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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 4): [Jacob van Ruisdael, Meindert Hobbema, Adriaen van de Velde, Paulus Potter] — Esslingen, 1911

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.43143#0625

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Paulus Potter wurde im November 1625 in Enkhuizen geboren
und am 17. Januar 1654 in Amsterdam beerdigt. Er war
ein Sohn des vielseitigen, aber in seinen Leistungen sehr un-
gleichen Malers Pieter Potter, von dem biblische Darstellungen, Hir-
tenstücke, Reiterschlachten, Wachtstuben, Stilleben und Einzelfiguren
bekannt sind. Auch war er Glasmaler und eine Zeitlang Miteigen-
tümer einer Goldlederfabrik. Kurz nach der Geburt seines Sohnes
zog er nach Leiden, wo er zwischen 1628 und 1631 nachweisbar
ist, und darauf nach Amsterdam. Hier muß der junge Paulus den
ersten Unterricht genossen haben, vermutlich zuerst von seinem Vater
und wahrscheinlich darauf von Nicolaes Moeyaert, einer dem Pieter
Potter verwandten Künstlernatur, jedoch begabter und noch vielseitiger.
Die frühesten Bilder von Paulus aus dem Anfang der vierzigerJahre,
wiez. B. der Auszug Abrahams im Germanischen Museum in Nürnberg,
lassen einen bestimmten Einfluß von Moeyaert erkennen. Am 2. Mai
1642 soll Paulus Potter zu Jacob de Wet in Haarlem in die Lehre ge-
kommen sein. Diese allgemein angenommene Ansicht beruht auf
einer Eintragung in ein Notizbuch dieses Künstlers, welches v. Eyn-
den und v. d. Willigen (1840, IV S. 152) zitieren und welches der
Neffe des letzteren, A. v. d. Willigen Pzn., später in seinem Besitz
hatte. Dieser erwähnt (les Artistes de Harlem S. 325) jedoch diese
Eintragung nicht, obwohl er den Inhalt des Notizbuches übersetzt
und diese Uebersetzung mit den Worten einleitet: «En voici le con-
tenu». Da das Notizbuch heutzutage verschollen zu sein scheint,
läßt sich die Sache nicht mehr nachprüfen. Haben v. Eynden und
v. d. Willigen falsch gelesen? War die Eintragung (hinten im Buch
und nicht an Ort und Stelle in der chronologischen Reihenfolge)
dem jüngeren v. d. Willigen verdächtig, und ließ er sie deshalb fort?
Wir wissen es nicht und können nur sagen, daß wir, solange das
Notizbuch nicht wieder ans Licht kommt und die Inschrift als vor-
handen und echt nachgewiesen wird, keinen Wert auf diese Mittei-
lung legen. Es existiert gar keine Stilverwandtschaft zwischen dem
recht mittelmäßigen Jacob de Wet und Paulus Potter, und dieser
war am 2. Mai 1642, dem Datum jener angeblichen Eintragung, be-
reits ein ausgebildeter Künstler. Gibt es doch Jahreszahlen auf Bil-
dern aus diesem Jahr, ja sogar aus dem Jahre 1640.
Anfangs blieb Paulus mit seinem Vater in Amsterdam. Im
August 1646 finden wir ihn in Delft, drei Jahre später in den Gilde-
büchern vom Haag. Im Mai 1652 kehrt er nach Amsterdam zurück,
wo er bereits im Januar 1654 der Schwindsucht erlag. Er erreichte
kein höheres Alter als 28 Jahre und acht Wochen, eine Tatsache,
die gar zu oft bei der Beurteilung seines Lebenswerkes außer Acht
gelassen wird.

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