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ANNAMBHATTAS TARKASAMGRAHA UND DIPIKA. § LXIV. 45
infolge der Vorstellung, daß sie Silber sei1), ein Eingehen stattfindet. Denn das Hingehen
ist nur möglich infolge der Erinnerung an das Silber und der Erkenntnis des vorliegenden
(Dinges). Da überall nur das Nichterfassen des Unterschiedes zwischen dem Wahrgenom-
menen und dem Gewünschten das Hingehen bewirkt, so würde (eine Wahrnehmung) wie
Mies ist kein Silber’ nicht mit einbegriffen sein.
Erwiderung.
Da es einfacher ist, (anzunehmen), daß im Falle, daß wirklich Silber da ist, die das
vorliegende (Ding) zum Gegenstand habende und durch das Genus ‘Silber’ bestimmte Er-
kenntnis 2) das Hingehen bewirkt, so nehme ich auch bei der Muschel nur die qualifizierte
Erkenntnis an, da sie das Hingehen der nach Silber begehrenden (Person) bewirkt.
§ LXIV. Die falsche Vorstellung.
Die falsche Vorstellung ist dreifach: Zweifel, Irrtum und Reductio ad ab-
surdum. Zweifel (samsaya) ist die Erkenntnis, daß ein und dasselbe Objekt durch
mehrere konträre Merkmale qualifiziert ist; z. B. ‘(dies ist) entweder ein Pfeiler
oder ein Mensch’ 3 4). Irrtum (viparyayd) ist falsche Erkenntnis; z. B. ‘dies ist
Silber’, wenn eine Perlmuschel (vorliegt). Reductio ad absurdum (tor/m) ist die
Annahme des Durchdringenden vermittelst der Annahme des Durchdrungenen;
z. B. ‘wenn kein Feuer wäre, so wäre auch kein Rauch’.
(Mit den Worten) “die falsche” u. s. w. teilt er die falsche Vorstellung ein. Da der
Traum (sropnu) in einem Irrtum des manas'1) besteht, so gibt es nicht mehr als drei Arten
(derselben).
(Mit den Worten) “die Erkenntnis” u. s. w. liefert er die Definition des Zweifels. (Er
sagt) “ein und dasselbe”, um zu vermeiden, daß (die Definition) zu weit ist in Bezug auf
das Haften (der Merkmale) an einer Mehrzahl, wie ‘der Topf und das Gewebe’. (Er sagt)
“konträr”, um zu vermeiden, daß sie zu weit ist in Bezug auf (Sätze) wie ‘der Topf
ist eine Substanz’. Er sagt “mehrere”, um zu vermeiden, daß sie zu weit ist in Bezug
auf (Aussprüche) wie ‘versehen mit dem Genus ‘Topf’, welches dem Genus ‘Gewebe’
konträr ist’.
(Mit den Worten) “falsche Erkenntnis” liefert ei’ die Definition des Irrtums; d. i. eine
Überzeugung, welche dasjenige zur Bestimmung hat, dessen Negation (ihr Gegenstand)
besitzt5).
(Mit den Worten) “die Annahme” u. s. w. definiert er die Reductio ad absurdum.
Obwohl diese unter den Irrtum fällt, so wird sie doch als besondere Art aufgeführt, da
sie zum Schlüsse beiträgt6).
1) Vgl. § XXXV.
2) S. S. 23, Anm. 5.
3) Vgl. S. 29.
4) S. § XVIII.
5) Vgl. § XXXV.
6) Vgl. den Kommentar zu § XLV und XLIII.
 
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