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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 5): [Gerard ter Borch, Caspar Netscher, Godfried Schalcken, Pieter van Slingeland, Eglon Hendrik van der Neer] — Esslingen, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.43142#0457

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Pieter Cornelisz van Slingeland wurde nach Houbrakens Ver-
trauen einflößender Mitteilung am 20. Oktober 1640 in der
Oude Vest Straße in Leiden als Sohn des Cornelis Pietersz
van Slingeland und der Trijntje van Polanen geboren.1) Wenn er
aber die voll bezeichneten, 1653 datierten Bildnisse des Jan Hubrecht
und der Anna Ghijs gemalt haben soll, muß sein Geburtsjahr früher
angesetzt werden, da diese unmöglich das Werk eines 12—13jährigen
Knaben sein können. Slingeland starb am 7. November 1691 in
seiner Vaterstadt, die er nie verlassen zu haben scheint. Er war
Schüler des Gerard Dou, den er in jeder Beziehung nachzuahmen
strebt und in der sorgfältigen, glatten Ausführung manchmal noch
übertrifft. Er war angesehen unter seinen Kunstbrüdern, seit 1661
Mitglied der Gilde und 1691 ihr Dekan.
Slingeland malte Bildnisse, Genredarstellungen, einige Heilige, my-
thologische Szenen und Stilleben. Die Sittenbilder schildern entweder
das behagliche, ruhige Leben der wohlhabenden Klasse oder das
Treiben in der Küche. Diese Küchendarstellungen zeigen in der An-
ordnung und Behandlung den Einfluß der Rotterdamer Künstler der
Sorgh-Gruppe, von denen sie manchmal nicht leicht zu unterschei-
den sind.
Im großen und ganzen ist jedoch Slingeland der Nachahmer
seines Lehrers, sowohl gegenständlich, als in der äußeren Anordnung
(ovale Abrundung, Blick durch Nischen oder Fensteröffnungen,
aufgenommener Vorhang), als auch in der Sorgfalt der Ausführung.
Houbraken sagt sogar, daß er darin seinen Meister noch übertroffen
habe, allerdings mit Aufopferung der Natürlichkeit. Diese Bemer-
kung ist vollkommen richtig. Slingelands Bilder sind steifer in der
Komposition, härter in der Zeichnung und bunter in der Farben-
gebung als diejenigen Dous. Am besten gefallen uns die einfachen
Kinderszenen, wie die in den Uffizien und in Dulwich.

x) Ein Pieter, Sohn eines Cornelis Pietersz wurde am 4. Nov. 1640 in der Hoogland-
sche Kerk in Leiden getauft. Möglicherweise ist dies dasselbe Kind.
 
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