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ANNAMBHATTAS TARKASAMGRAHA UND DIPIKA. § LIX. 39
Ausschließung *) zu der Überzeugung, daß die das Handeln des Mannes mittleren Alters
bewirkende Erkenntnis durch (jenen) Ausspruch bewirkt ist. Dann lernt er aus der Ein-
fügung und Auslassung in anderen Aussprüchen, wie ‘bringe das Pferd! (und) ‘binde die
Kuh an!’, daß das Wort ‘Kuh’ ein durch das Genus ‘Kuh’ qualifiziertes und das Wort
‘Pferd’ ein durch das Genus ‘Pferd’ qualifiziertes (Tier) bedeutet.
E i n w u r f.
Da (in den obigen Beispielen) überall von etwas Vorzunehmendem die Rede ist, so
ist das Lernen nur bei einem Ausspruche (möglich), der sich auf etwas Vorzunehmendes
(bezieht), nicht aber bei einem, der sich auf Fertiges bezieht.
Erwiderung.
In (einem Satze) wie ‘in Känchi (regiert) König Tribhuvanatilaka’ ist die Rede von
etwas bereits Fertigem, und wenn man z. B. (sagt): ‘in dem aufgeblühten Lotus (sitzt) ein
Honigbereiter’, so erfolgt das Lernen des bereits fertigen Wortes ‘Honigbereiter’ (d. i.
Biene) u. s. w. aus dem gleichzeitigen Gebrauche bekannter Wörter.
Auch die Übertragung (lakshanä) ist eine Funktion des Wortes. Übertragung ist eine
Beziehung zur Wortbedeutung. In (dem Satz) ‘auf der Ganga ist ein Dorf’1 2) kann man
nicht (für das Wort ‘Ganga’) auch die Bedeutung ‘Ufer’ annehmen, sondern ‘das Ufer’ wird
nm- verstanden durch die Beziehung zum ‘Strom’, der Bedeutung des Wortes ‘Ganga’. In
(einem Worte) wie saindhava muß man verschiedene Bedeutungen annehmen, da die beiden
(Bedeutungen) ‘Salz’ und ‘Pferd’ in keiner gegenseitigen Beziehung stehen.
Die Übertragung ist dreifach: aufgebende Übertragung, nicht aufgebende Übertragung,
und aufgebende und nichtaufgebende Übertragung. Die aufgebende (liegt vor), wo die
eigentliche Bedeutung des Wortes sich nicht konstruieren läßt; z. B. ‘Die Betten schreien’3).
Die nicht aufgebende (Übertragung liegt vor), wo auch die eigentliche Bedeutung des
Wortes sich konstruieren läßt; z. B. ‘(Dort) gehen Leute mit Schirmen’4). Die aufgebende
und nicht aufgebende (Übertragung liegt vor), wo nach Aufgabe eines Teiles der Bedeutung
der andere Teil sich konstruieren läßt; z. B. ‘Das bist du’5).
Auch die qualitative {gaum) ist nur eine Übertragung, die in der Beziehung zu den
übertragenen Eigenschaften besteht; z. B. ‘Der Junge (ist rein wie) Feuer’. Auch die An-
deutung {vyanjana)6) fällt unter die Übertragung der Bedeutung; und wenn sie nicht aus
der Bedeutung hervorgeht, so ist sie nebensächlich7), da sie auf einem Schluß u. s. w.
(beruht) 8).
1) S. § XLVIII.
2) Es ist unmöglich, dieses Beispiel im Deutschen wiederzugeben. Nach der hier vertretenen
Ansicht bedeutet der Lokativ Gangäyäm zunächst ‘auf der Ganga’, und dann durch Übertragung
‘auf dem Ufer der Ganga’ oder, wie wir sagen würden, ‘an der Ganga’.
3) Unter den ‘Betten’ sind die auf den Betten liegenden Männer oder Kinder zu verstehen.
4) Auch diejenigen, welche keine Schirme tragen, sind einbegriffen.
5) In diesem berühmten Glaubensartikel der Vedäntins bedeutet ‘das’ die höchste Seele und
‘du’ die Einzelseele.
6) Die Alankärikas betrachten die vyanjana als eine dritte Funktion des Wortes.
7) S. den Kommentar zu § XXXVIII.
8) Vgl. das bei Athalye, p. 346, aus N. zitierte Beispiel.
 
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