Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 5): [Gerard ter Borch, Caspar Netscher, Godfried Schalcken, Pieter van Slingeland, Eglon Hendrik van der Neer] — Esslingen, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43142#0164

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
150

Gerard ter Borch.

Schüler und Nachahmer des Gerard ter Borch.
Von den Verwandten unseres Malers waren sein Vater Gerard
ter Borch der Ältere (1584—1662), sein Vetter Jan ter Borch aus
Buren, seine Halbbrüder Moses (1645—1667) und Harman
(1638— vor 1677) und seine Halbschwester Gesina (1633—1690)
ebenfalls künstlerisch tätig.
Vom alten Gerard sind uns nur Zeichnungen und Stiche be-
wahrt geblieben, die den Stil einer älteren Kunstepoche aufweisen und
keinerlei Verwandtschaft mit den Werken seines Sohnes haben. Von
Jan ter Borch, der Schüler von Paulus Moreelse in Utrecht war, be-
sitzt das Amsterdamer Rijksmuseum das einzige beglaubigte Bild,
eine Zeichenstunde, mit zwei lebensgroßen Figuren, bei Kerzenlicht
darstellend. Dieses ist ganz im Geschmack der Utrechter Kerzen-
lichtmaler ausgeführt. Von Moses ter Borch besitzen wir ziemlich
zahlreiche Zeichnungen, meist in schwarzer und weißer Kreide, Stu-
dien nach Köpfen aus seiner Umgebung mit starker Betonung des
Helldunkels. Außerdem zwei in Ölfarbe ausgeführte ähnliche Köpfe
im Rijksmuseum, die stilistisch seinen Zeichnungen genau entsprechen
und auch nur durch diese Stilverwandtschaft und durch ihre Her-
kunft aus der Familie ter Borch als Werke des junggestorbenen Dilet-
tanten gesichert sind. Eine Dilettantin ziemlich mäßiger Begabung-
war auch seine Schwester Gesina, deren künstlerischer Nachlaß im
Amsterdamer Kupferstichkabinett aufbewahrt wird. Ölgemälde von
ihrer Hand sind nicht erhalten. Wenn schwache Werke in der Art
ihres Bruders ihr manchmal zugeschrieben werden, so beruht dies
auf Willkür.
Der Herr de Fremery in Oaklands in Kalifornien (vergl. unsere
Nrn. 213 und 248), der mütterlicherseits mit der Familie ter Borch ver-
wandt ist, besitzt Bildnisse von einem Zwillingspaar aus der Familie
Moerkerken, die von Herman ter Borch herrühren, bezeichnet und
September 1659 datiert sind. Mir sind dieselben nicht bekannt und
zuverlässige Nachrichten über ihren Stil liegen nicht vor.
Eine Gruppe vlämischer Maler, deren Werke öfters mit denen
ter Borchs verwechselt werden, ist diejenige, die sich an Gonzales
Coques (1618—1684) anschließt. In erster Linie Gonz. Coques
selbst in seinen vornehm aufgefaßten und sorgfältig ausgeführten
Porträts, ferner Carl Emanuel Biset (1633— gegen 1710), Gilles
van Tilborch (um 1625— um 1678) (der auch die Anfangsbuch-
staben G. T. B. mit ter Borch gemein hat) und Hieronymus
Janssens (1624—1693) beigenannt der Tänzer, weil er hauptsächlich
Tanzgesellschaften malte. Alle diese Meister tragen bei sorgfältiger
Prüfung ihrer fdalweise, des Beiwerkes und der Trachten ihren vläm-
ischen Charakter genügend zur Schau.
Nachdem wir diese beiden Künstlergruppen vorweg genommen
haben, kommen wir jetzt zu den eigentlichen Schülern ter Borchs.
Unter ihnen hat Caspar Netscher (1639—1684) die größte Be-
rühmtheit erlangt. Da ihm aber der nächste Abschnitt dieses Werkes
 
Annotationen