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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 25): Die Masken der neueren Attischen Komödie — Halle a. S.: Niemeyer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.57695#0078
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70

Charakteristik der einzelnen Masken.


Fig. 88.

die gebräuchlichste Sklavenmaske und als
solche auch unter den Bildwerken ganz außer-
ordentlich häufig. Wir fanden ihn im Vatikan
als Kolossalmaske, mit dem νεανίσκος μέλας als
Pendant. Auf dem Bilde aus Herculaneum
moquiert er sich über eine arme Pseudokore.
Umgekehrt wird er auf einem der Friesbilder
in casa del centenario1 durch die impertinen-
ten Forderungen einer Kupplerin in helle
Wut versetzt, so daß er mit gekrallten Fingern
dasteht, als ob er die Vettel erwürgen möchte
(Fig. 88). Eine aus der Sammlung Misthos
stammende Terrakotta des athenischen Natio-
nalmuseums (Fig. 89)2 zeigt ihn, wie er die
geballten Fäuste vor die Brust erhebend einen
Vorgang beobachtet, der ihn sehr zu ver-
gnügen scheint, eine andere gleicher Pro-

venienz in demselben Museum3, wie er eiligen Schritts offenbar mit wichtiger Botschaft heran-
gelaufen kommt (Fig..90). Bei diesem Exemplar kann man beobachten, wie die Enden der
Speira seitlich etwas vom Gesicht abstehen4. In noch höherem Grade ist das bei einer Terra-
kotta der Sammlung Lecuyer5 der Fall, wo sie förmliche Hörner bilden (Fig. 9i). Das scheint
also eine Vorstufe für die Auflösung dieser Enden in Locken zu sein, wie sie für den έπί-
βειότος ηγεμών Λ OYA 7 (S. 6 Fig. 12) charakteristisch ist. Auch in den uns bekannten
Komödien werden die Hauptsklavenrollen meist in der Maske θεράπων ηγεμών gespielt worden
sein: nur ist es im einzelnen Falle schwer festzustellen, ob von dem ersten ηγεμών oder von
dem επίΰεεϋτος, wie wir das oben (S. 56) bei dem Leonida der Asinaria und dem Pseudolus
gesehen haben. Nur von dem Daos im Heros haben wir feststellen können, daß er ein επί-
Οειϋτος war (s. oben S. 54).

*) Mon. dell. Inst. XI tav. 31; danach unsere Abbildung. Vgl. Maaß Ann. d. Inst. 1881 p. 142 f.
2) Nach einer Institutsphotographie. Mus. Nr. 5055 (Misth. 429). H. 0,145. Vermutlich aus Myrina.
Über die Farbenreste schreibt Rodenwaldt: „Haar braun, Gesicht, Hände und Füße rotbraun, Augensterne
schwarz, Lippen rot, Chiton rotbraun, Schuhe und leerer Raum zwischen den Beinen dunkel (blau?)“. Auch bei
Winter a. a. Ο. II 425, 2.
s) Nach einer Institutsphotographie. Aus der Sammlung Misthos 540. H. 0,21. Vermutlich aus Myrina.
Auch bei Winter a. a. Ο. II 427, 7.
4) Über eine andere Variante, die kleine Spitze über der Stirn, ist schon oben S. 4 gehandelt.
5) Collection Lecuyer pl. D 5, 1. H. 0,175. Bei Winter a. a. Ο. II 425, 7, der bemerkt: „aus Kleinasien,
vermutlich Myrina“.
 
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