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E. HVLTZSCH,

wie: ‘Das Gewebe ist nicht von dem Genus ‘Topf’ abgeschnitten’, (als eine besondere Art
der Negation anzusehen sei *): sondern) dies ist dasselbe wie: ‘Im Gewebe ist nicht das
Genus ‘Topf”. Wenn (diese Negation wirklich) etwas Besonderes ist, so ist sie ein nur
Konkomitanz besitzendes (Merkmal) 2).
Die zeitweilige Negation ist Nichts als eine absolute Negation, welche zu einer be-
sonderen Zeit wahrgenommen wird. Da die absolute Negation, obwohl sie nicht anders-
wohin geht, nicht (mehr) wahrgenommen wird, wenn man einen Topf an eine mit der
Negation des Topfes versehene (Stelle) hinbringt, (und) da sie (wieder) wahrgenommen wird,
wenn man den Topf wegnimmt, so hat man anzunehmen, daß die vorhergehende Negation
und die Vernichtung der Verbindung des Topfes mit dem Erdboden die Wahrnehmung
der absoluten Negation notwendig bedingen. Während der Topf dasteht, wird die absolute
Negation nicht wahrgenommen, da die vorhergehende Negation und die Vernichtung seiner
Verbindung nicht vorhanden sind, und wenn der Topf weggenommen wird, so wird sie
wahrgenommen, da die Vernichtung der Verbindung stattgefunden hat.
Guru3) (ist der Ansicht), daß die Negation keine besondere Kategorie sei, da sich
der Ausdruck ‘es ist nicht’ nur aus dem bloßen Substrat ergeb Dies ist nicht richtig,
da, wenn man keine Negation annimmt, der Begriff ‘bloß’ sich nicht erklären läßt.
Die Negation einer Negation ist nur das Positive (und) nichts Besonderes, da man
sonst ins Unendliche geraten würde. Die vorhergehende Negation der Vernichtung und
die Vernichtung der vorhergehenden Negation sind nichts als (ihr) Gegenstück. Die
Neueren (sind der Ansicht), daß die Negation einer Negation allerdings etwas Besonderes
sei; da die dritte Negation mit der ersten identisch sei, gerate man (auch so) nicht ins
Unendliche.
§ LXXXI. Schluß.
Da alle Kategorieen der Reihe nach in den (in § II) aufgeführten ein-
geschlossen sind, so ist bewiesen, daß es nur sieben Kategorieen gibt.
(Es könnte Jemand fragen), wieso es nur sieben (Kategorieen) gibt, da im Lehrbuche
der Dialektik 4) sechzehn Kategorieen aufgeführt werden, nämlich: ‘Durch die Erkenntnis
des Wesens der (folgenden Dinge) wird Seligkeit erlangt: -— Erkenntnismittel, Erkenn-
bares, Zweifel, Zweck, Beispiel, Lehrsatz, Glied (eines Schlusses), Reductio ad absurdum,
Entscheidung, Diskussion, Geschwätz, Schikane, Scheingrund, Verdrehung, nichtiger Ein-
wand und schwacher Punkt’. Deshalb erklärt er im Obigen, daß alle schon in den sieben
(Kategorieen) eingeschlossen sind 5).
1) Dies war die Ansicht des Saundadöpädhäya; s. Nyäyakosa, p. 752.
2) S. § XLVIII.
3) ‘Guru’ ist der als Eigenname gebrauchte Titel des Mimämsaka-Philosophen Prabhäkara-
Guru. Nilakantha braucht ebenso ‘Misra’ für Muräri-Misra und ‘Bhatta’ für Kumärila-Bhatta; s.
Nilakanthi zu § LXIII.
4) Gautama’s Nyäyasütra, I, 1,1.
5) Im Folgenden bespricht der Verfasser nur diejenigen Ausdrücke, welche nicht bereits früher
in seinem Werke behandelt worden sind. Zunächst übergeht er das Erkenntnismittel, da es in
§ XXXVI abgetan ist.
 
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