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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 25): Die Masken der neueren Attischen Komödie — Halle a. S.: Niemeyer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.57695#0094
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86

Die Klassen der Masken-Bildwerke.

komischen Marmormasken ebenso treue Wiedergaben der neueren Komödie wie die myrinäischen
Terrakotten.
Auch die Komödienszenen auf Wandgemälden und Reliefs gehen wohl alle sicher
auf die neuere Komödie zurück; nur haben die Interpreten die dargestellten Situationen
häufig genug mißverstanden. Als ihre bildliche Vorlage kommen einerseits die Votivgemälde
einzelner Dichter und Schauspieler1, andrerseits die illustrierten Buchausgaben in Betracht.
Ich glaube aber, daß weitaus in den meisten Fällen die letzteren als Quelle anzusehen sind,
so für die Friese und die imitierten Tafelbilder der casa del centenario, die übrigen im
Vorhergehenden herangezogenen Gemälde aus Pompeji und Herculaneum2, sowie das Neapler
Relief (S. 62 Fig. 85). Bei diesem ist der architektonische oder richtiger szenische Hintergrund
natürlich Zutat des Bildhauers. Die guirlandentragenden Bukranien zu beiden Seiten des Thor-
bogens, der verschnörkelte Giebel, der durchaus an die barocken Giebel der Wandmittelfelder
in casa Tiberina und in dem Haus der Livia erinnert3, und die ornamentierten Quadern in den
Türfeldern, die uns von den Wänden des frühen zweiten Dekorationsstils her so wohl bekannt
sind4, beweisen, daß das Relief etwa in die Zeit Casars gehört5 *. Daher darf auch die Szenerie
nicht zu Schlüssen für das Aussehen einer älteren hellenistischen Dekoration verwandt werden.
Ähnlich steht es mit den Maskengruppen. Auch sie finden sich bekanntlich schon früh
auf Votivreliefs; aber auch für die Personenverzeichnisse der illustrierten Handschriften hat man
sie mit Recht postuliert8. Auf solche gehen sicher die im Vorhergehenden vielfach verwerteten
Maskengruppen aus dem Haus an der Stabianerstraße zurück7, die deutlich die Personen be-
stimmter Stücke, nach ihrem gegenseitigen Verhältnis gruppiert, zusammenstellen. Nur kann ich
es nicht mehr aufrecht erhalten, daß alle in dem einzelnen Stück vorkommenden Masken oder
auch nur die aller Hauptpersonen dargestellt sind, wie ich andrerseits jetzt den Kopf des Ketos
in der Andromedagruppe für einen Zusatz des Wandmalers halte, den ich für die Recon-
struction und die Inszenierung des Stücks nicht hätte verwerten dürfen. Hingegen könnte die
Andeutung der Meeresklippen ganz gut auf die Handschrift zurückgehen. Ebenso sind die
1) Reisch Griech. Weihgeschenke S. 145 f. Ein solches Votivrelief, das freilich nicht eine Szene des sieg-
reichen Stücks, sondern den Dichter selbst vor der Aufführung zeigt, haben wir oben S. 78 f. in dem Menander-
relief des Lateran kennen gelernt.
2) S. 5 Eig. 7—9, S. 22 Fig. 48—50, S. 24 Fig. 53, S. 25 Fig. 51, S. 31 Fig. 61, S. 42 Fig. 72, S. 63 Fig. 86,
S. 70 Fig. 88.
3) Mon. d. Inst. XI tav. 22. 23, XII tav. 18. 23.
4) Mau Gesch. der dec. Wandmalerei 125 ff. Schreiber Reliefs Grimani 25 denkt seltsamerweise an einen
Belag aus Metallplatten, und das an einer scaena ductilis.
5) Reisch in seinem mit Dörpfeld herausgegebenen Buche über das griechische Theater 328 setzt das
Relief ins zweite Jahrhundert v. Chr. Die richtige Datierung gibt Sieveking zu Brunns Denkm. 630.
6) S. Arch. Zeit. XXXVI 1878 S. 24, Leo Rhein. Mus. XXXVIII 1883, 345, Bethe Terentius, Cod. Ambros,
praef. 53 s.
7) Siehe S. 28 Fig. 58, S. 39 Fig. 67, S. 40 Fig. 70, S. 79 Fig. 97 ; S. 40 Fig. 69.
 
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