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Charakteristik der einzelnen Masken.
p. 562 die Έφμώτειά πρόβωπα auf diesen Hermon zurückgeführt1, sei es, daß er sie erfunden hat,
sei es, daß er zuerst in ihnen aufgetreten ist, sei es, daß beides der Fall war. Wenn Erwin
Rohde (Kleine Schriften II 419) dagegen eingewendet hat, daß diese Masken der rta
angehören, und deshalb lieber an einen Maskenfabrikanten Hermon aus späterer Zeit denken
wollte, so hat er nicht beachtet, daß die neuere Komödie sehr wohl einen Teil ihrer Masken
von der älteren Komödie übernommen haben kann und daß das für eine der Masken, den
Maison, sogar feststeht (s. oben S. 12). Jetzt wo uns die Bildwerke das Aussehen dieser beiden
Masken kennen gelehrt haben, wird Meinekes Entdeckung glänzend bestätigt. Denn der zweite
Hermonios trägt den altertümlichen Spitzbart, paßt also durchaus in die alte Komödie. Der
Bart des ersten Hermonios aber hat die im fünften Jahrhundert moderne Form, wie wir sie
z. B. bei Sophokles finden. Das scheint freilich für das alte Possenspiel nicht zu passen, aber
es paßt für dessen jüngste Ausläufer, die schon zur mittleren und neueren Komödie hinüber-
leiten. Den Chremylos des Plutos z. B. kann man sich sehr wohl in dieser Maske gespielt
denken. Sie ist die vornehmste aller Komödienmasken, ein kräftiger Mann aus dem Bürgerstand
in der Blüte seiner Jahre. In den uns bekannten Stücken der neueren Komödie kann ich sie
freilich nicht nachweisen. Uber die an den ersten Hermonios erinnernde Personalbeschreibung
des fingierten Gastfreundes aus Mykonos in der Hekyra des Apollodor ist schon oben gesprochen
worden (S. 55 A. 1). Auch der mehr burleske zweite Hermonios scheint in den uns bekannten
Stücken nicht vorzukommen. Dagegen dürfte der mit dem zweiten Hermonios in der Haar-
tracht übereinstimmende Sphenopogon ΓΕΡ 6 (S. 19 Fig. 38—40), der Intrigant (ι·χο4ό-
ΰτροπο^). die gegebene Maske für Charaktere wie den Lyco im Curculio und den Misargyrides
in der Mostellaria sein.
Was sich für die 'Ερμώνιοι. so gut wie beweisen läßt, hat nun Meineke auch für den
Lykomedeios ΓΕΡ 7 (S. 9 Fig. 16—19) vermutet, und dieser Vermutung wird sich ein hoher
Grad von Wahrscheinlichkeit nicht absprechen lassen, zumal auch diese Maske die Haartracht des
fünften Jahrhunderts trägt und in Terrakotten vorliegt, die vor die neuere Komödie fallen (Fig. 16
und 17). Danach hätte also ein sonst unbekannter Schauspieler Lykomedes diese Maske erfunden.
Ihr Charakterzug ist nach Pollux die xokmrpg/yoötü'//. Wie sehr die neuere Komödie es liebte, sich
mit Charakteren dieser Art zu beschäftigen2, sieht man auch daraus, daß nicht weniger als drei
Komiker Stücke mit dem Titel Πολυπράγμων verfaßt haben, Heniochos, Timokles und Diphilos.
Es ist der Wichtigtuer, der sich in alles hineinmischen muß3. Doch zeigt seine Maske auch
einen Zug von Gutmütigkeit. Nachweisen läßt sie sich in den bekannten Stücken nicht. Oder
9 Wenn Albert Müller in seinem Lehrbuch S. 272 A. 2 Meinekes Ansicht als sein· zweifelhaft bezeichnet,
so ist das nur ein weiterer Beleg für die dieses ganze Werk durchziehende Kritiklosigkeit.
2) Vgl. hierzu und zum folgenden das Kapitel über die Personen in dem vorzüglichen Buch von Legrand
Daos p. 64 ff. und die grundlegenden Beobachtungen von Leo Plautinische Forschungen S. 118.
3) Von Theophrast Char. 13 wird dieser Charakter unter dem Titel περιεργία beschrieben; aus der
köstlichen Schilderung mag der Satz: και τον στρατηγόν προσελΐλών ερωτησαι, πότε μέλλει παρατάττεσΟ αι και τι μετά
Charakteristik der einzelnen Masken.
p. 562 die Έφμώτειά πρόβωπα auf diesen Hermon zurückgeführt1, sei es, daß er sie erfunden hat,
sei es, daß er zuerst in ihnen aufgetreten ist, sei es, daß beides der Fall war. Wenn Erwin
Rohde (Kleine Schriften II 419) dagegen eingewendet hat, daß diese Masken der rta
angehören, und deshalb lieber an einen Maskenfabrikanten Hermon aus späterer Zeit denken
wollte, so hat er nicht beachtet, daß die neuere Komödie sehr wohl einen Teil ihrer Masken
von der älteren Komödie übernommen haben kann und daß das für eine der Masken, den
Maison, sogar feststeht (s. oben S. 12). Jetzt wo uns die Bildwerke das Aussehen dieser beiden
Masken kennen gelehrt haben, wird Meinekes Entdeckung glänzend bestätigt. Denn der zweite
Hermonios trägt den altertümlichen Spitzbart, paßt also durchaus in die alte Komödie. Der
Bart des ersten Hermonios aber hat die im fünften Jahrhundert moderne Form, wie wir sie
z. B. bei Sophokles finden. Das scheint freilich für das alte Possenspiel nicht zu passen, aber
es paßt für dessen jüngste Ausläufer, die schon zur mittleren und neueren Komödie hinüber-
leiten. Den Chremylos des Plutos z. B. kann man sich sehr wohl in dieser Maske gespielt
denken. Sie ist die vornehmste aller Komödienmasken, ein kräftiger Mann aus dem Bürgerstand
in der Blüte seiner Jahre. In den uns bekannten Stücken der neueren Komödie kann ich sie
freilich nicht nachweisen. Uber die an den ersten Hermonios erinnernde Personalbeschreibung
des fingierten Gastfreundes aus Mykonos in der Hekyra des Apollodor ist schon oben gesprochen
worden (S. 55 A. 1). Auch der mehr burleske zweite Hermonios scheint in den uns bekannten
Stücken nicht vorzukommen. Dagegen dürfte der mit dem zweiten Hermonios in der Haar-
tracht übereinstimmende Sphenopogon ΓΕΡ 6 (S. 19 Fig. 38—40), der Intrigant (ι·χο4ό-
ΰτροπο^). die gegebene Maske für Charaktere wie den Lyco im Curculio und den Misargyrides
in der Mostellaria sein.
Was sich für die 'Ερμώνιοι. so gut wie beweisen läßt, hat nun Meineke auch für den
Lykomedeios ΓΕΡ 7 (S. 9 Fig. 16—19) vermutet, und dieser Vermutung wird sich ein hoher
Grad von Wahrscheinlichkeit nicht absprechen lassen, zumal auch diese Maske die Haartracht des
fünften Jahrhunderts trägt und in Terrakotten vorliegt, die vor die neuere Komödie fallen (Fig. 16
und 17). Danach hätte also ein sonst unbekannter Schauspieler Lykomedes diese Maske erfunden.
Ihr Charakterzug ist nach Pollux die xokmrpg/yoötü'//. Wie sehr die neuere Komödie es liebte, sich
mit Charakteren dieser Art zu beschäftigen2, sieht man auch daraus, daß nicht weniger als drei
Komiker Stücke mit dem Titel Πολυπράγμων verfaßt haben, Heniochos, Timokles und Diphilos.
Es ist der Wichtigtuer, der sich in alles hineinmischen muß3. Doch zeigt seine Maske auch
einen Zug von Gutmütigkeit. Nachweisen läßt sie sich in den bekannten Stücken nicht. Oder
9 Wenn Albert Müller in seinem Lehrbuch S. 272 A. 2 Meinekes Ansicht als sein· zweifelhaft bezeichnet,
so ist das nur ein weiterer Beleg für die dieses ganze Werk durchziehende Kritiklosigkeit.
2) Vgl. hierzu und zum folgenden das Kapitel über die Personen in dem vorzüglichen Buch von Legrand
Daos p. 64 ff. und die grundlegenden Beobachtungen von Leo Plautinische Forschungen S. 118.
3) Von Theophrast Char. 13 wird dieser Charakter unter dem Titel περιεργία beschrieben; aus der
köstlichen Schilderung mag der Satz: και τον στρατηγόν προσελΐλών ερωτησαι, πότε μέλλει παρατάττεσΟ αι και τι μετά