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aber,
den»
stigkeit eines Baues überhaupt beurtheilt. Zweytens liegt nicht selten dem Baumeister ob,
gewisse Maschinen in den Gebäuden selbst anzulegen, oder nach denselben einen Bau ein-
zurichten. Drittens gehört es zu den wesentlichen Kenntnissen des Baumeisters, gute Ge-
rüste zu machen und die erforderlichen Maschinen anzugeben, um Lasten zu bewegen, zu
transportiren, aufzuziehen, zu richten und zu befestigen. Nichts erleichtert die Führung eines
Baues mehr, und nichts erspart mehr Unkosten, als die gründliche Kenntnifs und Erfahrung
in diesen Fächern.
VII. Die Hydrostatik und Hydraulik: Der Architekt kann dieser Studien nicht entbeh-
ren, weil er bey manchen Bauen sie zu wissen nöthig hat: z. B. beym Legen guter Funda-
mente im Wasser, oder im morastigen Grunde, bey dem Kloaken- und Brückenbau, bey Lei-
tung und Einfassung der Kanäle und Flüsse; bey Wasserleitungen unter und über der Erde
bey Wasserbehältern und Brunnen aller Art: endlich bey Schöpf- und andern Wassertrieb-
werken, welche dem Architekten anzulegen obliegen. Diese Wissenschaften sind jedoch dem
Baumeister nicht in dem Umfange und in allen Theilen so zu erlernen nothwendig, wie sie
derjenige bedarf, welcher sich dem Wasserbaue ausschliefslich widmet.
VIII. Die Physik und Chemie, die Mineralogie und die Dendrologie: Das Studium die-
ser Wissenschaften in weiterm Umfange zu treiben würde den Architekten zu sehr von
seinem Berufe entfernen. Aber sehr viel kann er daraus für die Ausübung seiner Kunst
schöpfen. Sie dienen ihm wesentlich zur gründlichem Kenntnifs der Baumaterialien, als: der
zum Bau mehr oder weniger tauglichen Erden, der Holz- und Steinarten,, der Mörtel, Kitte
und Metalle. Durch solche Wissenschaften wird der Baumeister vertrauter mit der Einwir-
kung des Klima, oder eines besondern Lokals; und dadurch besser bedacht, die erforderlichen
Vorkehrungen dagegen zu gebrauchen. Ferner wird er mit den wichtigen Lehren des Schal-
les, der Beleuchtungen, der Feuerung, der Ventilatoren, der Gewitterabieiter u. s. w. bekannt.
IX. Die Geschichte der Baukunst: Vitrüv fordert die Kenntnifs der Geschichte der
Baukunst bereits von dem Architekten seiner Zeit: wieviel mehr bleibt ihr Studium also
ein Bedürfnifs für den Baumeister unserer Zeit! — Die Baukunst, die wir betreiben: ist
nicht von uns erfunden, sondern von altern Völkern vererbt. Nicht blofs in dem, was das
Wesen der Construction, sondern auch in allen Verzierungstheilen hat sich unsere Bauart
nach Frühern gerichtet. Es kommen daher eine Menge Dinge vor, von welchen der Baumei-
ster durch die Kenntnifs der Geschichte der Architektur allein Rechenschaft zu geben weifs.
Durch das Studium der Geschichte wird der Baumeister mit den Denkmälern aller Völ-
ker und Zeiten bekannt, und indem er in diesen gleichsam die Kindheit, in jenen die Fort-
schritte und das Annähern zur Reife, hier die Gröfse und Vollendung, dort die Abnahme
und die vielfältigen Ausartungen unterscheiden lernt, werden die theoretischen Lehren in
ihm erst geläutert und lebendig. Die geschichtliche Forschung zeigt ihm bestimmt, welche
Monumente er zum Vorbild wählen, und welche er für immer verwerfen soll. Dadurch wird
seine Einsicht sicher, bestimmt, fest. Keine Constructionsart, und keine Verzierung bleibt
ihm fremd: er weifs jedes gehörig zu würdigen, und die Ursache anzugeben, warum er wählt,
und warum er verwirft. So wie jetzt das Studium der Baukunst steht, ist eine feste Begrün-
dung desselben blofs durch die Geschichte möglich.
X. Eine hinlängliche Sprachkenntnifs: Mit dem Namen Architekt verbindet man den
Begriff eines gebildeten Mannes, der sich sowohl im Umgange, als mit der Feder bestimmt
auszudrucken weifs. Der Baumeister mufs fast eben so viel mit der Feder, als mit dem
Reifszeuge arbeiten. Seine Aufsätze müssen sprachrichtig, mit Ordnung und Deutlichkeit
abgefafst seyn. Ein zweckmässiger Sprachunterricht gehört daher zur Bildung eines architek-
tonischen Zöglings. Die Kenntnifs fremder Sprachen wird gerade nicht unumgänglich erfor-
dert; wer aber Gelegenheit hat, die alten Sprachen, und unter den neuern die italienische,
fe-
aber,
den»
stigkeit eines Baues überhaupt beurtheilt. Zweytens liegt nicht selten dem Baumeister ob,
gewisse Maschinen in den Gebäuden selbst anzulegen, oder nach denselben einen Bau ein-
zurichten. Drittens gehört es zu den wesentlichen Kenntnissen des Baumeisters, gute Ge-
rüste zu machen und die erforderlichen Maschinen anzugeben, um Lasten zu bewegen, zu
transportiren, aufzuziehen, zu richten und zu befestigen. Nichts erleichtert die Führung eines
Baues mehr, und nichts erspart mehr Unkosten, als die gründliche Kenntnifs und Erfahrung
in diesen Fächern.
VII. Die Hydrostatik und Hydraulik: Der Architekt kann dieser Studien nicht entbeh-
ren, weil er bey manchen Bauen sie zu wissen nöthig hat: z. B. beym Legen guter Funda-
mente im Wasser, oder im morastigen Grunde, bey dem Kloaken- und Brückenbau, bey Lei-
tung und Einfassung der Kanäle und Flüsse; bey Wasserleitungen unter und über der Erde
bey Wasserbehältern und Brunnen aller Art: endlich bey Schöpf- und andern Wassertrieb-
werken, welche dem Architekten anzulegen obliegen. Diese Wissenschaften sind jedoch dem
Baumeister nicht in dem Umfange und in allen Theilen so zu erlernen nothwendig, wie sie
derjenige bedarf, welcher sich dem Wasserbaue ausschliefslich widmet.
VIII. Die Physik und Chemie, die Mineralogie und die Dendrologie: Das Studium die-
ser Wissenschaften in weiterm Umfange zu treiben würde den Architekten zu sehr von
seinem Berufe entfernen. Aber sehr viel kann er daraus für die Ausübung seiner Kunst
schöpfen. Sie dienen ihm wesentlich zur gründlichem Kenntnifs der Baumaterialien, als: der
zum Bau mehr oder weniger tauglichen Erden, der Holz- und Steinarten,, der Mörtel, Kitte
und Metalle. Durch solche Wissenschaften wird der Baumeister vertrauter mit der Einwir-
kung des Klima, oder eines besondern Lokals; und dadurch besser bedacht, die erforderlichen
Vorkehrungen dagegen zu gebrauchen. Ferner wird er mit den wichtigen Lehren des Schal-
les, der Beleuchtungen, der Feuerung, der Ventilatoren, der Gewitterabieiter u. s. w. bekannt.
IX. Die Geschichte der Baukunst: Vitrüv fordert die Kenntnifs der Geschichte der
Baukunst bereits von dem Architekten seiner Zeit: wieviel mehr bleibt ihr Studium also
ein Bedürfnifs für den Baumeister unserer Zeit! — Die Baukunst, die wir betreiben: ist
nicht von uns erfunden, sondern von altern Völkern vererbt. Nicht blofs in dem, was das
Wesen der Construction, sondern auch in allen Verzierungstheilen hat sich unsere Bauart
nach Frühern gerichtet. Es kommen daher eine Menge Dinge vor, von welchen der Baumei-
ster durch die Kenntnifs der Geschichte der Architektur allein Rechenschaft zu geben weifs.
Durch das Studium der Geschichte wird der Baumeister mit den Denkmälern aller Völ-
ker und Zeiten bekannt, und indem er in diesen gleichsam die Kindheit, in jenen die Fort-
schritte und das Annähern zur Reife, hier die Gröfse und Vollendung, dort die Abnahme
und die vielfältigen Ausartungen unterscheiden lernt, werden die theoretischen Lehren in
ihm erst geläutert und lebendig. Die geschichtliche Forschung zeigt ihm bestimmt, welche
Monumente er zum Vorbild wählen, und welche er für immer verwerfen soll. Dadurch wird
seine Einsicht sicher, bestimmt, fest. Keine Constructionsart, und keine Verzierung bleibt
ihm fremd: er weifs jedes gehörig zu würdigen, und die Ursache anzugeben, warum er wählt,
und warum er verwirft. So wie jetzt das Studium der Baukunst steht, ist eine feste Begrün-
dung desselben blofs durch die Geschichte möglich.
X. Eine hinlängliche Sprachkenntnifs: Mit dem Namen Architekt verbindet man den
Begriff eines gebildeten Mannes, der sich sowohl im Umgange, als mit der Feder bestimmt
auszudrucken weifs. Der Baumeister mufs fast eben so viel mit der Feder, als mit dem
Reifszeuge arbeiten. Seine Aufsätze müssen sprachrichtig, mit Ordnung und Deutlichkeit
abgefafst seyn. Ein zweckmässiger Sprachunterricht gehört daher zur Bildung eines architek-
tonischen Zöglings. Die Kenntnifs fremder Sprachen wird gerade nicht unumgänglich erfor-
dert; wer aber Gelegenheit hat, die alten Sprachen, und unter den neuern die italienische,
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