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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 5): [Gerard ter Borch, Caspar Netscher, Godfried Schalcken, Pieter van Slingeland, Eglon Hendrik van der Neer] — Esslingen, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.43142#0521

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Eglon Hendrik van der Neer war eins der zahlreichen Kinder
Aert van der Neers, des berühmten Malers von Winter-
landschaften und Mondscheinbildern. Nach Houbraken (G. S.
III. 172) wurde er 1643 in Amsterdam geboren. Wahrscheinlich
ist diese Jahreszahl ein Druckfehler für 1634, wie deren viele bei
diesem Schriftsteller vorkommen. Sagt er doch S. 174, daß E. H.
v. d. Neer, der am 3. Mai 1703 in Düsseldorf gestorben ist, bis in
sein siebzigstes Jahr malte. Wenn man nun 69 von seinem Todes-
jahr 1703 abzieht, kommt man auf 1634.— Nach dem Unterricht bei
seinem Vater kam er zu dem Bildnis- und Genremaler Jacob van
Loo. Ersterem mag er seine Vorliebe für Landschaften verdanken,
obwohl seine Technik und sein Stil gar keine Ähnlichkeit mit denen
seines Vaters zeigen, sondern auf ältere Vorbilder, namentlich auf
Adam Elsheimer zurückgehen, den er auf dem Gebiete der von
kleinen biblischen oder mythologischen Figuren belebten, sogenannten
heroischen Landschaft imitierte. Auch der Einfluß der sehr eigen-
artigen Kunst Jacob van Loos läßt sich kaum in den Gemälden
unseres van der Neer nachweisen. Wo dieser an ältere Vorbilder
erinnert, sind es namentlich die Werke Metsus und ter Borchs, die
uns ins Gedächtnis kommen.
Nach vollendeter Lehrzeit, im Alter von zwanzig Jahren, ging
van der Neer nach Frankreich und blieb, vermutlich auf der beab-
sichtigten Reise nach Italien, drei bis vier Jahre beim holländischen
Statthalter des Fürstentums Oranien, dem Grafen von Dohna. 1659
war er wieder in Holland und heiratete in Rotterdam Maria
Wagensvelt. Er wohnte abwechselnd hier, in Amsterdam und im
Haag und nach dem Tode seiner Frau (1677) in Brüssel, wo er von
1679—1689 nachweisbar ist. Dann ist er wieder in Amsterdam und
seit 1690 in Düsseldorf. Hier starb seine zweite Frau Marie, die
Tochter des flämischen Malers Frangois du Chattel, die selbst eine
gute Miniaturmalerin war. Im Dezember 1697 heiratete van der Neer
zum dritten Male und zwar wieder eine Künstlerin, Adriana, die
Tochter des Düsseldorfer Hofmalers Johannes Spilberg, Witwe des
Malers Willem Breekvelt. Er selbst war 1690 zu Spilbergs Nach-
folger ernannt worden und blieb in dieser Stellung bis zu seinem Tod.
Wie bereits oben angedeutet wurde, umfaßt die Kunst E. H.
v. d. Neers hauptsächlich zwei Gebiete: die heroische Landschafts-
malerei in starker Anlehnung an Elsheimer und die Sittenmalerei im
Anschluß an die Großmeister Metsu und ter Borch. Hinzu kämen
 
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