Die Liebhaber.
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sollten wir oben den Pataikos mit Unrecht als μακροπώγων angesproclien haben, und sollte er
in Wahrheit ein Λυκομήόεεος gewesen sein?
Der Bordellwirt ΓΕΡ 8 (S. 17 Fig. 30—33) erklärt sich selbst. Ich beschränke mich
deshalb darauf zu erinnern, daß es Komödien von Eubulos, Anaxilas und Posidippos gab, in
denen er der Titelheld war.
Von den fünf Liebhabern steht uns der älteste und ernsteste, der νεανίΰκος πάγχρη-
ατος ΝΕΑ 1 (S. 28 Fig. 58) in dem Plesidippus des Kudens, dem Clitipho des Heautontimorumenos,
dem Philolaches der Mostellaria und dem Phaedria des Eunuchen (vgl. S. 55), der zweitälteste,
der feingebildete με λας ΝΕΑ 2 (S. 4 Fig. 3 und 6, vgl. S. 22) in dem Charisios der Epitrepontes vor
Augen. Den drittältesten, den ο v λ ο ς NEA 3 (S. 8 Fig. 14. 15), kennzeichnen die hochgezogenen
Brauen und die Stirnfalte als einen jungen Mann von ernster Sinnesart. Dazu stimmt, daß, wie wir
oben (S. 55 f.) gesehen haben, in dem griechischen Original der Captivi der wackere Tyndarus diese
Maske trug. Auch den απαλός NEA 4 (S. 31 Fig. 61) haben wir im Diniarchus des Truculentus
bereits oben erkannt (S. 5). Ebenso unverkennbar sind, der Pistoclerus in den Bacchides, der Chaerea
in dem Eunuchen1 und der Pheidias in Menanders Kolax Vertreter dieser Maske. Auf dem ein-
zigen Bildwerk, wo wir sie erkennen konnten, dem Friesbild aus casa del centenario scheint die
Situation die zu sein, daß der απαλός, der, wie die Fackel in der Hand des jungen ihn begleiten-
den Sklaven2 erraten läßt, spät von einem Trinkgelage heimkommt, einem vornehmen Knaben3,
den er entweder von dort mitgenommen oder auf dem Wege begegnet hat, liebkosend die Hand
auf den Kopf legt4; der alte Freigelassene des Hauses, der vermutlich sein alter Pädagoge ist,
wie in den Bacchides Lydus der des Pistoclerus, beobachtet von der Haustür aus entsetzt den
Vorgang (s. S. 25 Fig. 54).
Noch fehlt uns aber der liederliche junge Mann, der Trinker und Mädchenverführer, der
„Moschion“5. Ihn haben wir ohne Zweifel in dem zweiten Episeistos zu erkennen. Das einzige
την ανριον παραγγΑΛ herausgehoben werden, weil er auf die freilich beträchtlich ältere Terrakottaflgur des Lyko-
medeios als Landwehrmann (Fig. 17) vorzüglich paßt.
!) V. 986 DEM hem, quid? amat? an seit iam Ule quid meretrix siet? V. 686 PYTH. ad nos deductus
hodie est adulescentulus, quem tu videre vero veiles, Phaedria.
2) S. die Abbildung des ganzen Bildes bei Dieterich Pulcinella Tat'. 2.
3) Das zeigt der sorgfältig drapierte und über den Kopf gezogene Mantel, den ein Sklave nicht tragen
kann. Die Tracht der jungen Sklaven können wir an dem Fackelträger beobachten; es ist ein geschürzter Chiton.
Der Knabe aber erinnert beinahe an die Schuljungen auf der· Vase des Duris. Übrigens sind natürlich sowohl
dieser Knabe als der junge Sklave κωφά πρόσωπα, beide ohne Maske, wie die Begleiter des Miles auf dem Bild
in casa della fontana grande (s. oben S. 5 Fig. 7—9 und S. 22 Fig. 48—50; vgl. auch S. 58).
4) Dieterich a. a. O. S. 14 mußte die Situation schon deshalb verkennen, weil er den jungen Mann für
eine Frau und seine Stephane für eine Kopfbedeckung hielt.
■'j Vgl. Choricius de mimis (Revue de philologie 1877 p. 228) : η καί των ύ'ΐενάνόρον πεποι/ημένοιν προσώπων
Μοσχίων fiev ημαι xareoxevaxtv παρ&ένονς βιάζεσ&αι, Χαιρέστρατος 3ε ωαλτρίας ίραν χτλ. Die Χαιρέστατοι wird man
sich hiernach wohl in der Maske des μίλα; zu denken haben.
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sollten wir oben den Pataikos mit Unrecht als μακροπώγων angesproclien haben, und sollte er
in Wahrheit ein Λυκομήόεεος gewesen sein?
Der Bordellwirt ΓΕΡ 8 (S. 17 Fig. 30—33) erklärt sich selbst. Ich beschränke mich
deshalb darauf zu erinnern, daß es Komödien von Eubulos, Anaxilas und Posidippos gab, in
denen er der Titelheld war.
Von den fünf Liebhabern steht uns der älteste und ernsteste, der νεανίΰκος πάγχρη-
ατος ΝΕΑ 1 (S. 28 Fig. 58) in dem Plesidippus des Kudens, dem Clitipho des Heautontimorumenos,
dem Philolaches der Mostellaria und dem Phaedria des Eunuchen (vgl. S. 55), der zweitälteste,
der feingebildete με λας ΝΕΑ 2 (S. 4 Fig. 3 und 6, vgl. S. 22) in dem Charisios der Epitrepontes vor
Augen. Den drittältesten, den ο v λ ο ς NEA 3 (S. 8 Fig. 14. 15), kennzeichnen die hochgezogenen
Brauen und die Stirnfalte als einen jungen Mann von ernster Sinnesart. Dazu stimmt, daß, wie wir
oben (S. 55 f.) gesehen haben, in dem griechischen Original der Captivi der wackere Tyndarus diese
Maske trug. Auch den απαλός NEA 4 (S. 31 Fig. 61) haben wir im Diniarchus des Truculentus
bereits oben erkannt (S. 5). Ebenso unverkennbar sind, der Pistoclerus in den Bacchides, der Chaerea
in dem Eunuchen1 und der Pheidias in Menanders Kolax Vertreter dieser Maske. Auf dem ein-
zigen Bildwerk, wo wir sie erkennen konnten, dem Friesbild aus casa del centenario scheint die
Situation die zu sein, daß der απαλός, der, wie die Fackel in der Hand des jungen ihn begleiten-
den Sklaven2 erraten läßt, spät von einem Trinkgelage heimkommt, einem vornehmen Knaben3,
den er entweder von dort mitgenommen oder auf dem Wege begegnet hat, liebkosend die Hand
auf den Kopf legt4; der alte Freigelassene des Hauses, der vermutlich sein alter Pädagoge ist,
wie in den Bacchides Lydus der des Pistoclerus, beobachtet von der Haustür aus entsetzt den
Vorgang (s. S. 25 Fig. 54).
Noch fehlt uns aber der liederliche junge Mann, der Trinker und Mädchenverführer, der
„Moschion“5. Ihn haben wir ohne Zweifel in dem zweiten Episeistos zu erkennen. Das einzige
την ανριον παραγγΑΛ herausgehoben werden, weil er auf die freilich beträchtlich ältere Terrakottaflgur des Lyko-
medeios als Landwehrmann (Fig. 17) vorzüglich paßt.
!) V. 986 DEM hem, quid? amat? an seit iam Ule quid meretrix siet? V. 686 PYTH. ad nos deductus
hodie est adulescentulus, quem tu videre vero veiles, Phaedria.
2) S. die Abbildung des ganzen Bildes bei Dieterich Pulcinella Tat'. 2.
3) Das zeigt der sorgfältig drapierte und über den Kopf gezogene Mantel, den ein Sklave nicht tragen
kann. Die Tracht der jungen Sklaven können wir an dem Fackelträger beobachten; es ist ein geschürzter Chiton.
Der Knabe aber erinnert beinahe an die Schuljungen auf der· Vase des Duris. Übrigens sind natürlich sowohl
dieser Knabe als der junge Sklave κωφά πρόσωπα, beide ohne Maske, wie die Begleiter des Miles auf dem Bild
in casa della fontana grande (s. oben S. 5 Fig. 7—9 und S. 22 Fig. 48—50; vgl. auch S. 58).
4) Dieterich a. a. O. S. 14 mußte die Situation schon deshalb verkennen, weil er den jungen Mann für
eine Frau und seine Stephane für eine Kopfbedeckung hielt.
■'j Vgl. Choricius de mimis (Revue de philologie 1877 p. 228) : η καί των ύ'ΐενάνόρον πεποι/ημένοιν προσώπων
Μοσχίων fiev ημαι xareoxevaxtv παρ&ένονς βιάζεσ&αι, Χαιρέστρατος 3ε ωαλτρίας ίραν χτλ. Die Χαιρέστατοι wird man
sich hiernach wohl in der Maske des μίλα; zu denken haben.
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