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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0211
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Isabeüa d'Rste uhd ihre Verhandlungen mit Perugino (1497 bis 1505). 1Q1
mit leeren Versprechungen abgespeist. Am 23. November erhielt er, ohne
in Perugia anwesend zu sein, von den Prioren 40 Fiorini für das Wappen
Papst Julius II., das er, jedenfalls während seines Aufenthaltes daselbst im
Sommer, auf die Mauern des Stadthauses und auf die fünf Haupttore der
Stadt gemalt hatte. Es scheint, daß Perugino zunächst Florenz nicht
verlassen hat. Die Korrespondenz der Marchesa Isabella mit ihren Be-
auftragten in Florenz orientiert uns einigermaßen über den Aufenthalt
Peruginos in dieser Zeit.
Am 29. Januar 1504 gibt er, zugleich mit 22 anderen Künstlern, in
Florenz ein Gutachten ab über den geeignetsten Platz zur Aufstellung
von Michelangelos David. Wenige Tage nach dieser Sachverständigen-
sitzung, welche die Aufstellung des David an Stelle der Judith Donatellos
links vom Portal der Signoria anriet, begibt sich der Wanderlustige
wieder nach Perugia. Von dort aus verhandelt er vom 20. Februar bis
zum 1. März mit dem Sindaco einer weißen Brüderschaft, der cDisciplinati
Bianchi» seiner Vaterstadt Castello di Pieve. Er will das von ihm ver-
langte Fresko der Anbetung der Könige, das eigentlich 200 Fiorini wert
wäre, für 100 Fiorini malen, und zwar soll dieser Betrag in vier Raten
zu je 25 Fiorini ausgezahlt werden. Da auch das noch der armen
Brüderschaft zu viel ist, so begnügt er sich mit 75 Fiorini. Das Fresko
ist noch heute im Oratorium der Brüderschaft erhalten und 1504 datiert.
Es scheint, daß Perugino das Bild nicht sofort, sondern erst während
seines zweiten Aufenthaltes in der Heimat, im Sommer 1504, ausgeführt
hat. Zunächst blieb er in Perugia, wo er vom Collegio del Cambio
eine Zahlung von 140 Fiorini und 27 Soldi empfing. Im April tauchte
er wieder in Florenz auf und entschuldigte sich brieflich bei der
Marchesa Isabella: Er sei von Karneval bis Ostern krank gewesen und
habe deshalb das Bild noch nicht begonnen, werde es aber in 2^ Monaten
abliefern. Ohne die Arbeit in Angriff zu nehmen/ reiste er sofort wieder
nach Perugia, wo ihn außer dem Sposalizio vor allem die Fertigstellung
des Freskobildes für seine Heimatsstadt Castel di Pieve drängte.
Von Mitte November 1504 bis Anfang Februar 1505 finden wir ihn
dann wieder in Florenz. Er fertigt zunächst den Karton für das Bild
der Marchesa, überträgt ihn auf die Leinwand und beginnt mit der
Untermalung. Den Vertrauten der Marchesa, die ihn häußg aufsuchen,
i Herr Dr. Georg Gronau machte mich darauf aufmerksam, daß in der Auto-
graphensammiung des Herrn B. FiHon sich ein aus Fiorenz, lß. August 1504, datierter
Brief Peruginos an die Marchesa Isabeüa befand, in weichem die Meister baldige Ab-
lieferung des Bildes verspricht. Der Brief, dessen Stii der ungelenken Ausdrucksweise
Peruginos entspricht, ist von G. Charavay, «Invent. d'Autogr. de B. Fillon?', Paris, 1879,
Tome 2, Seite 298 reproduziert worden. Siehe die urkundlichen Nachrichten.
 
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