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E. HULTZSCH,

Die Quelle der Übertragung ist die Unverständlichkeit der Intention. Intention {tät-
parya) ist das Ausgesprochenwerden mit dem 'Wunsche, daß etwas Bestimmtes darunter
verstanden wird; und die Erkenntnis der Intention ist der Grund der Erkenntnis des Ge-
genstandes eines Ausspruchs. Wenn aber verschiedene Gegenstände in Frage kommen,
so bewirkt die Gelegenheit u. s. w. das Erfassen der Intention. Wenn man z. B. (das Wort)
‘Tür!’ (hört), so ergänzt man das Wort ‘zu!’
E i n w u r f.
Da das Wort die Erkenntnis des Gegenstandes zum Zwecke hat, so kann man kein
Wort ergänzen, ohne den Gegenstand zu erkennen. Daher kann nur von einer Ergänzung
des Gegenstandes die Rede sein.
Erwiderung.
Der Grund der sprachlichen Erkenntnis ist das Verstandenwerden eines Gegenstandes,
welches durch ein bestimmtes Wort bewirkt wird. Sonst würde eine sprachliche Erkenntnis
auch bei (einem Satze) wie ‘der Topf das Objektsein, das Bringen die Handlung’ stattfinden.
Wörter wie pankaja (‘im Schlamme wachsend’ und daher ‘Lotus’) haben eine aus (ihrer)
etymologischen Bedeutung (abgeleitete) konventionelle Bedeutung (yögarudihi). Etymologische
Bedeutung (yöga) ist die Bedeutung der (einzelnen) Teile. Konventionelle Bedeutung (rüdhi)
ist die Bedeutung des Ganzen. Die Bedeutung des Ganzen (ist notwendig) für die aus-
schließliche Erkenntnis des Genus‘Taglotus’; sonst würde (das Wort pankaja) auch in (dem
Sinne) ‘Nachtlotus’ (Jcumuda) gebraucht werden können.
Die Anhänger des Prabhäkara (behaupten)} daß die Bedeutung (eines Satzes) in
etwas mit einem Anderen1) Konstruiertem (liege). Die Anhänger des Gautama (sind der
Ansicht), daß die Bedeutung nicht auch in einem Teile der Konstruktion (anvaya) anzu-
nehmen ist, da die Konstruktion (nur) deshalb verstanden werden kann, weil sie der
Gegenstand des (ganzen) Ausspruchs ist.
§ LX. Abhängigkeit u. s. w.
Die Gründe der Erkenntnis des Gegenstandes eines Ausspruchs sind: Ab-
hängigkeit, Vereinbarkeit und Nachbarschaft. Abhängigkeit (akänltshä) ist die
durch die Abwesenheit eines anderen Wortes bewirkte Unfähigkeit eines Wortes,
die Konstruktion auszudrücken. Vereinbarkeit (yögyatä) ist der Nichtwider-
spruch des Gegenstandes. Nachbarschaft (samnidlti) ist das Aussprechen der LVorte
ohne einen langen Zwischenraum.
“Abhängigkeit” u. s. w. bedeuten die Erkenntnis der Abhängigkeit u. s. w.; sonst würde
aus einem Irrtum hinsichtlich der Abhängigkeit u. s. w. kein sprachlicher Irrtum entstehen.
(Mit den Worten) “die durch” u. s. w. definiert er die Abhängigkeit. (Mit den Worten)
“der Nichtwiderspruch” u. s. w. liefert er die Definition der Vereinbarkeit. (Mit den Worten)
“das Aussprechen” u. s. w. liefert er die Definition der Nachbarschaft. ‘Nachbarschaft’ ist

1) Nämlich mit einer Tätigkeit; vgl. Athalye, p. 335 f.
 
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