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ANNAMBHATTAS TARKASAMGRAHA UND DIPIKA. § XXXIV, XXXV. 23
Trennung der beiden Hälften hervorgebracht wird, wenn man ein Bambusrohr zerspaltet.
Die durch einen (anderen) Laut hervorgebrachten sind die zweiten Laute u. s. w. vom Orte
der Pauke u. s. w. bis zum Gehörorgan.
§ XXXIV. Der Verstand.
Verstand1) (buddln) ist der Grund aller sprachlichen Ausdrücke (und besteht
in) Erkenntnis (Jnäna). Er ist zweifach: Erinnerung (smriti) und Vorstellung
(anubhava). Erinnerung ist diejenige Erkenntnis, welche nur durch Kraft her-
vorgebracht wird. Die hiervon verschiedene Erkenntnis ist die Vorstellung.
(Mit den Worten) “der Grund” u. s. w. liefert er die Definition des Verstandes; näm-
lich die Definition ist, daß (der Verstand) nichts Anderes ist, als die Erkenntnis, welche
den Inhalt des Bewußtseins ‘ich erkenne’ bildet2).
(Mit den Worten) “er ist” u. s. w. teilt er den Verstand ein. (Mit den Worten) “die-
jenige Erkenntnis” u. s. w. liefert er die Definition der Erinnerung. Mit ‘Kraft’ (ist die-
jenige All derselben gemeint), welche ‘bleibender Eindruck’ heißt3). Das Wort ‘Er-
kenntnis’ (ist gebraucht), um eine zu weite (Definition) in Bezug auf die Vernichtung der
Kraft zu vermeiden; die Worte ‘durch Kraft hervorgebracht’, um eine solche in Bezug
auf die Wahrnehmung eines Topfes u. s. w. zu vermeiden; (und) das Wort ‘nur’, um eine
solche in Bezug auf die Wiedererkennung zu vermeiden4).
Mit den Worten “die hiervon verschiedene” u. s. w. definiert er die Vorstellung;
nämlich ‘Vorstellung’ ist die von der Erinnerung verschiedene Erkenntnis.
§ XXXV. Die Vorstellung.
Diese (nämlich die Vorstellung) ist zweifach: richtig (yathärtlid) und falsch
(ayathärtha). Die richtige Vorstellung hat dasselbe zur Bestimmung (jprakdrcdp
was (ihr Gegenstand) besitzt; z. B. die Vorstellung: ‘dies ist Silber’, (deren Ge-
genstand wirklich ein Stück) Silber ist5). Diese wird auch richtige Erkenntnis
(pramä) genannt. Die falsche Vorstellung hat dasjenige zur Bestimmung, dessen
Negation (ihr Gegenstand) besitzt; z.B. die Vorstellung: ‘dies ist Silber’, (deren
Gegenstand) eine Perlmuschel ist.
(Mit den Worten) “diese ist zweifach” u. s. w. teilt er die Vorstellung ein. (Mit den
Worten) “hat dasselbe” u. s. w. liefert er die Definition der richtigen Vorstellung.
1) Die Ausdrücke ‘Verstand, Erkenntnis und Vorstellung’ sind in der Übersetzung nur als
Notbehelfe gebraucht, weil im Deutschen keine genauen Äquivalente der indischen Termini buddhi,
jnäna und anubhava existieren.
2) Zur Erklärung dieser Definition s. Athalye, p. 174.
3) Über die Kraft (samskära) und den bleibenden Eindruck (bhävanä) s. § LXXV.
4) Bei der Wiedererkennung (pratyabhijna) wirkt nämlich außer dem samskära die sinnliche
Wahrnehmung mit; s. Nyäyakösa, p. 501, Anm. 3.
5) In dem Beispiele der richtigen Vorstellung ist das Genus ‘Silber’ sowohl die Qualifikation
des Gegenstandes der Vorstellung als die Bestimmung der Vorstellung selbst; vgl. Athalye, p. 180.
 
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