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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 4): [Jacob van Ruisdael, Meindert Hobbema, Adriaen van de Velde, Paulus Potter] — Esslingen, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.43143#0381

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Meindert Hobbema wurde 1638 in Amsterdam geboren und hat
dort bis zu seinem Tode, im Dezember 1709, gelebt. Er war
mit Ruisdael befreundet und gilt nach vertrauenerwecken-
der Überlieferung als dessen Schüler. Dies Verhältnis muß vor 1659
bestanden haben; denn aus diesem Jahre sind bereits mehrere sicher
datierte Bilder von Hobbema bekannt. Es war also in den Jahren,
in denen Ruisdael sich bald in Haarlem bald in Amsterdam aufhielt,
sein ständiger Verbleib in der Hauptstadt jedenfalls noch nicht sicher
beglaubigt ist. Die Beziehungen zwischen beiden Künstlern dauerten
auch nach den Lehrjahren fort. Sie machten gemeinsame Studien-
reisen. Mehrere ihrer Bilder beweisen, daß die Künstler sozusagen
nebeneinander sitzend dieselbe Ansicht gemalt haben. So z. B.
die Wassermühle in der Sammlung van den Hoop von Ruisdael
und diejenigen der Sammlung Widener und der Versteigerung
Kums von Hobbema, die Schloßruine bei Lord Northbrook von
Ruisdael und diejenige der Sammlungen Frick, Fleischmann, Wallace
und der Versteigerung Königswarter von Hobbema und dergleichen
mehr. Diese Bilder reichen bis in die Jahre 1661—63 hinauf
und noch im Jahre 1668 stehen beide Künstler in freundschaft-
lichen Beziehungen zueinander. Ruisdael war nämlich im Oktober
dieses Jahres Zeuge beim Heiratskontrakt Hobbemas mit einer
Köchin des Amsterdamer Bürgermeisters Lambert Reynst. Diese
Ehe bedeutete einen Wendepunkt in Hobbemas Leben, den End-
punkt seiner künstlerischen Laufbahn. Er bekam durch den Ein-
fluß einer andern Magd des Bürgermeisters eine städtische An-
stellung. Er wurde „wijnroeier“, d. h. ihm lag die Pflicht ob, die
auswärtigen Fässer, in denen Weine in Amsterdam importiert wur-
den, auf ihr Inhaltsmaß zu prüfen und letzteres in Amsterdamer
Maße umzurechnen. Diese Tätigkeit nahm ihn ferner ganz in An-
spruch, noch vierzig Jahre lang, und die Malerei gab er ganz auf.
E i n Bild soll er später noch gemalt haben: die Allee von Middelharnis,
deren Jahreszahl verstümmelt ist, sodaß nur 16.9 sicher zu lesen ist.
Die noch vorhandene Rundung der dritten Ziffer kann ebensogut zu
einer Sechs wie zu einer Acht gehört haben. C. G.’t Hooft Jr. hat vor
etwa fünfzehn Jahren auf äußere Gründe hin: die Beschaffenheit des
Lichtes am Hafeneingang und die Höhe der die Kirche umringenden
Bäume, in Verbindung mit dem, was darüber aus dem Ortsarchiv
hervorgeht, nachgewiesen, daß nur das Jahr 1689 in Frage kommen
kann. Aber trotz aller äußeren Beweisgründe erscheint es mir stilistisch
doch höchst unwahrscheinlich, daß dieses Bild so spät entstanden
sein soll, in einer Periode absoluten Verfalles, in der die Landschafts-
malerei kaum mehr gepflegt wurde, es sei denn von Malern wie
Glauber und anderen Dekadenten schlimmster Sorte. Auch an und
für sich scheint es mir unmöglich, daß jemand der mit dreißig
Jahren die Malerei zu Gunsten einer prosaischen Beschäftigung, wie
 
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