Podium, das reich mit Decken
belegt ist. Davor steht ein Tischchen auf dem eine goldene Schale und
2 Vasen — offenbar dargebrachte Geschenke —• stehen. Vorn der Rat
suchende Vater nebst seiner Tochter. In der Ferne in Nebel gehüllte
Bergriesen.
Der Einsiedler, vor seiner am Felsen lehnenden Hütte stehend, gibt dem
Vater weitere Ratschläge.
Der Fischer, halb entkleidet, liegt unweit des felsigen Ufers an seichter
Stelle im See u. hält mit 2 aus dem Wasser guckenden Fischen — dies
sind die beiden Verzauberten — Zwiegespräch. Auf dem Stamm der am
Ufer stehenden knorrigen Kiefer hängen des Fischers Oberkleider.
Ausgrabung des im einsamen Gebirge verborgenen Schatzes. Vorn steht
der Gräber, halb entblösst, auf seine Hacke gestützt. Links sehen wir die
junge Frau, auf dem Arm ihr Kind tragend, stehen. Unten am Baum steht
der gehobene Schatz.
Die Tochter reicht ihrem vom Schicksal so schwer ge-
troffenen Vater die Brust. Er ist ins einsame Hochgebirge ge-
flüchtet, wo ihn die Tochter wiederfindet. Neben ihr steht ihr Kind. Hinten
am Rand des Plateaus eine in griechischem Stil bemalte Holzschranke. Jen-
seits des Abgrundes, über dem starke Nebelschichten lagern, sehen wir in
der Ferne die Spitzen anderer hoher Berge. Diesem Maler waren sicher aus
der griech. Geschichte „Kimon u. Pero“ bekannt. Dieser griech. Feldherr
Kimon soll ja auch im Gefängnis von seiner Tochter Pero durch' ihre Mutter-
milch erhalten worden sein (nach Valerius Maximus, auch Hygin, fab. 254,
wo die Lesart aber schwankend). Einige pompejanische Gemälde bezieht
man darauf (in Prof. Helbigs Katalog über diese näheres).
Reich in Farben u. Gold ausgeführte Malerei.
46 Alter, bärtiger, ein Mädchen u. ein Knabe betrachten ein Kake-
mono. Den Hintergrund der Szene bildet eine Landschaft. Chines.
Original-Malerei des 19. Jahrhs. auf Papier. Mit gelbgrüner Seide
eingefasst. Kakemono. Gesamtgrösse: 1591/2X39 cm; Bildfläche:
136y2X33 cm. 8 —
Hübsches, flottgemaltes Bild von gutem Erhaltungszustand.
47 Arhats. Chines. Originalmalerei auf Seide, 18. Jahrh1. Mit
blauer dünner Seide eingefasst. Rollbild zwischen Holzstäben
(Kakemono). Gesamtgr.: lGYy^XOS1^ cm; Bildgr.: lSSVsXSSVh cm. 280 —
Die Heiligen bilden eine Art dreifach übereinander gestaffelte Prozession: die
Drachenkönige der vier Meere (die Meere im Süden, Westen usw. werden je
von einem Drachenkönig beherrscht); die hohen Erhabenen der neuen Wälle
(Sterngottheiten); die Menge der Geister des T’aisui des Erdreiches. Sie
halten alle ein Szepter in den Händen, durch besondere Attribute sind sie
nicht näher charakterisiert. Interessant sind die z. T. geschmackvoll ge-
musterten Gewänder und die verschiedenartigen Kopfbedeckungen. Jedem
Zug geht ein Jüngling mit einer Standarte voraus, auf der eine chinesische
Inschrift angebracht ist. Im oberen Teile des Bildes ist ein handgrosses
fehlendes Stück sauber eingesetzt, einige Brüche und geringfügige Ab-
schürfungen stören nicht weiter. Dekoratives Stück.
48 — vier, unter einem Baume. Chines. Originalmalerei des 18.
Jahrhs. auf hellbräunlichem Papier. Nicht gestempelt, nicht
signiert. Mit weisseidner, moderner Borte eingefasst. Unter Glas,
in Goldrahmen. Bildgr.: 104X4572 cm; Gesamtgr.: .121X61 cm. 220
In der Nähe eines Bergabhanges, von dem sich ein Wasserfall herabstürzt',
stehen unter einem Baume vier Arhats. Der eine, ein vollbärtiger Greis, der
in der Rechten einen Weih wasser wedel hält, spricht zu einem zweiten, der
dem Beschauer halb den Rücken zukehrt, der dritte hält in der Linken
eine Buddhafigur, der vierte eine weisse, schön geformte Vase, deren Deckel
die Form eines stilisierten Lotosblattes hat. Das Bild hat dank seiner
feinen Ausführung beträchtlichen Kunstwert; vor allem ist das Landschaft-
liche sehr reiz- u. stimmungsvoll gestaltet. Das Bild ist etwas berieben u.
an verschiedenen Stellen etwas rissig, Mängel, die jedoch den Gesamtein-
druck nicht wesentlich zu beeinträchtigen vermögen.

1 Goldm. = 13 d = $ 0,25 = Schw. fr. 1,35 = Holl. fl. 0,63 = Schw. kr. 0,90.
 
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