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ANNAMBHATTAS TARKASAMGRAHA UND DIPIKA. § LXXXI. 51
Das Erkennbare zerfällt in zwölf Arten, nämlich: 'Das Erkennbare aber ist: Seele,
Körper, Sinnesorgan, (Sinnes)objekt, manas, Verstand, Streben, Fehler, Wiedergeburt, Frucht,
Schmerz und Seligkeit’J). ‘Streben’ ist Verdienst und Sünde. Die ‘Fehler’ sind Liebe,
Haß und Betörung. ‘Liebe’ ist Wunsch. ‘Haß’ ist Zorn1 2). ‘Betörung’ ist die irrige Vor-
stellung der Seele, wenn es sich um den Körper u. s. w. handelt3). ‘Wiedergeburt’ ist
Sterben. ‘Frucht’ ist Genuß. ‘Seligkeit’ ist Erlösung, und diese ist die Vernichtung des
Schmerzes, welche nicht gleichzeitig ist mit der vorhergehenden Negation des Schmerzes,
die ein gemeinsames Substrat mit (der Vernichtung des Schmerzes) selbst hat.
‘Zweck’ ist Lust und Aufhören des Schmerzes. ‘Beispiel’ ist die Küche4) u. s. w.
‘Lehrsatz’ ist ein Gegenstand, der als maßgebend anerkannt wird. ‘Entscheidung’ ist Ge-
wißheit, die Frucht eines Erkenntnismittels. ‘Diskussion’ ist die Rede eines, der die Wahr-
heit zu erkennen wünscht. ‘Geschwätz’ ist die Rede eines zu siegen Wünschenden, welche
Beweismittel beider (entgegengesetzter Ansichten) enthält. ‘Schikane’ ist diejenige (Rede),
welche die eigene Ansicht zu stützen versäumt. ‘Rede’ bedeutet ein von mehreren Rednern
ausgehendes Gefüge von Aussprüchen (zu Gunsten) der ursprünglichen und der entgegen-
gesetzten Ansicht. ‘Verdrehung’ ist das Opponieren, indem man dem mit einer bestimmten
Absicht Gebrauchten einen anderen Sinn unterschiebt. ‘Nichtiger Einwand’ ist eine falsche
Erwiderung. ‘Die nichtigen Einwände sind: sädharmya-, vaidharmya-, utkarsha-, apakarsha-,
varnya-, avarnya-, vikalpa-, sädhya-, präpti-, apräpti-, prasanga-, pratidrishtänta-, anutpatti-,
samsaya-, prakarana-, ahetu-, arthäpatti-, avisesha-, upapatti-, upalabdhi-, anupalabdhi-, nitya-,
anitya- und kärya-sama’5). ‘Schwacher Punkt’ ist der Grund des Besiegtwerdens eines
Redners. ‘Die schwachen Punkte sind: Aufgeben der Behauptung, eine andere Behaup-
tung, Widerspruch mit der Behauptung, Verläugnung der Behauptung, ein anderer Grund,
ein anderer Gegenstand, Sinnloses, Unverständliches, Unzusammenhängendes, Ungeordnetes,
zu Weniges, zu Vieles, Überflüssiges, Unfähigkeit zu wiederholen, Unfähigkeit zu verstehen,
Verblüfftheit, Aufschieben, Billigen der Ansicht (des Gegners), Übersehen eines schwachen
Punktes, Angriff eines starken Punktes, ein falscher Lehrsatz und ein Scheingrund’ 6).
Die übrigen (Kunstausdrücke) sind leicht verständlich.
E i n w u r f.
Obwohl die Handfläche mit Feuer in Berührung kommt, wird sie nicht verbrannt,
wenn etwas Verhinderndes7) zugegen ist. Deshalb ist die Kraft (sakti) eine besondere
Kategorie 8).
1) Gautama, I, 1,9.
2) Vgl. § LXIX.
3) Vgl. den Kommentar zu § XVII.
4) Vgl. § XLV, XLVI und L.
5) Gautama, V. 1, 1. — Die Namen der einzelnen jätis sind unübersetzbar; man findet sie er-
klärt bei Nilakaptha und bei Vätsyäyana zu Gautama, V. 1, 2—37. Über sädharmya und vai-
dharmya s. ebenda, I. 2, 18, und über utkarsha und apakarsha Paranjapes Anmerkungen zur Tar-
kabhäshä, p. 84 f.
6) Gautama, V, 2, 1.
7) Nämlich ein Edelstein u. s. w.; vgl. S. 30, Anm. 1.
8) Nach N. ist der Opponent ein Anhänger des Prabhäkara.

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